Letter to investors: Anlegen in binären Zeiten
Die Märkte sind nervös, da es für den Umbruch in China und die derzeitige Zentralbankpolitik an Präzedenzfällen fehlt. Dabei ist die Lage besser als gefühlt.
Das mit den Herbstferien sollten sich Anleger gut überlegen. Nachdem uns bereits August und September gut auf Trab gehalten haben, dürfte der traditionell ebenfalls turbulente Oktober für keine Atempause sorgen. Warum sind die Märkte so beunruhigt? Ein Erklärungsversuch.
Der Börsenaufschwung währt schon 6,5 Jahre. Einige suchen und finden bereits chart- und bewertungstechnische Parallelen zu den Jahren 2000 und 2007, als die Börsen letztmals vor ihren Wendepunkten standen. Natürlich stellt sich die Frage nach der Vergleichbarkeit. Wiederholt sich Geschichte, oder reimt sie sich nur?
Es ist genau das Unvergleichbare, was diese Perioden so vergleichbar macht - die Quelle der Unsicherheit: Im Jahr 2000 wurden die dreistelligen Kurs-Gewinn-Verhältnisse in Frage gestellt, welche die Interneteuphorie mit sich brachte, ohne dass absehbar war, wie revolutionär das Internet wirklich sein würde. Ab Ende 2007 wiederum standen Investoren vor der Frage, inwieweit die bisherige Triebfeder des Wachstums, schuldenfinanzierter Konsum, diese Rolle je wieder erfüllen könnte. Und heute stellt sich die Frage, ob es Chinas Führung und die Zentralbanken schaffen werden, einen reibungslosen Übergang aus bisher einmaligen Entwicklungen zu schaffen. Hier das Milliardenvolk, dessen Anteil an der Weltwirtschaft sich binnen 15 Jahren vervierfacht hat (nominal, in US-Dollar). Das seine Verschuldung zuletzt aber rasant ausgeweitet hat, und sein Geschäftsmodell ändern will. Dort die Zentralbanken, die seit der Finanzkrise ihre Bilanzsumme mehr als verdreifacht haben und nun sehen müssen, wie sie aus der Nummer wieder rauskommen. Ob sie es schaffen? Ob China es schafft? Man weiß es einfach nicht. Die Investoren stehen vor dem Dilemma, einerseits keine Kaufgelegenheit auszulassen - und jeder Rücksetzer seit 2009 war eine solche -, aber andererseits nicht voll investiert in eine Trendwende reinzuschlittern.
Ihre ganz eigene Trendwende einzuleiten hat wiederum die Fed jüngst erneut vermieden. Sie mag zwar gute Gründe dafür gehabt haben, riskiert aber, Getriebene statt Treibende zu sein. Der Beweis, dass der Liquiditätsentzug gemeistert werden kann, steht damit noch aus. Immerhin hat die Verzögerung bewirkt, dass die Börsen jetzt eine Zinserhöhung sogar begrüßen würden. Oder nicht?
Die Anleger sind derzeit in vielem gespalten: Werden die Industriestaaten die Schwellenländer treiben oder letztere erstere bremsen? Werden die westlichen Konsumenten genug einkaufen, um die globale Investitionsschwäche zu kompensieren? Und ist die tatsächliche Lage derzeit besser als die gefühlte?
Diesen Fragen haben wir uns bei unserer vierteljährlichen Strategiesitzung gestellt. Wir sehen, trotz der Eintrübung einiger Märkte, die Weltkonjunktur intakt. In diesem Fall ergeben sich jetzt Chancen, rechtzeitig vor der traditionellen Jahresendrally. Falls sich zumindest diese Geschichte wiederholt.
Von Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer und Mitglied des Deutsche AWM Executive Committee
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*Quelle: BVI, Stand 31. Mai 2013, inkl. DB-Produkte
**Stand: 30. Juni 2013