Euro am Sonntag-ETF-Spezial

Inflations-Anleihen: Wie sie gegen Geldentwertung helfen

03.11.16 17:30 Uhr

Inflations-Anleihen: Wie sie gegen Geldentwertung helfen | finanzen.net

Die Preise in vielen Industrie-Staaten beginnen zu steigen. Die Notenbanken werden das erst einmal tolerieren. Inflationsgeschützte ­Anleihen ­profitieren davon.

von J. Billina und T. Strohm, Euro am Sonntag

Die Kraftstoffpreise sind weiterhin im Aufwind, meldete Mitte voriger Woche der ADAC. Für Autofahrer keine Neuigkeit, sie spüren das bei jedem Stopp an der Tankstelle. Das ist eine Folge des gestiegenen Rohölpreises: Im ersten Halbjahr kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent im Durchschnitt 41,19 Dollar, heute sind für ein Fass à 159 Liter rund 50 Dollar fällig.



Der deutliche Anstieg hat Folgen für die Inflation: In den USA erwarten Analysten, dass die Teuerungsrate von derzeit 1,5 Prozent auf 2,5 Prozent im kommenden Jahr steigen wird. Auch deshalb wird die US-Notenbank im Dezember wohl ihren Leitzins etwas anheben.

In der Eurozone hat die Inflation im September ebenfalls etwas angezogen - und mit 0,4 Prozent den höchsten Wert seit 2014 erreicht. Vom Ziel der EZB, die eine Inflation von knapp zwei Prozent anstrebt, ist die Teuerung zwar noch weit entfernt. Bei den Notenbankern um Mario Draghi dürfte mit den jüngsten Daten aber etwas Hoffnung aufkeimen - denn der Trend zu höheren Inflations­raten sollte anhalten. "Die Energiepreise gehen wieder nach oben, Nahrungsmittel, Industriegüter und Dienstleistungen werden teurer", sagt Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Investmentfirma Assenagon. Zudem erfreuen sich Arbeitnehmer in Deutschland und Frankreich nächstes Jahr höherer Löhne und Gehälter.


Vor allem die Briten müssen sich jedoch auf höhere Preise einstellen: Wegen des schwachen Pfund infolge des Brexit-­Votums rechnen Analysten bereits im kommenden Sommer mit Teuerungsraten von bis zu drei Prozent - das wäre eine Verdreifachung gegenüber dem aktuellen Wert von 1,0 Prozent, der bereits den stärksten Preis­auftrieb seit 2014 bedeutet.

Die vielerorts gestiegenen ­Inflationserwartungen stützen die Kurse sogenannter Linker. Bei diesen Papieren werden die jährlichen Zinszahlungen und auch der Rückzahlungswert an die Preisentwicklung angepasst. Vor allem Staaten oder staats­ähnliche Organisationen begeben derlei inflationsindexierte Anleihen. Zu den größten Emittenten zählen die USA, Großbritannien und Frankreich, aber auch Deutschland hat solche Anleihen ausgegeben.


Für Anleger, die breit gestreut in inflationsgeschützte Anleihen investieren wollen, empfiehlt sich der Kauf entsprechender Renten-ETFs (siehe Investor-­Info). Der global anlegende Fonds von db X-trackers hat seit Jahresanfang schon um über zehn Prozent zugelegt. Und weitere Zuwächse sind drin.

Denn EZB-Chef Mario Draghi könnte zwar im nächsten Jahr allmählich das Volumen der Anleihekäufe reduzieren, an der Zinsschraube wird er jedoch in absehbarer Zeit nicht drehen. Um der durch den Brexit belasteten Wirtschaft nicht zu schaden, sollte Mark Carney, Chef der Bank of England, höhere ­ Inflationsraten für eine gewisse Zeit tolerieren. Und Fed-­Chefin Janet Yellen dürfte, auch wenn die meisten Beobachter mit einem Zinsschritt im Dezember rechnen, nur sehr behutsam die US-Geldpolitik normalisieren.

Investor-Info

dbx Global Inflation-Linked
Staatsanleihen aus aller Welt

Der Indexfonds von db X-trackers bildet die Wertentwicklung von rund 140 inflations­indexierten Bonds verschiedener Laufzeiten ab, die von zwölf Staaten emittiert wurden. US-Papiere sind mit 43 Prozent am höchsten gewichtet, britische kommen auf 30 Prozent. Bundesanleihen haben einen Anteil von drei, die gesamte Eurozone bringt es auf 20 Prozent. Alle Emittenten sind solide Schuldner mit Rating im Investment Grade. Währungs­einflüsse sind gegen den Euro abgesichert.

iShares € Inflation-Linked
Staatsanleihen aus Euroland

Der Indexfonds von iShares zeichnet die Wert­entwicklung von 35 inflationsindexierten Bonds aus der Eurozone nach. Anleihen aus Frankreich haben mit gut 46 Prozent das höchste Gewicht im Portfolio, auf Bonds aus Italien entfallen rund 31 Prozent, auf Bundesanleihen 17 Prozent und auf spanische Staatsanleihen sechs Prozent. Die Emittenten müssen eine Bonitätsnote im Investment-Grade-Bereich aufweisen. Im laufenden Jahr brachte der ETF bisher eine Rendite von circa drei Prozent.

Bildquellen: MichaelJayBerlin / Shutterstock.com, B Calkins / Shutterstock.com