Golfstaaten-Investments: Macht Scheich reich?
Der steigende Ölpreis, Tourismus und wachsender Reformdruck machen die Golfstaaten zu einem interessanten Investment-Ziel. Doch vieles hängt weiterhin vom Ölpreis ab.
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von Gerard Al-Fil, Euro am Sonntag
Lange wurde weltweit vom schier unbegrenzten Reichtum der Staaten am Persischen Golf geschwärmt, heute plagen die Regierungen vor Ort längst profane Geldprobleme wie andere Nationen auch. So wird 2017 Saudi-Arabien, das mit 268 Milliarden Fass die zweitgrößten Ölreserven der Welt beherbergt, das dritte Haushaltsdefizit in Folge einfahren.
Einfacher Grund: Die Ölpreise sind derzeit mit knapp 50 US-Dollar je Barrel (159 Liter) zu niedrig für die hohen Ausgaben der Regierung in Riad. Saudi-Arabien benötigt laut dem IWF 67 US-Dollar pro Fass Rohöl, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Nur der Kleinstaat Kuwait erzielt ab 50 Dollar pro Fass einen Haushaltsüberschuss. "Die Golfstaaten müssen weitere Subventionen kürzen, neue Einnahmequellen wie Steuern erschließen, die Privatwirtschaft stärken und den Anteil der einheimischen Bevölkerung am öffentlichen Dienst senken", mahnte Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), bei ihrer Golfstaaten-Tour Mitte 2016 an. Bis 2021 so schätzt der IWF, werden die sechs Länder des Golfkooperationsrats - Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar, Vereinigte Arabische Emirate (VAE) und Oman - ein Defizit von 700 Milliarden Dollar auftürmen, falls die erhoffte Ölpreis-Rally unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ausbleibt.
Immerhin haben die zuletzt anziehenden Energiepreise Regierung, Volk und Investoren neue Hoffnung gemacht. Denn die Organisation erdölexportierender Länder hat es nach langem Ringen geschafft, sich auf eine Produktionskürzung von 1,2 Millionen Barrel pro Tag ab Januar 2017 zu einigen. Diese gilt zunächst für sechs Monate, mit der Option, dass sie um sechs Monate verlängert wird. Damit könnte es in der ersten Jahreshälfte 2017 erstmals seit Ende 2013, so die Rohstoffexperten der Commerzbank, zu einem Angebotsdefizit auf dem Ölmarkt kommen. Wie weit die Ölnotierung in den kommenden Jahren steigen kann, hängt stark von der Förderdisziplin der OPEC-Staaten ab.
Rally in Riad
Die kleine Preisrally war für Anleger immerhin Grund genug, wieder auf die Börsen zwischen Dubai und Riad zu setzen. Der saudi-arabische Aktienmarkt reagierte auf die schon jetzt einsetzende deutliche Erholung der Ölnotierung mit kräftigen Gewinnen. Seit Oktober bringt es der Tadawul All Share auf ein Plus von 33 Prozent. Hilfreich war auch die Platzierung der ersten saudi-arabischen Staatsanleihe in Höhe von 17,5 Milliarden US-Dollar. Der bisher volumenstärkste Bond eines Schwellenlands war international mehrfach überzeichnet.Der IWF schätzt daher weiter, dass im Jahr 2017 das BIP im Saudi-Reich, traditionell Zugpferd unter den Golfstaaten, um 1,2 Prozent wächst. Weil die Petrodollars nicht mehr ganz so stark fließen wie bisher, ist die Sparorgie weiter in vollem Gang. So haben alle GCC-Regierungen ihre jahrzehntelange Subventionspolitik für Sprit beendet. Wie in Deutschland schwanken seit Kurzem die Preise an den Zapfsäulen in Abu Dhabi oder Kuwait mit den Weltmarktnotierungen für Erdöl.
Im September kürzte die saudische Regierung die Ministergehälter um 20 Prozent. Etwa zwei Drittel der 20 Millionen Saudis (das Land beheimatet zusätzlich elf Millionen Ausländer) arbeiten in Ministerien und Behörden, doch im Rahmen des Regierungsprogramms "Vision 2030" will der stellvertretende Saudi-Kronprinz Mohammed Bin Salman den öffentlichen Dienst um 40 Prozent verkleinern.
Umbau im Gang
Aber auch der Umbau der Wirtschaft steht ganz weit oben auf der Agenda des saudischen Prinzen. Bis zum Jahr 2030 will er den Anteil von Öl und Gas an der Volkswirtschaft Saudi-Arabiens von aktuell 47 Prozent auf etwa elf Prozent drücken. Saudi-Vize Mohammed Bin Salman versprach neulich bis 2026 etwa die Hälfte des weltgrößten Ölkonzerns Saudi Aramco an die Börse zu bringen. Noch im April sprach er von nur fünf Prozent, die der eine Billion Dollar schwere Konzern unter die Anleger streuen wolle. Die "Mutter aller Börsengänge" könnte sogar den Mega-IPO von Chinas B2B-Onlineplattform Alibaba Group übertreffen.Doch nicht nur Saudi-Arabien beflügelt die Fantasie der Anleger. "Die Golf-Emirate sind nach dem Iran die am meisten diversifizierte Volkswirtschaft in Nahost", weiß Garbis Iradian, Chefvolkswirt beim internationalen Bankenverband IIF in Washington, "und sie profitieren von ihrer lebhaften Bau-, Handels- und Tourismusbranche". Allein im Jahr 2015 kamen 14 Millionen Reisende nach Dubai, 25 Millionen will das Emirat anlocken, wenn es die Welt zur Expo 2020 einlädt. Im selben Jahr will Mohamed Alabbar, Chairman des Immobilienentwicklers Emaar Properties, den in Bau befindlichen Dubai Tower einweihen, der laut Alabbar "einen Tick höher als der Burj Khalifa (829 Meter, höchster Turm der Welt, Anm. d. Red.) ausfallen wird". Doch noch ist Konsolidierung angesagt. Gerade haben National Bank of Abu Dhabi und First Gulf Bank ihre im Frühjahr angekündigte Fusion besiegelt. Firmenzusammenschlüsse sind ein Weg, die "Arabien AG" zu stärken.
Neue Ideen fürs Morgenland
Neue Ideen braucht das Morgenland, meint deshalb Emaar-Lenker Alabbar. "Wenn selbstfahrende Autos Dubais Straßen erobern, werden wir die ersten Parkplätze schließen und darauf neue Bürogebäude bauen." Die ersten Tests mit solchen Autos laufen bereits im Herzen von Dubai. Regent Scheich Mohammed Bin Raschid gab höchstpersönlich grünes Licht. Außerdem hat Alabbar mit dem saudischen Staatsfonds eine Milliarde Dollar in eine neue, gemeinsame E-Commerce-Firma Noon.com investiert, Arabiens Antwort auf Amazon & Co. Noon soll über 20 Millionen Produkte online feilbieten. Ein IPO soll 2021 folgen. Das Start-up Careem (arabisch: "gesegnet"), die in Dubai beheimatete Orientversion des Carsharing-Anbieters Uber, will bereits 2019 listen.Gary Dugan, Chefanlagestratege bei Wealth Management bei der Bank Emirates NBD in Dubai, ist daher sehr optimistisch, dass Aktionäre bald von der neuen Web-Welle belohnt werden könnten. Er sieht für Aktien in den Vereinigten Arabischen Emiraten 15 Prozent Kurspotenzial im ersten Quartal, auch weil aufgrund der Ölpreisschocks "ein neuer innovativer Wind durch die Wüste weht".
Investor-Info
Dubai Ports World
Energische Expansion
Dubai Ports World ist eine der treibenden Kräfte hinter den Bestrebungen des Emirats, vom Öl unabhängig zu werden. Der Konzern setzt stark auf das Wachstum im Osten, das durch die "Neue Seidenstraße"-Politik Chinas geprägt ist. Der drittgrößte Containerhafen-
Betreiber baut zügig Häfen in Ostasien, Russland und Afrika aus. Dubai Ports World betreibt 77 Häfen auf allen Kontinenten.
Schroder ISF Middle East
Günstige Bewertungen
Das Immobilienunternehmen Emaar Properties, Saudi Telecom und Commercial International Bank Egypt sind die drei Topwerte von Manager Tom Wilson. Mit 21 Prozent ist der Fonds am stärksten in den Vereinigten Arabischen Emiraten investiert, danach folgen mit 18 Prozent Titel aus Saudi-Arabien. Daneben sind Unternehmen aus Kuwait, Katar, Türkei und Ägypten im Portfolio gut vertreten. Die Aktien weisen im Schnitt ein Kurs-Gewinn-
Verhältnis von knapp 13 Prozent auf.
Magna Mena Fund
Für Risikobereite
Die weitere Öffnung Saudi-Arabiens dürfte der Börse in Riad zusätzlich Schub geben. Gut für den Magna MENA von Charlemagne Capital, der sich auf Aktien aus Nordafrika und dem Nahen Osten konzentriert. Titel aus Saudi-Arabien machen mehr als die Hälfte des Fonds aus. Dabei setzt Fondsmanager Akhilesh Baveja auf Banken und Versicherungswerte. Titel aus den Vereinigten Arabischen Emiraten summieren sich auf etwa ein Viertel des Fonds. Das Ergebnis kann sich mit einem Gewinn von knapp 40 Prozent in drei Jahren durchaus sehen lassen. Für risikobereite Anleger zur Beimischung geeignet.Ausgewählte Hebelprodukte auf DP World
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