Russische Aktien: So stehen die Chancen auf einen Siegeszug
Bei der Fußball-WM weiß das Land bisher zu überzeugen. Doch für Wirtschaft und Börse sind die Aussichten durchwachsen.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Der Jubel kennt keine Grenzen. Nach Siegen gegen Saudi-Arabien und Ägypten hat Russlands Fußball-Nationalmannschaft das Ticket fürs Achtelfinale gelöst. Bereits acht Tore stehen auf ihrem Konto. Mit derart erfolgreichem Fußball hat vor dem Beginn des Turniers fast niemand gerechnet.
So euphorisch die Stimmung auf den Straßen ist, so unterkühlt ist sie auf dem politischen Parkett. Seit März 2014 hat der Westen Sanktionen gegen Russland verhängt, als Strafe für die Annexion der Krim. Die mögliche Beeinflussung des US-Wahlkampfs, die vermeintliche Attacke auf Sergei Skripal und die Unterstützung der Assad-Regierung in Syrien haben dafür gesorgt, dass das Verhältnis frostig geblieben ist.
Vor zweieinhalb Monaten legte die US-Regierung nach und verbot Investments in ausgewählte russische Unternehmen. Der Rubel stürzte daraufhin ab, der Leitindex RTS gab binnen weniger Tage um 13 Prozent nach. Bis Mitte Mai erholte sich das Aktienkursbarometer zwar wieder etwas, doch in den vergangenen vier Wochen ging es erneut abwärts.
Die jüngste Schwäche hat zwei Gründe. Zum einen konnte der Ölpreis seinen Rekordstand von Mitte Mai nicht halten und fiel merklich. Weil das Öl- und Gasgeschäft in Russland ein Grundpfeiler der Wirtschaft ist, beeinflussen die Rohstoffnotierungen den Aktienmarkt unmittelbar. Zum anderen war die Stimmung gegenüber Schwellenländern zuletzt mäßig. Davon war auch Russlands Aktienmarkt betroffen.
Börse hängt am Ölpreis
Allein die vergangenen Monate zeigen, dass russische Aktien ein heißer Ritt sein können. Die Abhängigkeit vom Ölpreis ist so groß, dass es quasi zu einem Gleichlauf der Moskauer Börse mit der Notierung des schwarzen Golds kommt. Anleger, die in den Leitindex investieren wollen, sollten also stets eine Meinung zum Ölpreis haben.
Auch die Entwicklung in Sachen Sanktionen ist offen. Sollten die USA weitere Strafmaßnahmen treffen, könnte dies Anleger erneut verschrecken. Viele Experten halten jedoch die Reaktionen des Markts Anfang April für übertrieben. "Das volkswirtschaftliche Bild hat sich durch die neue Runde an Sanktionen kaum verändert", sagt David Rees, Schwellenländerstratege bei der Bank J. Safra Sarasin.
Vor allem der erhöhte Ölpreis sorgt für Stabilität, aber auch die Tatsache, dass Staat und Unternehmen relativ gering verschuldet sind. Der schwächere Rubel gilt sogar als Glücksfall für Russlands Exporteure. "Die schwache Währung sorgt für höhere Einnahmen, niedrigere Kosten und damit für höhere Margen", sagt Egor Kiselev von der russischen Investment-Boutique TKB Investment Partners.
Neben den Risiken bietet Russlands Aktienmarkt für Anleger auch einige Verlockungen. An vorderster Stelle stehen die hohen Dividenden, die die Konzerne ausschütten. Rund 6,5 Prozent Dividendenrendite winken derzeit im Mittel.
Günstig bewerteter Markt
Der hohe Wert kommt auch dadurch zustande, dass russische Papiere sehr billig sind. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei sechs - in keinem anderen breiten Markt erhalten Anleger Aktien so günstig. "Gegenüber anderen Schwellenländern liegt der Bewertungsabschlag bei 40 bis 50 Prozent", sagt Szopo.
Auch die Geldpolitik liefert ein Argument für russische Titel. Anders als in vielen anderen Ländern befindet sich die Zentralbank noch auf einem Lockerungspfad. "In den kommenden zwölf bis 24 Monaten erwarten wir weitere Zinssenkungen", sagt Kiselev. Möglich macht das unter anderem die für Russland sehr niedrige Inflationsrate. Sie beträgt derzeit nur 2,4 Prozent, dürfte allerdings Ende 2018 wieder auf 3,5 bis vier Prozent steigen - ein für russische Verhältnisse akzeptabler Wert.
Ein schnelles Wachstum der Wirtschaft sollten Anleger indes nicht erwarten. Der Internationale Währungsfonds rechnet 2018 mit einem Plus von 1,7 Prozent, 2019 mit 1,5 Prozent. "Das ist zwar nett, doch die Zeiten bis 2007, als Russland beim Wirtschaftswachstum ein Highflyer war, sind vorüber", so Szopo.
Beim Thema wirtschaftliche Reformen geht es ebenfalls nur schleppend voran. Immerhin wurde vor wenigen Tagen eine Erhöhung des Rentenalters beschlossen. Es soll bei Frauen von aktuell 55 Jahren bis 2034 schrittweise auf 63 Jahre klettern. Das Eintrittsalter für Männer wird binnen zehn Jahren von 60 auf 65 Jahre angehoben. Schon lange hatten Reformpolitiker in Russland eine Heraufsetzung des Rentenalters gefordert, das im internationalen Vergleich niedrig ist. Mit der Maßnahme soll dem drohenden Arbeitskräftemangel als Folge der schrumpfenden Bevölkerung vorgebeugt werden.
Für so manchen Anleger ist die Aussicht auf weitere Reformen weniger eine begründete Hoffnung als vielmehr ein theoretischer Bonus. "Werden Reformen nicht oder nur langsam umgesetzt, hat das keinen Effekt auf russische Aktien, da jeder mit diesem Szenario rechnet", sagt Kiselev. Bewege sich Russland überraschenderweise doch stärker als erwartet, könne dies dagegen als Kurstreiber wirken.
Auf den Straßen Russlands wird trotz der durchwachsenen Aussichten gefeiert - zumindest bis zum Ende des Achtelfinales. Für die Stimmung im Land werden die Erfolge der Nationalmannschaft sicherlich gut sein.
Mittel- bis langfristige Auswirkungen auf die Wirtschaft werden von der WM dagegen nicht ausgehen. Die Investitionen in das Turnier sind abgeschlossen, und dass die verbesserte Infrastruktur künftig mehr Touristen anziehen wird, gilt als unwahrscheinlich. In ihrer guten Laune werden sich die Fans davon aber nicht bremsen lassen.
Investor-Info
Wirtschaftswachstum
Starke Schwankungen
Die russische Wirtschaft hat sich sehr wechselhaft entwickelt. In den Jahren vor der Finanzkrise wuchs sie rasch, brach 2009 dann aber umso stärker ein. Die Rezession 2015 und 2016 basiert auf dem Verfall des Ölpreises. Im laufenden Jahr gilt ein Wachstum von 1,7 Prozent als wahrscheinlich.
Parvest Russia Opportunities
Breites Engagement
Einer der renditestärksten Russland-Aktienfonds der vergangenen Jahre ist der Parvest Equity Russia Opportunities. Fondsmanager Dan Fredrikson weicht mit seiner Titelauswahl teils deutlich von gängigen Indizes ab. Das hat zur Folge, dass der sonst so übermächtige Energiesektor nur noch ein Viertel des Portfolios ausmacht und die verschiedenen Branchen für einen Russland-Fonds sehr ausgewogen gewichtet sind.
Xtrackers MSCI Russia Capped
Günstiger Einstieg
Kann man in einen Fonds investieren, der Note 5 trägt? Ja, wenn man weiß, was man davon erwarten darf und was nicht. Der Xtrackers MSCI Russia Capped enthält 54 Prozent Aktien von Energieunternehmen. Dazu kommt die Aktie der Sberbank, die 20 Prozent ausmacht. Geht es diesen Titeln gut, haussiert auch der ETF. Gibt es Probleme, geht es steil bergab. Aber sehr kostengünstiger Einstieg in Russlands Aktienmarkt.
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01.12.2011 | Sberbank of Russia buy | Société Générale Group S.A. (SG) | |
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29.08.2011 | Sberbank of Russia buy | Société Générale Group S.A. (SG) | |
03.06.2011 | Sberbank of Russia buy | Société Générale Group S.A. (SG) | |
27.05.2011 | Sberbank of Russia overweight | Morgan Stanley |
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