Kolumne

Thesaurierende Fonds: Das müssen Sie wissen

06.04.21 10:47 Uhr

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Thesaurierende Fonds: Das müssen Sie wissen | finanzen.net

Was geschieht mit erwirtschafteten Erträgen aus Investmentfonds? Eines der grundlegenden Unterscheidungsmerkmale von Investmentfonds klärt die Frage, Grundsätzlich kann hierbei zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Fonds unterschieden werden.

Thesaurierende Fonds werden häufig auch als Wachstumsfonds oder akkumulierende Fonds bezeichnet. Diese Art von Fonds schüttet Gewinne nicht an den Anleger aus, sondern investiert diese fortlaufend. Was genau das für Ihre Geldanlage bedeutet und welche Vorteile sich aus dieser Strategie ergeben erfahren Sie hier.

Was ist ein thesaurierender Fonds?

Thesaurierende Fonds schütten erzielte Gewinne nicht an den Anleger aus, sondern reinvestieren diese direkt. Anleger können somit nicht frei über die Fondserträge verfügen und erhalten auch keine laufenden Zahlungen. Diese erfolgen erst bei Rückgabe oder Verkauf der entsprechenden Fondsanteile. Thesaurierende Fonds nutzen demnach den Zinseszinseffekt, um von einer dynamische Vermögensentwicklung zu profitieren. Dadurch verläuft die Wertentwicklung thesaurierender Fonds anders als die von ausschüttenden Fonds. Dies ist durch den Zinseszinseffekt selbst dann der Fall, wenn die zugrundeliegende Anlagestrategie dieselbe ist.

Besonders geeignet ist diese Art von Fonds für den langfristigen Vermögensaufbau. Aufgrund der Tatsache, dass Anleger von Fonds tendenziell eher eine höhere Rendite als regelmäßige Zahlungen erwarten, sind die meisten in Deutschland vertriebenen Fonds thesaurierend. Schätzungsweise ein Drittel der Fonds schüttet noch Gewinne an Anleger aus. Grundsätzlich können thesaurierende Fonds Bestandteil von sowohl passiven als auch aktiven Anlagestrategien sein. Sie existieren bei jedem Fondstyp, unabhängig von der Anlageklasse, die größte Bedeutung haben sie jedoch bei Aktienfonds.

Wortursprung von "thesaurierend"

Die Bezeichnung entstammt dem Alt-Griechischen Finanzbegriff thesaurós (= Schatzhaus). Hiervon leitet sich auch der lateinische Begriff thesaurus ab. Thesaurierung bedeutet wörtlich übersetzt die Anhäufung von Schätzen und wird im Kontext der Einbehaltung - statt Ausschüttung - von Gewinnen verwendet.

Vor- und Nachteile von thesaurierenden Fonds

Ein Vorteil thesaurierender Fonds ist, dass Anleger sich nicht selbst um die Anlage ihrer erwirtschafteten Erträge kümmern müssen. Zusätzlich ist ein thesaurierender Fonds meist auch günstiger als eine entsprechende Alternativanlage dieser Erträge. Dem gegenüber steht die eingeschränkte Verfügbarkeit des Anlegers über die anfallenden Erträge. Eine Realisierung dieser ist wie bereits erwähnt nur über die Rückgabe oder den Verkauf der entsprechenden Fondsanteile möglich. Diese Tatsache erschwert auch eventuelle Neuanlagen und Umschichtungen. Des Weiteren erweist sich eine Anlage in thesaurierende Fonds nur dann als gewinnbringende Strategie, wenn die Wertentwicklung überdurchschnittlich positiv verläuft. Ansonsten lässt sich nicht vom zusätzlichen Zinseszinseffekt profitieren.

Generell ist eine Geldanlage in thesaurierende Fonds für Anleger empfehlenswert, die langfristig und systematisch Vermögen aufbauen möchten, ohne selbst aktiv eingreifen zu müssen. Erwartet der Anleger hingegen regelmäßige Auszahlungen oder ist eher spekulativ eingestellt, sind andere Anlageformen besser geeignet. Als eine Art Kompromisslösung lassen sich teilausschüttende Fonds betrachten. Diese reinvestieren einen Teil der erzielten Gewinne und schütten den verbleibenden Teil an den Anleger aus.

Besteuerung von thesaurierenden Fonds

Für thesaurierende Fonds sind mit dem Investmentsteuerreformgesetz vom 01.01.2018 wichtige neue Regeln in Kraft getreten. Demnach wurde für alle thesaurierenden ETFs die Besteuerung über eine Vorabpauschale eingeführt. Diese Pauschale ist ein fiktiver Betrag, welcher sich aus dem Fondsanteilswert zu Jahresbeginn bemisst und einen "ausschüttungsgleichen" Ertrag berechnet. Nach Abzug fondstypabhängiger Teilfreistellungen werden die Abgeltungssteuer (zzgl. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer) berechnet. Am Ende der jeweiligen Haltedauer kommt es zu einer erneuten Besteuerung des Wertzuwachses, welcher über den fiktiven Betrag hinausgeht und somit auch der Steuerpflicht unterliegt.

Durch dieses neue Gesetz wird nicht nur die Steuererklärung vereinfacht. Für die Besteuerung von ETFs ist es nun nicht mehr relevant, in welchem Land dieser aufgelegt wurde, welche Replikationsmethode oder Ausschüttungsart er besitzt. Als Folge dieser Neuerung weisen thesaurierende ETFs keinen steuerlichen Nachteil mehr auf. In den Ginmon Portfolios finden sich Fonds beider Ausschüttungsarten wieder. Die Reinvestition der Dividenden ausschüttender Fonds übernimmt unser Algorithmus apeiron.

Als Chief Investment Officer leitet Fabian Knigge den Bereich Investment & Wealth Management bei Ginmon. Zuvor war er im Portfolio Management im Bereich Aktien Europa bei Union Investment tätig. Er hält einen Masterabschluss in Finance von der Bocconi-Universität Mailand und ist CFA Charterholder.