Fondsregulierung: Bevormundung oder Schutz?

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Ein Regulierungsvorhaben der EU erregt die Gemüter der Anleger. Der Europä­ische Ausschuss für System­risiken ESRB hat Empfehlungen erarbeitet, wie die Liquiditätssteuerung von Fonds in Krisen verbessert werden könnte.

Ziel ist es zu verhindern, dass massenhafte Rückgaben von Fondsanteilen einen Kursrutsch auslösen oder beschleunigen. Der ESRB schlägt verschiedene Maßnahmen vor, die Fondsanbietern neue Spielräume eröffnen, darunter "Gates"‚ "Swing Pricing" und "Side Pockets".

Bei "Gates" können Anleger nur einen kleinen Teil ihrer Anteile innerhalb eines bestimmten Zeitraums zurückgeben. "Swing Pricing" ermöglicht den Fondsgesellschaften, einen Abschlag auf den Anteilswert festzulegen, falls viele Anleger zugleich aussteigen wollen. Mit "Side Pockets" können illiquide von liquiden Vermögenswerten in einem Portfolio abgespalten werden.

Der ESRB hat diese und weitere Empfehlungen an die EU- Wertpapieraufsicht ESMA und die EU-Kommission geschickt, die sich nun damit befassen werden. "Bis es zu einer Konkretisierung der Regulierung kommt, dürften zwölf bis 18 Monate verstreichen", sagt Rüdiger Sälzle, Chef des Analysehauses FondsConsult.

Die Reaktionen auf die Vorschläge fallen gemischt aus. Der Fondsverband BVI begrüßte sie. Er sieht in den empfohlenen Maßnahmen zur Liquiditätssteuerung das mildere Mittel gegenüber der Schließung eines Fonds. Der Verband verweist darauf, dass in anderen Ländern die entsprechenden Werkzeuge bereits zur Verfügung stehen.

Auf der anderen Seite werden die geplanten Maßnahmen als Bevormundung des Anlegers gesehen, der in seiner Handlungsfreiheit eingeschränkt wird.

Fondsexperte Sälzle differenziert: "Wenn sich die geplanten Maßnahmen auf Anlageklassen mit geringer Liquidität wie Hochzinsanleihen beschränken, sind sie sinnvoll", sagt er. "Sollten dagegen alle Anlageklassen erfasst werden, wäre das absoluter Nonsens."







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