Euro am Sonntag-Anleihe-Tipp

Schwellenländer-Anleihen: Welche heiß begehrt sind

14.10.16 15:00 Uhr

Schwellenländer-Anleihen: Welche heiß begehrt sind | finanzen.net

Die jüngste Prognose des IWF untermauert die Wachstumsdifferenz zu den Industrie-Staaten. Emerging-Markets-Aktien, vor allem aber Anleihen locken trotz Rally weiterhin zum Kauf.

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Warum Emerging Markets ins Port­folio gehören? In den vergangenen Tagen wurden Argumente bestätigt, die ein langfristiges Engagement begründen. Anfang September fand in der chinesischen Metropole Guangzhou der G 20-Gipfel statt. Unter dem Vorsitz Pekings trafen sich die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und diskutierten Möglichkeiten, die globale Konjunktur anzukurbeln.



Auf die Emerging Markets kommt es dabei besonders an. Sie müssen die nur marginalen Wachstumsraten der Industriestaaten kompensieren. Vieles spricht dafür, dass sie ihrer Funktion als Wachstumstreiber der Weltwirtschaft gerecht werden. Auch wenn sie zwischenzeitlich schwierige Phasen durchleben, die Dynamik ist intakt.

In den 80er-Jahren betrug der Anteil der Schwellenländer am Wachstum des Weltbrutto­inlandsprodukts 31 Prozent. Heute sind es nach einer Studie von Templeton Asset Management bereits 67 Prozent. Schon aufgrund demografischer Entwicklungen wird sich das ökonomische Gewicht zugunsten der Schwellenländer weiter erhöhen. Am Ende dieses Jahrhunderts werden nach Berechnungen der Stiftung Weltbevölkerung etwa 89 Prozent der Erdbewohner in den sich ent­wickelnden Ländern leben.


Ein großer Prozentsatz wohnt dann in Städten. Wie stark der Urbanisierungstrend in den Emerging Markets schon jetzt ist, welche konjunkturelle Dynamik er entfacht - auch dafür ist Guangzhou ein gutes Beispiel. 1980 zählte die Stadt 1,7  Millionen Einwohner, 2020 sollen es bereits über 16 Millionen sein. In der Metropole ziehen die Einkommen kräftig an, die Lust zum Shoppen wächst. Euromonitor International zufolge gab jeder Bewohner Guang­zhous im Jahr 2014 rund 16.300 Dollar für Konsumzwecke aus, etwa doppelt so viel wie der Durchschnittschinese.

ETFs mit Rekordzuflüssen

Allerdings verläuft der Aufstieg der Schwellenländer keineswegs stetig. Die rückläufige Nachfrage nach Rohstoffen und politische Krisen stürzten zuletzt Russland und Brasilien in eine schwere Wirtschaftskrise. Auch die Sorge um das mögliche Platzen einer Immobilienblase im Reich der Mitte sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder für erhebliche Unruhe unter den Investoren.

Aktien-, aber auch Anleihemärkte der Schwellenländer sind und bleiben daher trotz ­guter Perspektiven riskant. Die Kursentwicklungen unterliegen immer wieder heftigen Schwankungen. Das Jahr 2013 etwa beendete der MSCI-Emerging-Markets-Aktienindex mit einem Minus von 15 Prozent. 2014 ging es um zehn Prozent nach oben. 2015 flohen Investoren jedoch erneut aus der Anlageklasse. Laut dem Fondsanalysehaus Morningstar zogen sie 44 Milliarden Euro aus Schwellenländer-­Publikumfonds und Exchange Traded Funds (ETFs) ab. Unterm Strich aber bleibt ein Renditeplus: Auf Sicht von fünf Jahren legte der MSCI Emerging Markets um 18 Prozent zu - bei einem Volatilitätswert von hohen 22 Prozent.


Weniger nervös reagieren Anleihen. Der iShares JP Morgan Emerging Markets Bond weist im Zeitraum von fünf Jahren eine Volatilität von 6,8 Prozent auf und erzielte 37 Prozent Plus. Auch 2016 sind die Bonds gesucht. 26 Milliarden Euro wurden in entsprechende Fonds und Indexpapiere gesteckt, die ETF-Branche vermeldet zuletzt sogar Rekordzuflüsse. Folge: Der ­iShares JP Morgan $ Emerging Markets Bond schaffte seit Anfang Januar sechs Prozent. Auf gleich 15 Prozent bringt es der Index JP Morgan EMBI Global Diver­sified, der Hartwährungsanleihen sowie Bonds in lokaler Währung abbildet.

Kann nach der bereits starken Entwicklung die Bondrally weitergehen? Paul McNamara von der Investmentgesellschaft GAM sagt Ja. Seiner Beobachtung nach haben sich Anlagen aus den Schwellenländern immer dann besonders gut entwickelt, wenn die Volkswirtschaften der Emerging Markets deutlich stärker wuchsen als die Industriestaaten. "Weitet sich die Differenz aus, führt dies in der Regel zu einer Outperformance der Schwellenländer", erläutert Mc­Namara. Genau das sagt der ­Internationale Währungsfonds für das kommende Jahr voraus. Seiner jüngsten Prognose zufolge werden die Schwellenländer im Schnitt um 4,6 Prozent zulegen, die Industriestaaten dagegen nur um 1,8 Prozent.

Begehrte Bonds

Nicht nur höhere Wachstumsraten sprechen dafür, Schwellenländerbonds weiterhin zu halten bzw. in dieses Segment einzusteigen. In den vergangenen drei Jahren ist es einer ganzen Reihe von Staaten gelungen, Leistungsbilanzdefizite abzubauen. Indien beispielsweise weist zum ersten Mal seit neun Jahren ein kleines Plus auf.

Die verbesserte Leistungsbilanz wiederum reduziert nicht nur die Abhängigkeit der Staaten von ausländischem Kapital, sondern auch die Gefahr von Staats­pleiten. Zudem haben die Schwellenländer Verbindlichkeiten abgebaut. Ihre Verschuldungsquote liegt im Schnitt bei nur 40 Prozent. Staaten der Eurozone sind da in ganz anderen Dimensionen unterwegs. Dennoch werfen Schwellenländerbonds mehr ab als Anleihen der Industriestaaten. Der Index JP Morgan Emerging Markets Lo­cal Bond etwa weist eine mittlere Rendite von 6,2 Prozent auf. Gegenüber US-Staatsanleihen ist das ein Aufschlag von mehr als fünf, zu Bundesanleihen von 6,6 Prozentpunkten.

Ängste, die US-Notenbank oder die Europäische Zentralbank würden der Attraktivität der Anlageklasse nachhaltig schaden und Investoren aus den Industriestaaten zum massiven Abzug ihrer Mittel aus den Schwellenländern bewegen, sind unbegründet. Zwar werden bei einer Rückführung der lockeren Geldpolitik Dollar und Euro profitieren, doch mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Zinserhöhungen maßvoll und keinesfalls in kurzen Abständen erfolgen. Und auf die Kurse von US-Staatsanleihen und Bundesanleihen wirken sie sich negativ aus - frei von Risiken sind auch diese lange Zeit als sicher eingestuften Zins­papiere damit nicht mehr.

Investor-Info

JP Morgan EM Small Cap
Kursgewinne mit Click

Eine Milliarde Euro haben Anleger Amit Mehta und Austin Forey anvertraut. Die beiden Manager streuen die Mittel geografisch breit in Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung. China ist mit 19 Prozent gewichtet, im Portfolio finden sich zudem Aktien aus Brasilien, Ägypten und Indonesien. Top-Favorit ist das südafrikanische Gesundheitsunternehmen Clicks Group. Auf Sicht von fünf Jahren erzielte der Fonds 65 Prozent, der Vergleichs­index bringt es nur auf 35 Prozent.

BlackRock EM Bond
Spekulative Staatsanleihen

Da können Bundesanleihen nicht mithalten: Die Staatspapiere, in die Manager Sergio Paz investiert, werfen bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 4,8 Jahren im Schnitt 6,2 Prozent ab. Im Portfolio finden sich allerdings Emittenten mit hochspekulativem Rating. Venezuela - im Vergleich zur Benchmark deutlich höher gewichtet - ist mit "CCC" eingestuft, der Irak bringt es nur auf "B-". Die Vielzahl der Titel reduziert jedoch die Gefahren eines Zahlungsausfalls. Zudem hat sich der Mut zum Risiko bisher ausgezahlt: In den letzten fünf Jahren legte der Fonds um 63 Prozent zu.

Nordea 1 - Em Local Debt
Volatile Devisen

Auch Staatsanleihen der Schwellenländer in lokaler Währung sind attraktiv verzinst. Im Vergleich zu Hartwährungsanleihen sind die Risiken jedoch höher. Der Brasilianische Real, der Russische Rubel und die Türkische Lira sind schwankungsanfällige Devisen. Sie sind im Nordea-Fonds prominent vertreten. Der Fonds eignet sich daher nur für mutige ­Anleger. Die freuen sich allerdings über ein Plus seit Jahresanfang von zwölf Prozent.

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