Ostasien: Die besten Fonds für die Top-Anlageregion
Während der Westen gegen die Rezession kämpft, wachsen die ostasiatischen Schwellenländer schon wieder rasant. Anleger können davon profitieren - mit den richtigen Fonds
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von EURO-Redakteur Matthias Fischer
Aus Sicht des Abendlandes ging die Sonne in Asien schon immer etwas früher auf. Das gilt inzwischen auch wirtschaftlich: Die Region mausert sich zunehmend zum globalen ökonomischen Zugpferd. Gerade erst hat die Asiatische Entwicklungsbank ADB ihre Einschätzung des Wirtschaftswachstums für die Region verbessert. Für die zehn südostasiatischen Staaten der Gemeinschaft ASEAN plus China (diese elf Staaten fasst die ADB unter dem Begriff Emerging East Asia zusammen) hat sie ihre Wachstumsprognose von zuvor 6,3 Prozent auf 6,8 Prozent hochgeschraubt. Zum Vergleich: Für die Europäische Union rechnet die EU-Kommission mit schlappen 0,7 Prozent Wachstum 2010. Diese deutliche Differenz ist alles andere als eine Ausnahme: Wie der Chart zeigt, hat Emerging East Asia die Wachstumsraten der Eurozone seit 2004 regelmäßig übertroffen.
„Die aufstrebenden ostasiatischen Länder erholen sich stark und die Wachstumsraten für 2010 dürften schon wieder leicht über den Raten des Jahres 2008 liegen“, sagt Jong-Wha Lee, Chefvolkswirt der ADB. Die stärkste Erholung legt dabei Thailand hin, das im Jahr 2008 um 2,5 Prozent zulegte, dann 2009 mit einem Minus von drei Prozent kräftig in die Rezession abstürzte und 2010 mit einem Plus von 3,5 Prozent vermutlich wieder vehement zulegen kann. Womit Thailand allerdings immer noch am unteren Ende der Tigerstaaten streunt: Gemäß den ADB-Prognosen dürften Malaysia mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4,5 Prozent, Indonesien (plus 5,4 Prozent), Laos (plus 5,7 Prozent) und Vietnam (plus 6,5) Prozent die ökonomische Rangliste anführen. Sie alle profitieren vom rasant wachsenden Giganten China, der nach den ADB-Prognosen im kommenden Jahr um 8,9 Prozent zulegen wird.
Lee spricht denn auch von einer „V-förmigen“ Erholung. „V“ – das steht für rasantes Wachstum, Absturz und schnelle Erholung. Und Lee meint damit nicht nur die Staaten in Emerging East Asia, sondern auch die Gruppe der bereits industrialisierten asiatischen Staaten, zu denen Hongkong, Korea, Singapur und Taiwan zählen. Vor allem für Korea und Singapur ist die ADB, die ihren Sitz in der philippinischen Hauptstadt Manila hat, optimistisch: Beiden prognostiziert sie für das kommende Jahr ein Wachstum um die 4,5 Prozent – und damit rund einen Prozentpunkt mehr als den chinesischen Regionen Hongkong und Taiwan.
Lesen Sie, wie Privatanleger am besten in Asien investieren
Solche Perspektiven locken auch Anleger in die Region: „Die Investoren sind in den letzten Monaten zurückgekehrt, da der globale Risikohunger zugenommen hat“, sagt Lee. Was allerdings nicht ganz ungefährlich ist. Wenn die Investoren plötzlich auf Diät gesetzt werden und ihr Geld abziehen, könnte dies vor allem kleinere Volkswirtschaften wie Vietnam oder Laos destabilisieren. Von Nervosität ist gegenwärtig allerdings wenig zu spüren. Im Gegenteil: Solange die Notenbanken ihre Geldschleusen offen und die Zinsen niedrig halten, werden die Investoren weiter begierig gen Osten schauen.
Wie aber können Privatanleger dort investieren? Einzelne Aktien eignen sich wegen des hohen Risikos kaum. Besser sind Indexfonds (ETFs). Ihr Vorteil: Anleger streuen ihr Geld über mehrere Länder und eine Vielzahl von Unternehmen. So mindern sie ihr Risiko. Und gegenüber aktiv gemanagten Fonds haben ETFs eine deutlich günstigere Kostenstruktur. Weniger attraktiv sind Fonds, die auf einen Index setzen, der einen hohen Anteil japanischer Aktien enthält. Denn Japan ist der ökonomische Miesepeter in Asien: Nach Daten des Economic and Social Research Institute, so etwas wie die Denkfabrik der japanischen Regierung, wird Nippon 2010 nur um 1,2 Prozent wachsen.
Privatanleger bevorzugen also Produkte, die auf die Wachstumsstaaten der Region setzen und Japan meiden. Der db x-trackers MSCI EM Asia investiert in acht asiatische Länder, darunter China, Indonesien und Korea. Die TER (Total Expense Ratio, also die Gesamtkosten) liegen bei 0,65 Prozent pro Jahr, die Dividenden werden reinvestiert.
Der MarketAccess DAXglobal Asia ETF umfasst die 40 größten Unternehmen der zehn bedeutendsten Märkte Asiens. Der Index repräsentiert somit den gesamten Raum Ostasiens ohne Japan. Jeder Staat ist entsprechend seiner Wirtschaftsleistung mit maximal zwölf Unternehmen vertreten. Die Auswahl der einzelnen Unternehmen basiert auf deren Marktkapitalisierung und dem durchschnittlichen Handelsvolumen. Die Schwergewichte sind derzeit China, Hongkong, Korea und Indien. Auf Jahressicht hat der ETF um 76 Prozent zugelegt, die Kosten bleiben mit 0,70 Prozent überschaubar.
Mit Gebühren von 0,74 Prozent pro Jahr nur geringfügig teurer ist der iShares MSCI FarEast ex-Japan. Im Gegensatz zu dem MarketAccess verzichtet er auf eine synthetische Swap-Konstruktion. Das bedeutet, das Portfolio des Fonds setzt sich aus „echten“ Aktien zusammen. Das hat Vorteile in Bezug auf die Sicherheit, weil bei Swap-Geschäften der Kontraktpartner ein zusätzliches Risiko mit sich bringt. Der Index setzt sich derzeit aus über 400 Einzelwerten aus Singapur, Hongkong, China, Südkorea, Taiwan, Indonesien, Malaysia, den Philippinen und Thailand zusammen.
Auch einzelne Länder lassen sich über einen Indexfonds abbilden. Etwa der Wachstums-Superstar China mit dem ETF von Lyxor auf den Hang Seng China Enterprise Index. In diesem an Hongkongs Börse errechneten Index tummeln sich die wichtigsten chinesischen Aktiengesellschaften. Malaysia lässt sich ebenfalls über einen Lyxor-Fonds ins Depot holen, ebenso wie Vietnam über einen ETF von db x-trackers. Diese „Ein-Fonds-ein-Land-Strategie“ ist allerdings wegen der geringen Streuung des Investments ziemlich riskant und eignet sich nur für sehr spekulative Anleger.
Zwar bieten auch Zertifikate einen Einstieg in die asiatischen Wachstumsmärkte, aber dies nicht selten zu höheren Gebühren: So kostet etwa das S-Box TIP–Zertifikat, das auf die 30 größten Unternehmen der TIP-Staaten (Thailand, Indonesien, Philippinen) setzt, 1,6 Prozent Managementgebühr pro Jahr. Überdies haben Indexfonds den Vorteil, dass ihr Fondsvermögen im Pleitefall geschützt ist, während bei Zertifikaten das Vermögen in den allgemeinen Insolvenztopf für alle Gläubiger fließen würde. Darum gilt es, bei Zertifikaten immer auf die Bonität des Emittenten zu achten.
Licht und Schatten
Die teuerste Variante für einen Einstieg in die asiatischen Wachstumsmärkte sind aktiv gemanagte Fonds. Diese lohnen sich nur dann, wenn es die Manager schaffen, für Anleger einen echten Mehrwert herauszuholen. Leider gilt das längst nicht für alle Produkte. Einen Hinweis auf die Qualität eines Fonds gibt die Wertentwicklung über einen längeren Zeitraum, etwa über fünf Jahre. Wenn dies zudem mit einer nicht allzu hohen Volatilität (Kursschwankung) verbunden ist, gibt es von €uro eine gute Fondsnote (Übersicht im Beiheft der Printausgabe auf den Seiten 11 und 12).
Interessant ist etwa der Fidelity South East Asia, der sich in den letzten fünf Jahren im Wert fast verdoppeln konnte. Fondsmanager Allan Liu in Hongkong hat derzeit China mit einem Anteil von 38 Prozent übergewichtet, danach folgen Südkorea mit 22 Prozent und Taiwan mit 18 Prozent. Der Schwerpunkt liegt auf größeren Unternehmen, sogenannten Blue Chips, die Gesamtkostenquote beträgt 96 Prozent. Fast schon ein Basisinvestment in die Region ist der First State Asia Pacific. Fondsmanager Angus Tulloch investiert in Unternehmen mit großer und mittlerer Börsenkapitalisierung in der Region Asien-Pazifik inklusive Australien. Rund ein Drittel des Vermögens hat Tulloch in Großchina angelegt, es folgen Australien mit 27 Prozent und andere asiatische Länder mit 17 Prozent. Der Fonds hat auf Sicht von zehn Jahren um 158 Prozent zugelegt und auch in den dunklen Zeiten der Asienkrise die Sonne gesehen. An so etwas können sich Anleger wärmen