Schritte aus der Krise: Wie Südeuropa vorankommt
22.10.16 12:00 Uhr
Die Gläubiger loben Griechenland, Spanien bekommt womöglich eine handlungsfähige Regierung - aber Italien beunruhigt die Investoren.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Bei den Bürgern verliert Alexis Tsipras an Zustimmung. Von den EU-Finanzministern erfährt Griechenlands Ministerpräsident dagegen Beifall. Denn seine Regierung liefert. Alle 15 geforderten Reformen, darunter der Verkauf von Staatsbesitz und der Umbau des Rentensystems, wurden nach Prüfung der Eurogruppe innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens auf den Weg gebracht.
"Griechenland hat enorme Anstrengungen unternommen", lobt Frankreichs Finanzminister Michel Sapin. Als Gegenleistung werden 2,8 Milliarden aus dem 86 Milliarden Euro schweren Hilfsprogramm nach Athen überwiesen.
Auch wenn das mit 177 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldete Land noch lange nicht über dem Berg ist: Die Freigabe einer weiteren Tranche interpretieren Anleger als Schritt aus der Krise. Am Dienstag erreichte der griechische Leitindex mit 590 Punkten ein neues Dreimonatshoch.
Die Börsenerholung sollte an Fahrt gewinnen (siehe Investor-Info). Kursfantasien entzünden sich an der Belebung der Wirtschaft. Im kommenden Jahr ist laut Tsipras ein Plus von 2,7 Prozent drin. Sollten Athen, wie vom IWF gefordert, auch noch Schulden erlassen werden, dürften die Notierungen weiter nach oben gehen. Die Regierung wäre dann in der Lage, konsumfördernde Steuersenkungen einzuräumen. Bislang aber spricht sich vor allem Deutschland gegen einen Schuldenschnitt aus.
Hellere Perspektiven unterstellen Investoren auch dem spanischen Aktienmarkt. Der IBEX 35 hat trotz guter Konjunkturdaten seit Jahresanfang zwar rund acht Prozent verloren. Verantwortlich für die Baisse ist der mittlerweile neun Monate währende politische Stillstand. Nun aber erwägt die Sozialistische Partei, die bislang nur geschäftsführende Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy zu tolerieren. Europas viertgrößte Volkswirtschaft benötigt dringend eine handlungsfähige Administration, um einen neuen Haushalt zu verabschieden. Ohne Budget können Mittel für staatliche Investitionen nicht abgerufen werden. Auch lässt sich der von der Eurogruppe geforderte Abbau der Neuverschuldung nicht umsetzen.
Portugal hofft auf Rating
Kurstreibende makroökonomische Faktoren lassen sich für den portugiesischen Aktienmarkt dagegen kaum erkennen. Das Risiko eines kräftigen Rückschlags, der auch die Börsen in Athen, Madrid und Rom belasten würde, ist jedoch geringer geworden. Die Linksregierung in Lissabon geht jedenfalls davon aus, dass die kanadische Ratingagentur DBRS Portugal im Gegensatz zu Moody’s und S & P weiter mit "Investment-Grade" beurteilen wird. Nur dann kann die EZB im Rahmen ihrer quantitativen Lockerung weiterhin portugiesische Staatsanleihen erwerben. Würde DBRS den Daumen senken, müsste Portugal wohl erneut unter den Rettungsschirm flüchten, was die Angst der Investoren vor einem Wiederaufflammen der Eurokrise befeuern dürfte.Bleibt Italien. Am 4. Dezember findet das Referendum über die Verfassungsänderung von Ministerpräsident Matteo Renzi statt. Gibt es keine Mehrheit, sind ein Rücktritt des Reformers Renzi und Neuwahlen nicht auszuschließen. Auch will die bislang oppositionelle Fünf-Sterne-Bewegung dann ein Referendum über den weiteren Verbleib des Landes in der Eurozone anstrengen. Stimmen die Bürger für den "Italeave", wäre die Sanierung der Banken gefährdet und die Wirtschaftsleistung würde einbrechen. Und die EU wäre mit einer Herausforderung konfrontiert, die im Vergleich zum Brexit ungleich schwerer zu lösen wäre.
Investor-Info
Lyxor FTSE Athex Large Cap
Trendwende möglich
Der ETF bildet die Wertentwicklung der 25 größten an der Börse in Athen gelisteten Unternehmen nach. Das sind unter anderem Hellenic Telecom, der Schmuckhersteller Folli Follie und die Alpha Bank. Viele der Unternehmen im Index haben erfolgreiche Umstrukturierungen durchgeführt und erzielen nun Gewinne. Auf Sicht von einem Jahr hat der ETF dennoch 15 Prozent verloren. Eine Kurserholung ist mittlerweile aber nicht mehr unwahrscheinlich. Doch nur Mutige kaufen.
Aktien Südeuropa UI
Südliche Mischung
Manager Andreas Hauser investiert breit in die Mittelmeerregion. Je 27 Prozent der Mittel hat der Fonds in spanische und italienische Aktien gesteckt, 29 Prozent entfallen auf französische Werte, kleinere Positionen hält Hauser in portugiesischen und griechischen Titeln. Trotz eines schwierigen Börsenumfelds erzielte der Fonds innerhalb von drei Jahren 16 Prozent. Auch wenn der Manager überzeugt, der Fonds eignet sich nur zur Beimischung für risikobereite Anleger.Weitere News
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