DWS-Xtrackers-Vertriebsstratege Wiegand: "Oft bleibt nur ein Name"
Eric Wiegand » Der Vertriebsstratege des ETF-Hauses Xtrackers sorgt sich um Aktionärsrechte, wie er im Interview mit €uro am Sonntag sagt.
von Andreas Hohnadel, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Anbieter von Aktien- ETFs aus den USA vergrößern stetig ihren Marktanteil in Europa. Beunruhigt Sie das?
Eric Wiegand: Ich halte diese Entwicklung nicht nur im Hinblick auf das ETF-Geschäft für bedenklich, sondern auch vor dem Hintergrund der Aktionärsrechte in einer offenen sozialen Marktwirtschaft.
Das müssen Sie erläutern.
Mit einem ETF erwerben Anleger ebenso Eigentumsrechte an Unternehmen wie mit einem Fonds oder mit Direktinvestments. Und es sollte für sie von Bedeutung sein, wie diese Rechte gegenüber der Unternehmensführung ausgeübt werden.
Und das ist es nicht?
Offenbar nur zum kleineren Teil. Denn der Anteil der US-Häuser am Markt für Aktien-ETFs in Europa liegt nun schon bei mehr als 57 Prozent. Der Trend ist unverkennbar: Europäische Anleger übertragen zunehmend ihre Aktionärsrechte an die Amerikaner, die auf Hauptversammlungen nicht unbedingt die gleichen Interessen verfolgen wie wir Europäer.
Haben Sie ein Beispiel?
Wir denken, dass Fusionen unter amerikanischer Regie deutsche Traditionsunternehmen häufig vor Herausforderungen stellen und entwurzeln. Nach dem Zusammenschluss und der damit verbundenen Umstrukturierung unter amerikanischer Leitung bleibt oft nur ein Name. Die spezifische Unternehmenskultur, die das Unternehmen groß gemacht hat, verschwindet.
Sollten Anleger hierzulande also nur noch ETFs von europäischen Anbietern kaufen?
Etwas Heterogenität ist nicht schlecht. Ein gewisses Gegengewicht zu den US-Anbietern auf unserem Kontinent wäre schon wünschenswert, wenn wir nicht wollen, dass weltweite Unternehmensentscheidungen nur durch die kulturelle Brille
der Amerikaner getroffen werden.
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Bildquellen: DWS