Super-Gau für Immofonds
Immobilienfondsanleger müssen sich nicht nur auf lange Kündigungsfristen einstellen. Nun sollen die Fonds auch noch zwangsabgewertet werden.
Werte in diesem Artikel
von Jörn Kränicke, Euro fondsxpress
Langsam wird es eng für die Offenen Immobilienfonds. In dieser Woche hat das Bundesfinanzministerium (BMF) seine geplanten Gesetzesänderungen präzisiert: Es soll noch härter kommen als befürchtet. Neben den Halte- und Kündigungsfristen von bis zu vier Jahren sollen – als Sicherheitspuffer – die Fondsimmobilien auf fünf Jahre gestreckt pauschal um zehn Prozent abgewer tet werden. Der Sicherheitsabschlag soll nach einer Übergangsfrist auch den Bestand treffen und nicht nur neu erworbene Gebäude. Zudem soll es nach den Plänen des BMF nur noch zweimal im Jahr möglich sein, Anteile zu kaufen oder zu verkaufen. Anleger müssten also unter Berücksichtung der Kündigungsfrist zusätzlich bis zu sechs Monate auf ihr Geld warten.
Herbe Einschnitte
Auch sollen Fonds mehr Liquidität vorhalten. Bislang lag die Quote bei fünf Prozent. Künftig soll sie von der Dauer der Kündigungsfrist abhängen. Bei einer Kündigungsfrist von zwölf Monaten soll die Cashquote zehn Prozent betragen, bei 18 Monaten fünf Prozent und Fonds mit einer Kündigungsfrist von zwei Jahren brauchen kein Cash vorzuhalten. Das wären herbe Einschnitte, bei der im Prinzip sehr beliebten Anlageklasse. Das Argument von der „täglich verfügbaren Immobilie“ wäre damit passé. Und auch Sparpläne sind bei den angestrebten Änderungen kaum mehr vorstellbar. Ob das Gesetz so im Sommer vom Kabinett durchgewunken wird, ist noch nicht abzusehen.
Bis Ende Mai kann etwa der Fondsverband BVI Gegenvorschläge unterbreiten. Der ruft derweil zur Besonnenheit auf. Bei den vom BMF vorgeschlagenen Gesetzesänderungen handele es sich nur um einen ersten Diskussionsbeitrag. Das Gesetzgebungsverfahren habe damit noch nicht begonnen. „Wir sind sicher, dass der Entwurf noch erheblich geändert wird, insbesondere gehen wir fest davon aus, dass es keine vom Gesetzgeber angeordneten Bewertungsabschläge geben wird“, meint BVIHauptgeschäftsführer Stefan Seip. Das BMF habe erklärt, zu allen Einzelheiten des Diskussionsentwurfs gesprächsbereit zu sein.
Die Anleger sehen das nicht ganz so entspannt. Zwar verzeichneten die Immofonds in toto seit Jahresbeginn einen Mittelzufluss von 3,2 Milliarden Euro. Doch der wurde hauptsächlich von den Flaggschiffen von Deka, Union und Commerzbank getragen. Nicht berücksichtigt sind dabei indes die Verkaufswünsche bei den eingefrorenen Fonds. Gleichwohl gab es bei einigen offenen Fonds erheblichen Verkaufsdruck: „Seit Anfang dieser Woche führte die Diskussion des Entwurfs aus dem BMF abermals zu einem deutlichen Mittelabfluss auch im KanAm grundinvest Fonds“, so ein Statement von KanAm. „Bereits in den vergangenen Wochen und Monaten hatten sowohl Abwertungen und Schließungen von Wettbewerbern als auch Probleme an den Immobilienmärkten allgemein immer wieder zu erhöhten Rückgaben geführt.“
Erneute Schließungen
Die Folge: Der KanAm grundinvest und auch der SEB ImmoInvest wurden erneut dicht gemacht. Es ist nicht auszuschließen, dass auch andere Immofonds ohne starken Bankenvertrieb folgen werden. Faktisch muss man das als Abstimmung der Anleger mit den Füßen werten, bei der der Fondsbranche längst die Argumente ausgegangen sind.