Einzelaktien fast verdrängt: ETFs und ETPs entwickeln sich immer mehr zum Liebling der deutschen Privatanleger
ETFs und ETPs bieten eine einfache Möglichkeit, breit diversifiziert in verschiedene Bereiche das Marktes zu investieren. Das sehen offenbar auch immer mehr deutsche Privatanleger so, denn wie eine Umfrage ergeben hat, ist die Beliebtheit dieser Produkte deutlich gestiegen.
• Deutscher ETF-Markt mit starkem Wachstum
• ETFs und ETPs bei Beliebtheit nur noch knapp hinter Einzelaktien
• Zahl der ETF-Sparpläne in Deutschland dürfte weiter kräftig steigen
ETFs werden bei Anlegern immer beliebter. Wie der Branchendiensts ETFGI angab, stieg das von der ETF-Branche weltweit verwaltete Vermögen im vergangenen Jahr um 28,5 Prozent auf 10,3 Billionen US-Dollar. Bis 2026 dürfte es sich auf 20 Billionen US-Dollar verdoppelt haben, schätzt die Beratungsgesellschaft PwC laut "FAZ". Allein im Euroraum belief sich das in ETFs verwaltete Vermögen laut der Zeitung Ende 2021 auf 1,38 Billionen Euro, nachdem es ein Jahr zuvor noch 1,03 Billionen Euro gewesen waren. Der Asset Manager WisdomTree, der selbst auch ETFs anbietet, spricht in einer Pressemitteilung von einem 2021 in Europa in ETFs und ETPs insgesamt verwalteten Vermögen in Höhe von 1,6 Billionen US-Dollar.
Auch auf dem deutschen Markt erfreuen sich die Finanzinstrumente einer zunehmenden Beliebtheit. So erhöhte sich hierzulande laut einer Auswertung von ING Deutschland und dem Beratungsdienst Barkow, die der "FAZ" vorliegt, das von privaten und institutionellen Investoren in ETFs angelegte Vermögen im vergangenen Jahr von 50 Milliarden Euro auf fast 150 Milliarden Euro. Laut WisdomTree ist allein das verwaltete Vermögen des deutschen ETF-Privatkundenmarkts in den letzten fünf Jahren von rund 13 Millionen Euro auf rund 85,4 Millionen Euro angewachsen. "Das ETF-Wachstum hat sich im zurückliegenden Jahr erneut beschleunigt. Der ETF ist beim deutschen Privatanleger angekommen, denn ETFs ermöglichen den einfachen Zugang zum Kapitalmarkt für die breite Bevölkerung", bestätigte auch Benjamin Fischer vom Vermögensverwalter BlackRock laut "Börse online".
Umfrage bestätigt große Beliebtheit von ETFs und ETPs unter deutschen Privatanlegern
Auch eine Umfrage, die WisdomTree und die Marktforschungsagentur Opinium ab Ende Januar unter 1.000 deutschen Privatanlegern durchgeführt haben, die mindestens über einen Investitionsbetrag von 5.000 Euro verfügen, zeigt, dass sich ETFs und ETPs immer größerer Beliebtheit erfreuen - und womöglich den Einzelaktien bald den Rang ablaufen könnten. Denn wie die Umfrage ergab, sind ETFs und ETPs bei 32 Prozent der befragten deutschen Privatanleger die beliebteste Anlageform. Damit liegen sie nur knapp hinter den Einzelaktien, die 33 Prozent der Befragten als ihre Lieblingsanlageform nannten.
Da in der Umfrage bereits 48 Prozent der Teilnehmer angaben, Geld in ETFs oder ETPs investiert zu haben, und 51 Prozent der Befragten ihre Investitionen in diese Instrumente weiter steigern wollten, könnten sie jedoch bald zur beliebtesten Anlageklasse aufsteigen. "Deutsche Investoren legen zwar gerne in Einzelaktien an, das Wachstum von ETFs/ETPs könnte diese Dominanz allerdings gefährden", wird Alexis Marinof, Head of Europe bei WisdomTree, in einer Pressemitteilung zitiert. Auch Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING Deutschland, sagte laut "FAZ", dass ETFs "immer mehr zum Liebling der deutschen Privatanleger" avancieren würden. Der Schwerpunkt liegt bei den deutschen Anlegern dabei mit 93 Prozent auf Aktien-ETFs. Auf Anleihe-ETFs entfielen im vergangenen Jahr hingegen nur sechs Prozent des angelegten Vermögens, wie die Studie von ING Deutschland und Barkow ergab.
Aus diesen Gründen setzen Anleger auf ETFs und ETPs
"Wir wissen, dass Privatanleger ihr Engagement in ETFs/ETPs erhöhen möchten. Angesichts der schwierigen Lage auf den weltweiten Märkten sind ETFs/ETPs gut positioniert, um Investoren im Rahmen der aktuellen Marktdynamik zu unterstützen. Viele Anleger sind sich der Diversifizierungsvorteile bewusst, die diese Anlageklasse bieten kann", sagte auch Adria Beso, Head of Platforms Distribution bei WisdomTree in Europa laut der Pressemitteilung. Tatsächlich wurden die Diversifizierungsvorteile in der Umfrage von 31 Prozent der befragten deutschen ETF- und ETP-Anleger als ein Punkt genannt, den sie an ETFs und ETPs schätzen. Noch höher gewichtet wurden allerdings die niedrigen Kosten (44 Prozent) und die leichte Verständlichkeit (41 Prozent). Außerdem investiere ein Viertel der deutschen Investoren, die derzeit in ETFs/ETPs anlegen, in diese Produktgruppe, um ein Engagement in Nischenanlageklassen wie Megatrends, Kryptowährungen oder Gold zu erzielen, in die eine Investition andernfalls schwierig wäre, heißt es in der Pressemitteilung.
Weiteres Wachstum erwartet - vor allem bei Sparplänen
Auch für die Zukunft wird erwartet, dass sich das Wachstum des ETF- und ETP-Marktes in Deutschland fortsetzt. "Alles scheint im Laufe des kommenden Jahres auf eine höhere Akzeptanz von ETPs unter Privatanlegern hinzudeuten. Dies spiegelt auch das Wachstum der 1,6 Billionen US-Dollar umfassenden Branche in Europa wider. Deutschland ist weltweit einer der größten ETF/ETP-Märkte und die Anlageklasse wird sowohl von Privat- als auch institutionellen Anlegern positiv aufgenommen", sagte Alexis Marinof von WisdomTree.
Dabei dürfte vor allem auch die Anzahl der ETF-Sparpläne weiter steigen. "In Deutschland waren wir Ende 2021 bereits bei knapp 4,9 Millionen ETF-Sparplänen" so BlackRock-Experte Fischer laut "Börse online". "Das ETF-Anlagevolumen der deutschen Privatanleger lag zuletzt bei knapp 90 Milliarden Euro. Nach einer ganz neuen Studie, die von BlackRock in Auftrag gegeben wurde, wird sich das rasante Wachstum mit etwa 35 Prozent pro Jahr auch so fortsetzen. Damit wären wir 2026 in Deutschland bei beeindruckenden 20 Millionen ETF-Sparplänen pro Monat und einem Gesamtanlagevolumen von 350 Milliarden Euro in ETFs", so Fischer weiter. Damit dürfte die Anlageklasse zwar noch einmal einen deutlichen Boost erhalten, käme aber dennoch nicht an aktiv gemanagte Fonds heran. Denn wie aus Daten des deutschen Fondsverbands BVI hervorgeht, lag das Volumen der offenen Publikumsfonds in Deutschland Ende März 2022 bei rund 1,4 Billionen Euro.
Redaktion finanzen.net
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