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BlackRock-Stratege: "Kein Ende des Bullenmarkts"

aktualisiert 16.09.15 17:38 Uhr

BlackRock-Stratege: "Kein Ende des Bullenmarkts" | finanzen.net

Russ Koesterich, der Chefanlagestratege von BlackRock, über Chancen nach dem Börsenabsturz, die Krise in China und wie sich der Goldpreis entwickeln wird.

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von Alexander Sturm, Euro am Sonntag

€uro am Sonntag: Herr Koesterich, zuletzt sind die Börsen abgestürzt. Wie geht es weiter?
Russ Koesterich:
Die Korrektur hat Aktien ein Stück Wert zurückgegeben, gerade in Europa. Wir erwarten eine Erholung an den globalen Börsen, allerdings bei höheren Schwankungen.

Was sind Ihre Favoriten bei europäischen Aktien?
Finanzwerte werden günstiger als der Markt gehandelt und profitieren von den Schwankungen vor der Zinswende. Bei zyklischen Werten bevorzugen wir Autowerte, die weniger anfällig für die Schwäche Chinas sind und von einer Konjunkturerholung in Europa profitieren, etwa französische Firmen.

Die US-Aktienrally läuft seit 2009, die Kurse laufen schon lange seitwärts und schwanken nun heftig. Droht ein Ende?
Wir sehen noch kein Ende des Bullenmarkts. Trotz der Konjunkturabkühlung in China ist die US-Wirtschaft robust. Die Berichtssaison zum zweiten Quartal war besser als befürchtet. Und die zweite Jahreshälfte könnte besser werden. Es ist nicht 2008. Wir stehen nicht am Rand einer Finanzkrise oder einer globalen Rezession.

Viele US-Firmen leiden unter dem starken Dollar, die Zinswende könnte ihn noch stärken. Liegt darin nicht eine Gefahr?
Die Zinsen werden unserer Ansicht nach nicht raketenhaft, sondern langsam steigen. Auch haben die jüngst enttäuschenden Arbeitsmarktdaten eine Anhebung im September unwahrscheinlicher gemacht. Die hohen Schwankungen dürften nach einem ersten Zinsschritt abebben. Die Zinswende bedeutet nicht das Ende der Welt.

Trotzdem trifft sie Aktien. Welche dürften am meisten leiden, welche robust bleiben?
Immobilienaktien sind anfällig, da sie bisher stark von niedrigen Zinsen profitierten. Auch Dividendenstrategien dürften angesichts steigender Zinsen weniger gefragt sein. Pharmawerte hingegen sollten robust bleiben.

Rohstoffe sind so billig wie seit über sechs Jahren nicht mehr. Könnte eine Wende anstehen?
Der starke Dollar belastet alle Rohstoffe. Öl dürfte wegen des Überangebots länger billig bleiben und mittelfristig zwischen 50 und 70 Dollar pendeln. Auch Gold dürfte schwach bleiben, da die Inflationserwartungen weltweit niedrig sind und das Angebot steigt. Nur Industriemetalle wie Kupfer und Palladium scheinen reif für die Wende. Aber das Potenzial ist begrenzt.

Wie sind die Aussichten für die Schwellenländer?
Schwellenländer leiden, da Investoren wegen der Zinswende Kapital in die USA umschichten. Einzelne Länder wie Südkorea, Taiwan und Mexiko bieten aber Chancen. Allgemein ziehen wir Asien Südamerika vor.

Trotz der Krise in China?
Die Stimmung ist schlechter als die Fundamentaldaten. Wir erwarten keine harte Landung der chinesischen Konjunktur.

Reden wir über Anleihen. Wo gibt es noch Erträge?
US-amerikanische Hochzinsanleihen und Schwellenländer- Bonds in Lokalwährung bieten Chancen. Auch US-Staatsanleihen sind etwas attraktiver geworden. Papiere aus Portugal bieten wegen der Griechenland-Krise einen Renditeaufschlag.

Wie gefährlich sind politische Risiken? In Griechenland sind bald Neuwahlen ...
Griechenland dürfte noch Jahre die Märkte beschäftigen. Für gefährlicher halten wir aber das geplante Referendum um den Verbleib Großbritanniens in der EU. Das dürfte ein kritischer Punkt für Europa werden.

Billionenmann
Russ Koesterich verantwortet mit seinem Team bei BlackRock die Anlage von 4,7 Billionen Dollar. So viel Geld steuert weltweit kein anderer Vermögensverwalter. Koesterich, der seit 2005 bei BlackRock arbeitet, hat Geschichte und Wirtschaft studiert.

Bildquellen: Marcel Siegle/Blackrock, TunedIn by Westend61 / Shutterstock.com