Euro am Sonntag-Fondsspecial

Liquid-Alternative-Fonds: Wann ein Investment sinnvoll ist

11.02.17 12:00 Uhr

Liquid-Alternative-Fonds: Wann ein Investment sinnvoll ist | finanzen.net

Die neue Fondsflut: Neue Strategiefonds drängen auf den Markt. Sie heißen Multi-Strategy, Absolute Return oder Long/Short.

von Julia Groß, Euro am Sonntag

Es geht doch nichts über einen schönen Namen. Der Begriff Liquid Alternatives taucht neuerdings immer häufiger in den Finanznachrichten auf. Eine allgemeingültige Definition, was darunter zu verstehen ist, existiert zwar nicht. Doch in der Regel wird Liquid Alternatives als Sammelbegriff für eine breite Palette von Investmentstrategien für Fonds verwendet. Darunter auch solche, die typischerweise von Hedgefonds angewendet werden. Und "Liquid" steht für die tägliche Handelbarkeit der Fonds.



Es ist ein Begriff für Marketingzwecke, denn Fondsgesellschaften sehen in Liquid Alternatives einen lukrativen Markt. Die Zahl der Fonds, die in diese Kategorie fallen, hat sich einer aktuellen Analyse der Rating-Firma Scope zufolge in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Auch €uro am Sonntag hat sich mit der Flut der Multi-Asset- und Absolute-Return-Fonds bereits mehrfach kritisch auseinandergesetzt (Ausgaben 15/2016, 23/2016). Heute sind in Deutschland fast 700 Fonds in dieser Kategorie zugelassen, das darin verwaltete Vermögen beläuft sich aktuell auf 340 Milliarden Euro.

Zugang zu Short-Strategien

Nur weil die Fondsanbieter ein hohes Absatzpotenzial wittern, muss die Grundidee aber nicht schlecht sein. Schließlich bekommen Anleger mit den Fonds einen transparenten, regulierten und täglich handelbaren Zugang zu Hedgefondsstrategien, der ihnen sonst verwehrt bliebe. Im Gegensatz zu klassischen Aktien-, Renten- oder Mischfonds setzen Liquid Alternatives auch auf fallende Kurse. Das ermöglicht theoretisch, in jedem Umfeld eine positive Performance zu erzielen.

Diversifikation lautet demnach auch das meistgenannte Argument der Anbieter, warum Anleger sich ein entsprechendes Produkt ins Depot legen sollten. Doch ob ein Liquid-Alternative-Fonds wirklich zur Risikostreuung beiträgt, sollte jeder Investor mit Blick ins persönliche Depot ganz genau hinterfragen.


Gemäß der Scope-Analyse haben viele der von Hedgefonds inspirierten Strategien eine hohe positive Korrelation zu Aktienmärkten, sie entwickeln sich also häufig in die gleiche Richtung. Das Gegenteil sei beim Vergleich mit der Entwicklung der Rentenmärkte der Fall. Wer also ohnehin das Depot voller Aktienfonds hat, braucht sich von einem Alternative-Produkt keinen riesigen Absicherungseffekt zu versprechen. Ein sehr zinslastiges Portfolio dagegen lässt sich tendenziell damit aufpeppen.

Bei der Auswahl gilt es außerdem, das Fondsvolumen zu beachten. Angesichts der Flut an neuen Fonds werden Produkte, denen es nicht gelingt, ausreichend Mittel einzusammeln, schnell wieder vom Markt verschwinden. Auf der anderen Seite stoßen alternative Strategien bei sehr großen Fondsvolumina an ihre Grenzen. Deshalb wurde beispielsweise der beliebte Nordea Stable Return zuletzt für Neuinvestoren geschlossen. In der Investor-Spalte rechts stellen wir zwei etablierte, mittelgroße Fonds vor.


Investor-Info

JPM Gl. Macro Opportunities
Globale Trends nutzen

Das Managementteam von JP Morgan spielt Volkswirtschaftsthemen und setzt etwa mit Aktien auf eine Erholung in Europa oder mit Devisen- und Anleiheinvestments auf globale Zinsunterschiede. Dabei dürfen Derivate eingesetzt werden. Bei diesem Fonds überzeugt vor allem die langfristige Performance: In den vergangenen fünf Jahren hat er im Durchschnitt um fast sieben Prozent pro Jahr zugelegt. Aktien machen derzeit fast 70 Prozent und Anleihen 15 Prozent des Portfolios aus.

Henderson UK Absolute Return
Klassisch Long/Short

Allen Brexit-Befürchtungen zum Trotz brummt die britische Wirtschaft. Auch an den Börsen läuft es rund. Den Fondsmanagern Luke Newman und Ben Wallace kann jedoch ziemlich egal sein, ob das so bleibt, denn sie setzen sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse britischer Aktien. Im vergangenen Jahr gingen ihre Wetten nicht immer auf, aber der Fonds hielt sich stabil. Aufgrund der starken Schwankungen des Pfunds empfehlen wir die währungsgesicherte Tranche.

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