Euro am Sonntag

Clevere Fusionen: Wo Anleger kräftig verdienen

09.12.15 03:00 Uhr

Clevere Fusionen: Wo Anleger kräftig verdienen | finanzen.net

2015 ist ein Rekordjahr für Zusammenschlüsse von Firmen. Welche Gründe es dafür gibt - und wie Anleger mitverdienen.

Werte in diesem Artikel

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Ein Budweiser und ein Grolsch gemischt in einem Glas? Bei diesem Gedanken dürfte sich Bierliebhabern der Magen umdrehen. Sie trinken lieber eins nach dem anderen.



Den Herstellern der beiden Marken, den Brauereien AB InBev und SABMiller, dürfte egal sein, welche Sorte die Konsumenten bevorzugen. Denn Budweiser und Grolsch kommen künftig aus dem gleichen Haus. Im Oktober hat sich SABMiller mit der Übernahme durch AB InBev einverstanden erklärt. Der Kaufpreis: gewaltige 96 Milliarden Euro.

Vor zwei Wochen folgte der nächste Paukenschlag in Sachen Fusionen und Übernahmen: Der US-Pharmakonzern Pfizer verschmilzt mit dem irischen Konkurrenten Allergan. Damit entsteht der größte Pharmakonzern der Welt. Das Potenzmittel Viagra und das Antifaltengift Botox stammen künftig von derselben Firma. Mit rund 150 Milliarden Euro ist die Transaktion im Pharmabereich die größte Fusion aller Zeiten und branchenübergreifend auf dem dritten Platz.


Die Vereinigung von Pfizer und Allergan ist das i-Tüpfelchen in einem sensationellen Jahr für die M & A-Branche. Die Abkürzung steht für Mergers & Acquisitions, zu Deutsch: Fusionen und Übernahmen. Niemals zuvor war die Summe aller M & A-Geschäfte so hoch wie 2015. Dabei ist das Jahr noch nicht einmal vorüber. Doch schon jetzt beläuft sich der Wert aller Zusammenschlüsse weltweit auf 4,3 Billionen Dollar. Im bisherigen Rekordjahr 2007 summierten sich die M & A-Aktivitäten auf 4,1 Billionen Dollar.

Das große Volumen ist auch deshalb zusammengekommen, weil es 2015 außergewöhnlich viele Megadeals gab, Zusammenschlüsse mit einem Wert von über zehn Milliarden Dollar. "Schon seit zwei bis drei Jahren ist ein reges M & A-Treiben in den USA zu sehen", sagt Dirk Sammüller, Fondsmanager des Greiff Special Situations (siehe Investor-Info). "Es fanden aber eher Geschäfte im mittleren Bereich zwischen einer und zehn Milliarden Dollar statt." In diesem Jahr sind nun viele dicke Brocken dabei. Anders als 2007 sind die USA mit Abstand der größte Treiber des aktuellen Booms. Knapp 2,2 Billionen Dollar und damit die Hälfte des weltweiten Aufkommens wurden dort bislang in ­Fusionen und Übernahmen gesteckt. Längst sind die alten Höchststände aus den Jahren 1998 und 2007 von rund 1,6 Billionen Dollar übertroffen. Auch in Asien wurde ein neuer Rekord erzielt. Eine Billion Dollar waren die M & A-Geschäfte 2015 bisher wert.


Europa hingegen sucht noch nach alter Form. Auf 850 Milliarden Dollar beläuft sich das Transaktionsvolumen seit Jahresanfang. Im Rekordjahr 2007 war es fast doppelt so viel. "In Europa hat sich auf dem M & A-Markt seit der Finanzkrise wenig getan", sagt Sammüller. "Es wurde mehr Wert auf Restrukturierungen und Sparmaßen gelegt als auf Wachstumspläne durch Zusammenschlüsse." Der Fondsmanager bemerkt aber, dass der Markt langsam anzieht, und sieht in Europa ein deut­liches Nachholpotenzial.

Ursachen des Booms

Für den derzeitigen globalen M & A-Boom gibt es mehrere Gründe. Zum einen haben die weltweiten Niedrigzinsen Geld billig gemacht, Finanzierungsmöglichkeiten sind deshalb preiswert und zahlreich vorhanden. Zum anderen sitzen viele Unternehmen auf Bergen von Bargeld, die investiert werden wollen. Zudem gibt es viele attraktive Übernahmeziele. "Der Hauptgrund ist jedoch das gewachsene Vertrauen in die Stärke der Wirtschaft", so Kirsty Wilson vom Finanzdienstleister Mergermarket, der auf M & A-­Geschäfte spezialisiert ist.

Hinzu kommt eine gestiegene Erwartungshaltung der Aktionäre, die von den Vorständen ein stärkeres Wachstum fordern. Da dies oftmals nicht organisch durch eigene Anstrengungen erreicht werden kann, bieten sich Zukäufe an, um das ­Geschäft auf diese Weise an­organisch auszuweiten.

Ob der aktuelle Fusions- und Übernahmeboom positiv ein­zuordnen ist, bleibt umstritten. Skeptiker verweisen auf das bisherige Rekordjahr 2007, das ­einen Wendepunkt markierte, nach dem es abwärtsging.

"Aktuell werden relativ hohe Kaufpreise gezahlt", berichtet Kai Lucks, Vorsitzender des Bundesverbands Mergers & Acquisitions. Er ist der Auffassung, dass der Boom sich teilweise selbst nährt. "Wir sehen zum Teil eine Modewelle, bei der viele Unternehmen meinen, sie dürften nicht untätig bleiben. Selbst über Branchen hinweg findet diese Dynamik statt." Trotzdem blickt Lucks positiv in die Zukunft. "Der M & A-Markt ist ein Frühindikator für die Wirtschaft", sagt er. "Die jetzige Welle zeigt also einen enormen Optimismus für die Weltwirtschaft in den nächsten Jahren."

Auch Fondsmanager Sammüller beruhigt: "2015 ist ein Jahr der Extreme, aber es sind keine Exzesse wie 2007 zu sehen", sagt er. Die Zinspolitik sei völlig anders als damals, und die niedrigen Zinsen trieben die M & A-Aktivitäten weiter an. Außerdem seien die aktuellen Kaufpreise in Relation zum Unternehmenswert zwar höher als vor einigen Jahren, doch sie ­bewegten sich um den historischen Durchschnitt.

Mergermarket-Expertin Wilson sieht ein verständigeres Vorgehen: "Die Konzerne agieren strategischer und vorsichtiger als früher", sagt sie. "Es geht darum, Fehler zu vermeiden, die bis 2007 gemacht wurden."

Dass sich 2016 ein weiteres Rekordjahr in puncto Volumen anschließt, ist möglich, aber unwahrscheinlich. Dafür gab es in diesem Jahr zu viele Riesendeals, deren Zusammentreffen sich nur schwer wiederholen lässt. Doch die Zahl der Transaktionen dürfte hoch bleiben, denn die Gründe für den Boom bleiben auch im kommenden Jahr bestehen.

Anleger können in die Welt der Fusionen und Übernahmen über spezialisierte Fonds einsteigen. Diese machen sich In­effizienzen oder gesetzliche Vorgaben in Übernahmesituationen zunutze, um relativ stabile Erträge zu erwirtschaften (siehe Investor-Info).

Investor-Info

Greiff Special Situations
Bessere Angebote

Der Greiff Special Situations richtet sich nicht an den klassischen Aktienanleger. Er setzt vielmehr auf Sondersituationen, die bei ­Firmenübernahmen entstehen. Regelmäßig kommt es dabei zu Nachbesserungen der Übernahmeangebote, während gleichzeitig das Abwärtsrisiko begrenzt ist. Angestrebt ist eine Rendite von fünf bis sechs Prozent pro Jahr bei niedriger Volatilität.

Allianz Merger Arbitrage
Genutzte Differenzen

Der Allianz Merger Arbitrage Strategy will Preisineffizienzen ausnutzen, die sich bei Übernahmen, Fusionen und sonstigen Unternehmenstransaktionen ergeben. Je nach Wahrscheinlichkeit einer Transaktion weicht der Börsenkurs des Zielunternehmens vom gebotenen Übernahmekurs ab. Aus dieser Preisdifferenz will der Fonds Gewinn schlagen.

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Bildquellen: Leifstiller / Shutterstock.com, Sergey Nivens / Shutterstock.com

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