Fonds: Wie Stifter investieren
07.11.15 15:00 Uhr
Stiftungen müssen sicher anlegen, wollen aber auch möglichst hohe Erträge. Diese Bedürfnisse bedient eine Reihe spezialisierter Fonds. Sie eignen sich auch für defensive Anleger.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Zwei Adler unter goldener Sonne. Wer aufmerksam durch Halle an der Saale streift, kennt dieses Motiv. Es befindet sich am historischen Waisenhaus, dem Herzstück der Franckeschen Stiftungen. 1698 durch den Theologen und Pädagogen August Hermann Francke gegründet, lernen, lehren, arbeiten und leben heute über 4.000 Menschen in dem Gebäudeensemble.
Stiftungen haben hierzulande eine lange Tradition. Und die Idee, mithilfe eines Vermögens gemeinnützige Zwecke zu fördern, ist heute lebendiger denn je. 20.784 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts zählte der Bundesverband Deutscher Stiftungen Ende vergangenen Jahres. Noch vor 15 Jahren war die Zahl nur rund halb so hoch. Insgesamt verwalteten diese Einrichtungen 2014 mindestens 100 Milliarden Euro und gaben rund 17 Milliarden Euro, davon geschätzt vier bis fünf Milliarden aus eigenen Erträgen, für satzungsgemäße Zwecke aus.
Im Rampenlicht stehen naturgemäß die großen Stiftungen - seien es die von Volkswagen, Bertelsmann oder Robert Bosch. Denn aufgrund ihres Milliardenvermögens lassen sie jährlich beachtliche Summen in kulturelle oder wissenschaftliche Projekte fließen. Doch den Löwenanteil bei den deutschen Stiftungen machen die kleineren Einrichtungen aus: Mehr als 70 Prozent von ihnen verfügen über ein Stiftungskapital von weniger als einer Million Euro.
Wie für die großen Vertreter ihres Fachs gilt auch für die kleinen Stiftungen die eherne Regel: Ihren gemeinnützigen Zweck erfüllen sie mit den Erträgen aus dem Stiftungsvermögen, während sie dieses selbst nicht antasten. Denn eine Stiftung ist auf Dauer angelegt und kann in der Regel nicht aufgelöst werden.
Reine Spekulation ist tabu
In puncto Kapitalanlage stellt das viele Einrichtungen vor Herausforderungen: Denn einerseits möchte eine Stiftung möglichst hohe Renditen auf ihren Kapitalstock erzielen, um ihren gemeinnützigen Zweck so gut es geht zu erfüllen. Andererseits sollen die eingegangenen Risiken so gering wie möglich sein, um am Ende nicht das Stiftungskapital zu gefährden. "Sie brauchen klare Anlagerichtlinien", sagt Hans Fleisch, Generalsekretär beim Bundesverband Deutscher Stiftungen. "Reine Spekulation ist verboten."Den Rahmen für die Geldanlage geben unter anderem die Stiftungsgesetze der Bundesländer vor. Im Bayerischen Landesstiftungsgesetz zum Beispiel heißt es: "Das Vermögen der Stiftung ist sicher und wirtschaftlich zu verwalten." Bei Verfehlungen können ernsthafte Konsequenzen drohen. So wurde Ende 2014 einer Stiftung vom Finanzgericht Münster die Gemeinnützigkeit aberkannt. Als Folge fielen auch die steuerlichen Vergünstigungen für die Einrichtung weg. Die Stiftung hatte überwiegend Kredite an Unternehmen vergeben, die über keinen Nachweis einer Bonität oder Sicherheiten verfügten. Das Gericht beurteilte diese einseitig ausgerichtete Anlagepolitik als nicht angemessen.
Zahlreiche kleine Stiftungen wollen sich dem Risiko, das mit der Kapitalanlage verbunden ist, nicht aussetzen. Und bei vielen reichen schlicht die laufenden Erträge nicht aus, um einen professionellen Vermögensverwalter zu beschäftigen. "Etliche kleine Stiftungen geben die Vermögensverwaltung deshalb komplett bei ihrer Hausbank ab", so Stiftungsexperte Fleisch.
Das kann, muss aber nicht unbedingt eine gute Lösung sein. So weiß Fleisch von einer 17 Millionen Euro schweren Stiftung, die ihr Vermögen über eine Bank managen ließ. Nach Abzug der Verwaltungskosten kamen zuletzt nur noch 0,5 Prozent Ertrag bei der Stiftung an. "Das reichte nicht mal mehr, um die Inflation auszugleichen."
Doch steht Wohltätern auch noch ein anderer Weg offen, ihr Kapital zu verwalten: über Stiftungsfonds, die Fondsgesellschaften genau zu diesem Zweck aufgelegt haben. Dabei handelt es sich im Grunde um defensive Mischfonds, die überwiegend auf Anleihen und zum kleineren Teil auf Aktien setzen. Eine verbindliche Definition für den Begriff Stiftungsfonds gibt es allerdings nicht, ebenso keine Vorgaben zum Anlagestil. In der Regel legen diese Fonds ihr Augenmerk aber auf realen Kapitalerhalt und ordentliche Erträge.
Und: Sie eignen sich - trotz des Namens - nicht nur für Stiftungen. Denn es sind Publikumsfonds, die von jedem Privatanleger erworben werden können. Eine Reihe von ihnen bietet zudem günstige Gebühren. Für Harald Braml, Analyst beim Analysehaus FondsConsult, sind die Fonds "für Anleger, die den ersten Schritt in den Aktienmarkt machen wollen, durchaus geeignet".
Sehr unterschiedliche Fonds
Braml hat vor wenigen Monaten in einer Studie die am deutschen Markt befindlichen Stiftungsfonds untersucht. Insgesamt stellte er fest, dass die Mehrheit der Fonds unter dem Risiko-Rendite-Aspekt über die vergangenen drei Jahre gut bis sehr gut abschnitt. Als Vergleich diente der Durchschnitt einer Gruppe von defensiven Mischfonds. Der Wertzuwachs der guten und sehr guten Stiftungsfonds lag in diesem Zeitraum meist bei 20 bis 30 Prozent, der maximale Verlust in der Regel bei zwei bis drei Prozent.Gleichwohl verweist Braml darauf, dass sich die Fonds mit Blick auf die Erfüllung der Anlagebedürfnisse einer Stiftung teilweise äußerst stark unterscheiden. Als Ausreißer bei den Anlagegrundsätzen hebt er den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen hervor. "Dieser weist mit seiner sehr hohen Aktienquote und dem Nebenwertefokus ein äußerst dynamisches Risikoprofil auf", so Braml. Als Einzelinvestment für eine Stiftung sei er deshalb - trotz der starken Wertentwicklung über die vergangenen Jahre - nicht zu empfehlen. Als Beimischung in einem rentenlastigen Portfolio sei er aber zu vertreten.
Ein Fonds, der in besonderem Maß den Anlagebedürfnissen von Stiftungen und kirchlichen Einrichtungen gerecht wird, ist dagegen der BKC Treuhand Portfolio. Er ist speziell für nachhaltig orientierte Anleger geeignet, die in ein konservativ aufgestelltes Portfolio investieren möchten. Ebenfalls konservativ ausgerichtet, dabei aber flexibler, ist der LAM-Stifterfonds-Universal. "Wer defensiv und dazu nachhaltig anlegen möchte, findet in guten Stiftungsfonds eine passende Lösung", bilanziert Braml.
Investor-Info
BKC Treuhand Portfolio
Der Nachhaltige
Dieser Fonds der Paderborner Bank für Kirche und Caritas (BKC) setzt sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen stark auf Nachhaltigkeit. In der Regel ist er zu 70 Prozent in europäischen Anleihen und zu je 15 Prozent in Aktien und alternativen Anlagen wie derzeit etwa einen Gold-ETF investiert. In den vergangenen Jahren konnte der Fonds seine Ausschüttungsrendite von rund drei Prozent nahezu konstant halten. Zudem ist die Gesamtkostenquote von 0,71 Prozent niedrig.
LAM-Stifterfonds-Universal
Der Flexible
Maximal 25 Prozent Aktien im Portfolio hält der Stifterfonds, der von der Lampe Asset Management (LAM; Tochter des Bankhauses Lampe) gelenkt wird. Der Löwenanteil entfällt auch bei diesem defensiven Mischfonds auf Rentenpapiere. Diese werden in puncto Laufzeiten sehr flexibel gemanagt, um Zinsänderungsrisiken zu minimieren. Der Fonds strebt eine Ausschüttung von zwei Prozent pro Jahr an; 2014 lag er mit 1,79 Prozent leicht darunter. Die Gesamtkostenquote ist günstig.
Frankfurter Aktienfonds
Der Aktienlastige
Mit seiner auf Nebenwerte fokussierten Anlagepolitik ist der Frankfurter Aktienfonds
für Stiftungen kein sehr konservatives Investment. Doch für einen Aktienfonds hält Fondsmanager Frank Fischer die Risiken sehr gut im Griff. Generell investiert er in stark unterbewertete Firmen mit guter Marktstellung. Dabei nutzt er auch Stimmungsindikatoren, um rechtzeitig Risiko aus dem Fonds zu nehmen. Von dem seit 2008 bestehenden Portfolio gibt es seit 2013 auch eine ausschüttende Anteilsklasse (ISIN: DE 000 A1J SWP 1).Weitere News
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