Euro am Sonntag

Brasilien: Dilma muss weg

25.03.16 12:30 Uhr

Brasilien: Dilma muss weg | finanzen.net

Brasilien befindet sich in einer schweren ökonomischen und ­politischen Krise. Trotzdem ziehen die Börsenkurse an. Die Anleger rechnen mit ­einem Erfolg des Amtsenthebungsverfahrens gegen Präsidentin Dilma Rousseff.

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von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Noch bevor die Olympischen Sommerspiele begonnen haben, feiert das Gastgeberland Rekorde. Vergangenes Wochenende erlebte São Paulo die bislang größte Protestversammlung seiner Geschichte. 1,4 Millionen Bürger demonstrierten gegen die skandalöse Aufarbeitung des Korruptionsskandals um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras.



Die Forderungen nach dem Rücktritt von Staatspräsidentin Dilma Rousseff zeugen aber auch von zunehmenden Existenzängsten. Die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt steckt in der schwersten Rezession seit 25 Jahren. Schon im vergangenen Jahr schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um 3,8 Prozent. Und für das laufende Jahr erwartet Barclays Capital ein weiteres Minus von 3,1 Prozent. Innerhalb eines Jahres stieg die Arbeitslosigkeit von 6,5 auf neun Prozent - das ist der höchste Stand seit dem Jahr 2012.

Trotz der miesen Bilanz sieht sich Rousseff weiter in der Pflicht. Ihrer Meinung nach würde ein Rücktritt die ökonomische Talfahrt beschleunigen.


Die Anleger sehen das anderes. Sie setzen auf einen politischen Wechsel. Seit Mitte Januar kletterte der Leitindex Bovespa um mehr als 30 Prozent. Getragen wird der Kursaufschwung auch von den anziehenden ­Rohstoffpreisen und Anzeichen einer wirtschaftlichen Stabilisierung im Reich der Mitte. China ist der bedeutendste Handelspartner Brasiliens. Auch der Real tendiert stärker. In den letzten vier Wochen legte er gegenüber Euro und Dollar um circa zehn Prozent zu. Im vergangenen Jahr noch hatte Brasiliens Währung massiv verloren.

Noch aber wehrt sich Rousseff gegen ein bereits eingeleitetes Amtsenthebungsverfahren. Auch ihren Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva will sie schützen. Wie schon gegen zahlreiche Politiker der regierenden Arbeiterpartei hat die Staatsanwaltschaft auch gegen ihn Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts eingeleitet. Doch Mitte dieser Woche ernannte Rousseff Lula zum Kabinettschef der Regierung. Der Ex-Präsident kann nun nur noch vom Obersten Gericht Brasiliens zur Verantwortung gezogen werden. Lula aber gilt als entschiedener Gegner der Sparpolitik. Setzt er seine ­Linie durch, hätte dies fatale Folgen: Mittlerweile haben alle drei Ratingagenturen die Bonität Brasiliens auf Ramschstatus herabgestuft. Ist Lula erfolgreich, müsste das Land Investoren künftig höhere Zinsen bieten. Eine bis 2027 auf Dollar lautende Staatsanleihe rentiert bereits bei 6,25 Prozent.

Entscheidung im Mai

Die Hoffnungen der Anleger auf einen politischen Neuanfang sind nicht unbegründet. Das Analysehaus Euroasia Group rechnet damit, dass es im Mai eine Abstimmung über den Verbleib von Rousseff im Amt gibt - und sie das politisch nicht überlebt.


Deshalb ist es gut möglich, dass die Sommerspiele von ihrem Nachfolger oder ihrer Nachfolgerin eröffnet werden. Ob sich der Kursaufschwung dann in dem Maß wie bisher fortsetzt, ist indes fraglich. Bessere volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen, die die Gewinnchancen der Firmen erhöhen, gibt es nicht in Rekordzeit.

Investor-Info

BNY Mellon Brazil Equity
Aufholjagd gestartet

Im vergangenen Jahr verlor der Fonds noch 30 Prozent. 2016 hat Manager Rogerio Poppe zumindest einen Teil der Verluste wieder wettgemacht - er bringt es bisher auf ein Plus von fünf Prozent. Poppe ist mit 30 Prozent in Finanzwerten wie Banco Bradesco investiert. Zu den Favoriten zählen auch der Flugzeugbauer Embraer und der Betreiber von Con­tainerterminals Santos Brasil. Der Fonds ist aussichtsreich, Anleger müssen aber hohe Schwankungen vertragen können.

HSBC Gif Brazil Bond
Reale Fantasie

Der Fonds investiert in Anleihen, die von der brasilianischen Regierung, Behörden oder brasilianischen Unternehmen begeben oder garantiert werden. Die Bonds lauten überwiegend auf Real. Brasiliens Währung hat in den vergangenen Wochen zu Euro und Dollar deutlich aufgeholt. Mit einem Zuwachs von gut 15 Prozent seit Jahresanfang ist der HSBC Brazil derzeit der beste Emerging-Markets-­Rentenfonds in unserer Fondsstatistik. Doch nur sehr ­risikofreudige Anleger steigen ein.

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Bildquellen: Filipe Frazao / Shutterstock.com, mangostock / Shutterstock.com

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