Managed-Future-Fonds

Gewinne programmiert: Erfolgreiche Trendfolger

aktualisiert 29.10.10 09:56 Uhr

Wo Kollege Computer den Fondsmanager ersetzt: Nach einer Durststrecke ziehen die Kurse von Managed-Futures-Fonds wieder an

Werte in diesem Artikel

von Peter Gewalt, Euro am Sonntag

Trendfolgefonds liegen voll im Trend. So trivial das Wortspiel, so wahr die Aussage. Denn zum ersten Mal in der Geschichte haben die Portfolios, die mit Börsenterminkontrakten auf Auf- und Abwärtsbewegungen an den weltweiten Finanzmärkten setzen, den Thron der Hedgefondsbranche erobert. Weltweit waren im vergangenen Monat rund 233 Milliarden US-Dollar in Managed-Future-Fonds gebunden, so viel wie in keiner anderen Hedgefondsstrategie.

Wer­bung

Der Grund für diese Geldanziehungskraft ist simpel: Die computergestützten Handelsmodelle werfen Renditen ab, die andere Fondsmanager innerhalb und außerhalb der alternativen Investmentszene grün vor Neid werden lassen. In den vergangenen zehn Jahren erzielten die Managed-Future-Fonds im Schnitt 125 Prozent Gewinn. Zum Vergleich: Der MSCI World notiert im gleichen Zeitraum leicht im Minus.

Der Vorteil von Trendfolgefonds gegenüber klassischen Aktien- oder Anleihefonds: Sie können, unabhängig davon, ob ein Markt nach oben oder unten geht, profitieren. Mit Short- oder Long-Produkten auf Rohstoffe, Anleihen, Aktien, Zinsen und Währungen lässt sich bei allen Marktbewegungen Geld verdienen. Hauptsache, es wird erkannt, wann ein Trend startet und wann er zu Ende ist.

Wer­bung

Star der Branche, was Rendite und verwaltetes Vermögen betrifft, ist die Londoner Man Group mit ihrem AHL-Diversified-Handelssystem. Den steilen Aufstieg zur Nummer 1 in der hart umkämpften Hedgefondsbranche haben die Briten in großem Maß den Ergebnissen ihres computergesteuerten Handelssystems zu verdanken, das anhand statistischer Modelle auf Trends in den Finanzmärkten setzt.

Dazu wertet der Computer riesige Datenströme der globalen Kapitalmärkte nach Signalen für Preis­trends aus. Vom Australischen Dollar bis zu Zink – täglich analysiert AHL die Daten von über 200 Märkten. Und das 24 Stunden lang. „Besonders gut entwickelt sich unser Portfolio in Krisensituationen“, sagt Keith Balmer, Portfoliomanager bei AHL, „dann verkaufen Investoren in der Regel riskante Anlagen und kaufen gleichzeitig sichere“. Starke und damit gewinnbringende Trends seien die Folge. Eindrucksvoll zu beobachten war dies 2008, als die Finanzmärkte kollabierten und der AHL-­Diversified-Managed-Futures-Fonds knapp 33 Prozent gewann.

Wer­bung

Aber nicht immer greift der Ansatz. Zwischen Oktober 2001 und April 2002 verlor AHL rund 21 Prozent an Wert, vergangenes Jahr ging es ebenfalls deutlich nach unten. Gift für Trendfolger wie AHL sind Zeiten, in denen Marktbewegungen innerhalb weniger Tage oder Wochen wechseln und die Schwankungsbreite an Märkten niedrig ist.Dennoch bleibt die Gesamtwertentwicklung beeindruckend: Seit 1990 kommt der 23 Milliarden Dollar schwere Fonds auf eine Rendite von rund 17 Prozent jährlich. Und: In keinem rollierenden Dreijahreszeitraum kam es zu Verlusten. Ein Erfolgsfaktor: Seit dem Start des Fonds vor knapp 20 Jahren verbessern Mathematiker und Statistiker ständig das AHL-System, dessen Name sich aus den Initialen der Physiker und Gründer Adam, Harding und Lück zusammensetzt. Auch heute sind es Wissenschaftler, nicht Investment­banker, die das System mit neuen Erkenntnissen füttern. Angesagt sind Formeln statt Unternehmensbesuche, Wahrscheinlichkeitsberechnungen statt Bilanzanalysen.Daher sinnieren AHL-Wissenschaftler in der englischen Universitätsstadt Oxford in Zusammenarbeit mit dem Oxford-Man Institute of Quantitative Finance über die Zukunft des Systems. Geforscht wird dort etwa über die mathematischen Strukturen der Finanzmärkte oder effiziente Handelsstrategien.

Denn die Konkurrenz schläft nicht. Der in Deutschland bekannteste Vertreter der Managed-Future-Branche ist Superfund. Auch bei der öster­reichischen Gesellschaft wird die Trendfolgestrategie optimiert. So ins­tallierten die Experten um Gründer Christian Baha zuletzt ein kurzfristiges Handelssystem, um das bestehende Gesamtsystem zu verbessern. „Dies hat die Volatilität gesenkt und zuletzt zur positiven Wertentwicklung beigetragen“, erklärt Michael Harneit, Geschäftsführer Superfund Asset Management. Wie viele andere Managed-Future-Portfolios profitieren die verschiedenen Superfund-Produkte derzeit von deutlichen Marktbewegungen. Die Edel­metall- und Agrarmärkte haussieren, die Aktienmärkte legen zu, und der Dollar schwächelt. Zudem hat die Zahl der Tage, an denen klare Trends herrschen, laut Harneit gegenüber 2009 von 28 auf 44 Prozent zugelegt. Einen breiteren Ansatz als AHL und Superfund verfolgt Sebastian Qureshi, der den Dachfonds HI Varen­gold CTA Hedge A mitverantwortet. Qureshi investiert in zehn Asset Manager mit Fokus auf Managed Futures.

An der Auswahl geeigneter Portfolios mangelt es Qureshi nicht. „Angesichts des Wachstums der Branche kommen immer neue Ma­nager mit neuen Ansätzen nach“, erklärt der Gründer der Varengold Wertpapierhandelsbank AG. Und das sei gut so, denn „je größer etablierte Fonds werden, desto eher geht die Rendite zurück, da diese bei sehr hohem Anlagevolumen zum Teil nicht mehr so flexibel agieren können.“ Ohnehin besteht die Gefahr, dass die Managed-Future-Branche mittelfristig Opfer ihres Erfolgs wird. Ziel der Trendfolgefonds ist es schließlich, Ineffizienzen im Markt auszunutzen. „Doch je mehr Fonds mit frischen Milliarden auf demselben Markt agieren, desto weniger Ineffizienzen wird es geben und desto stärker dürften die Renditen künftig zurückgehen“, meint Detlef Glow vom Fondsanalysehaus Lipper. Doch auch der Fondsanalyst hält das Segment für durchaus bereichernd. „Gute Managed-Future-Fonds sind trotz aller Risiken als Beimischung in einem breit diversifizierten Portfolio durchaus geeignet.“ Soll heißen: Auch Privatanleger dürfen zu erfolgreichen Trendfolgern werden.

Investor-Info

Managed-Future-Fonds
Stetiger Aufwärtstrend
In den vergangenen zehn Jahren haben die wichtigsten 5000 Managed-Future-Fonds eine herausragende Wert­entwicklung erzielt. Auffällig: Während Aktienportfolios zwischen 2001 und 2003 sowie zwischen 2008 und 2009 extreme Einbrüche zu verkraften hatten, konnten Trendfolgeportfolios in diesen Phasen zulegen.

Man AHL Trend
In der Gewinnzone
Seit Juli 2009 ist der Fonds Man AHL Trend in Deutschland auf dem Markt, der auf dem AHL-Diversified-Handelssystem beruht. In den vergangenen zwölf Monaten erzielte das Portfolio ein Plus von knapp acht Prozent. Derzeit sind Währungsinvestments mit 33 Prozent am stärksten gewichtet. Mit Abstand folgen Aktien- und Anleiheanlagen. Der Fonds ist nur für Anleger mit längerfristigem Anlagehorizont geeignet.

Varengold CTA Hegde B
Viele Trends unter einem Dach
Der Managed-Future-Dachfonds setzt auf unterschiedliche Trendfolge-Strategien. „Zu den Zielen des aktiven Fondsmanagements zählt auch, die Verluste in Schwäche­phasen zu minimieren”, sagt Sebastian Qureshi. Daher ist der Fonds breit diversifiziert und vermeidet Klumpenrisiken. Zudem wird viel Wert auf die Analyse der Stärken ­und Schwächen der Manager der Fonds gelegt. Der Fonds ist für Anleger zur Beimischung geeignet.

Superfund
Noch im Minus
Der österreichische Anbieter Superfund hat mehrere Produkte im Angebot. In den vergangenen Jahren war die Rendite jedoch bescheiden. So hat das Ende 2005 aufgelegte Superfund-A-Indexzertifikat (ISIN: FR0010261743) bisher unterm Strich eine Minusrendite von 3,6 Prozent. Zuletzt verzeichnete es aber kräftige Gewinne. Auch der Absolute-Return-Fonds (ISIN: DE000A0M2JD1) ist seit der Auflage 2008 noch im Minus.