Flucht aus Aktien
Deutschlands Privatanleger haben ein besseres Gespür für die Märkte, als man ihnen nachsagt. Im April trennten sie sich massiv von Aktienfonds.
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von Jörn Kränicke, Euro fondsxpress
"Sell in May and go away“, war in diesem Jahr mal wieder die richtige Entscheidung. Deutschlands Anleger scheinen dies gespürt zu haben. Anders ist der starke Abfluss aus Aktienfonds im April nicht zu erklären. Laut aktueller BVI-Statistik zogen Anleger eine Milliarde Euro aus Dividendentiteln ab.
Gefragt waren hingegen wie schon im März Mischfonds. Ihnen flossen netto 2,4 Milliarden Euro zu. Insbesondere aktiennahe Mischfonds waren gesucht. Rentenfonds verbuchten neue Mittel in Höhe von 500 Millionen Euro. Damit sank das Anlegerinteresse an ihnen im Vergleich zum Vormonat (1,1 Mrd.) deutlich. Größter Verlierer sind nach wie vor die Geldmarktfonds. Im April sank ihr Volumen um 1,8 Milliarden Euro.
Den krisengeschüttelten Offenen Immobilienfonds flossen trotz Negativschlagzeilen hingegen immer noch 80 Millionen Euro zu. Die Betonbranche verdankt dies in erster Linie den vertriebsstarken Gesellschaften Deka, Deutsche Bank und Union Investment. Unter dem Strich sammelte die Fondsbranche knapp 500 Millionen Euro neues Geld bei Publikumsfonds ein. Im März waren es noch 2,7 Milliarden. Inklusive Spezialfonds und Vermögen außerhalb von Investmentfonds kamen zwei Milliarden Euro zusammen.
Bei den großen deutschen Gesellschaften gibt es im laufenden Jahr einen ganz klaren Gewinner: Allianz Global Investors (AGI). Nicht nur im April war die Allianz-Tochter mit 1,3 Milliarden Euro Neugeschäft Spitzenreiter. Auch im Gesamtjahr hat sie mit sechs Milliarden Euro Nettozufluss die DWS/DB-Gruppe mit lediglich 2,8 Milliarden Euro klar auf den zweiten Platz verwiesen. AGI profitiert vor allem von der großen Nachfrage nach Pimco-Rentenfonds. Auf diese Fonds entfiel das Gros der Zuflüsse.
Grund zur Freude hat auch Franklin Templeton. 200 Millionen Euro flossen im April zu. Absatzrenner waren der Templeton Global Bond Fund (128 Mio.) und der Templeton Global Total Return Fund (84 Mio.) – beide werden von Michael Hasenstab gemanagt. Damit summieren sich die Zuflüsse im laufenden Jahr schon auf 616 Millionen. Zahlen, von denen Fidelity nur träumen kann. Das US-Haus verlor im April 66 Millionen Euro. Damit liegt das Jahresergebnis mit 31 Millionen nur noch knapp im Plus. Das schwache Abschneiden hängt vor allem an der schwindenden Popularität des Fidelity European Growth Fund. Im April wurden ihm 26 Millionen Euro entzogen und damit in diesem Jahr insgesamt schon 88 Millionen.
Bei den beiden anderen großen Gesellschaften – Deka und Union – geht es ebenfalls abwärts. Sie mussten 480 bzw. 970 Millionen Euro abgeben. Bei der Deka sieht das Ergebnis besser aus, wenn man nach dem DWS/DB-Vorbild die Indexfondstochter ETFlab mit einbezieht. Dann kommt sie auf ein positives Ergebnis von 341 Millionen Euro.
Wenig erfolgreich ist in diesem Jahr iShares. Derzeit findet sie keine Käufer für ihre Indexfonds. Aufs Gesamtjahr gesehen summieren sich die Abflüsse auf nunmehr 1,35 Milliarden Euro, davon allein im April 1,1 Milliarden Euro. Schuld daran war der iShares DAX ETF, der im April 950 Millionen Euro entzogen bekam. Zudem flossen 255 Millionen aus dem iShares EuroStoxx 50 ab. Die starken Abflüsse beim DAX ETF entsprachen zwar dem Anlegertrend, aus Aktien auszusteigen. Gleichzeitig flossen dem ETFlab DAX jedoch 551 Millionen Euro zu. Bei Union Investment trübte wieder einmal der Geldmarktfonds UniOpti4 die Bilanz. Ihm entzogen Anleger im April 470 Millionen Euro.