Euro am Sonntag erklärt

ETF-Anbieter: Baustelle Indexfonds

25.06.16 16:00 Uhr

ETF-Anbieter: Baustelle Indexfonds | finanzen.net

Langfristig investieren - viele ETFs eignen sich dafür hervorragend. Doch die Anbieter schrauben regelmäßig an ihren Produkten herum. Nicht immer zur Freude der Anleger.

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Indizes

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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

DAX, Euro Stoxx oder MSCI World - für viele Anleger zählen diese Indizes zu den Basis­investments. Kaum ein Instru­ment eignet sich so gut dafür, langfristig und günstig in diese Börsenbarometer zu investieren, wie ETFs. Wer mit einem Indexfonds anlegt, will dies oft über Jahre oder Jahrzehnte in unveränderter Form tun.



Doch dieser Wunsch wird zuweilen von den ETF-Anbietern durchkreuzt. Denn sie haben ­eigene Interessen. Zuallererst, dass ihre Produkte profitabel sind. Aber auch, dass ihr ETF-­Angebot bei sich ändernden Märkten und Anlegerwünschen attraktiv bleibt. Die Folge: Wenig nachgefragte ETFs werden beerdigt oder verschmolzen. Oder die Konstruktion der Produkte wird umgestellt, weil sie sich so besser verkaufen.

Ein Treiber für Veränderungen ist der Trend hin zu physisch replizierenden Produkten. Diese halten die Wertpapiere des Index, den sie abbilden, tatsächlich im Portfolio. Dagegen bilden ETFs mit synthetischer Replikation die Wertentwicklung eines Börsenbarometers über Swaps nach. Ein Swap-Partner liefert die Performance des Index und erhält dafür die Wertentwicklung eines beliebigen Portfolios.


Die Swap-Variante klingt kompliziert und ein wenig undurchsichtig, weshalb Anleger diese Produkte mehr und mehr meiden (siehe Investor-Info). Gegen diesen Trend konnten sich auch große Anbieter wie die Deutsche-Bank-Tochter db X-trackers und Lyxor nicht stemmen, die lange auf synthetische Produkte gesetzt hatten. Die Deutsche Bank begann vor gut zwei Jahren, ihre ETFs umzustellen.

Steuervorteile beachten

Doch damit beraubte sie Anleger auch eines Steuervorteils. Bei thesaurierenden Swap-ETFs fließen nämlich Dividenden in Form von Kursgewinnen aus Termingeschäften zu und müssen nicht jährlich versteuert werden. Erst bei Verkauf des ETF knapst der Fiskus seinen Teil ab. Bis dahin kann der Anleger sein Geld ungeschmälert an den Märkten arbeiten lassen.

Wer also diese ETF-Variante wählte, sah sich ge­kniffen. Ohnehin erfahren viele Anleger von anstehenden ETF-Umbauten erst durch einen Brief ihrer Depotbank. Dann müssen sie sich relativ schnell entscheiden, ob die Änderung in ihr Konzept passt oder ob sie den ETF lieber doch verkaufen und damit Transaktionskosten und Steuernachteile in Kauf nehmen. Bei Zweifeln kann sich der Rat eines Steuerfachmanns lohnen. Das gilt auch für Fälle, wenn im Rahmen einer ETF-Fusion ein Verkauf und Kauf ausgelöst wird.


Doch nicht immer droht Unheil, wenn ETF-Anleger Post von ihrer Depotbank bekommen. Zahlreiche Schreiben gingen in den vergangenen Monaten an Besitzer von iShares-ETFs. Die erfahren, dass sich die Gesellschaft dazu entschlossen hat, "die deutschen Inhaber-Sammelzertifikate ... in Anteile mit einer irischen ISIN (von gleichem Wert) umzutauschen". Betroffen sind insgesamt 177 ETFs, die bis September auf das internationale Abwicklungsmodell ICDS umgestellt werden.

Kurz gesagt soll der Handel mit diesen Fonds vereinfacht werden. Die gute Nachricht für Anleger: Die Umstellung löst keine Abgeltungsteuer aus. Was bleibt, ist das altbekannte Steuerproblem. Sprich: Fonds mit Domizil in Irland verursachen größeren Aufwand bei der Steuererklärung, wenn sie physisch replizieren und ihre Erträge thesaurieren (siehe unten). Das galt schon vor der Umstellung, denn trotz deutscher ISIN war das eigentliche Fondsdomizil in Irland. Das gilt auch danach.

Investor-Info

Ausländische Thesaurierer
Das Problem mit der Steuer

ETF-Gewinne unterliegen der Abgeltungsteuer von 25 Prozent zuzüglich Soli und eventuell Kirchensteuer. Mit der Abgabe haben Anleger wenig Mühe, denn sie wird von der Depotbank direkt an den Fiskus abgeführt. Das gilt zumindest für alle in Deutschland aufgelegten ETFs. Kniffliger wird die ­ Sache, wenn ein ETF im Ausland aufgelegt wurde, er die Wertpapiere seines Index physisch hält und er die Erträge thesauriert, also automatisch wieder anlegt. Dann kann es sein, dass die Depotbank beim Verkauf des ETF erneut Steuern auf die wieder angelegten Erträge abführt, selbst wenn diese vorher jedes Jahr in der Steuererklärung angegeben wurden. Zwar können Anleger die zu viel entrichteten Steuern zurückfordern. Dazu müssen sie aber nachweisen, dass sie die Erträge bereits versteuert haben. Also sollten sie ihre Steuerunterlagen unbedingt aufbewahren.

Kontrahentenrisiko
Das Problem bei Swap-ETFs

Swap-ETFs haben seit der Finanzkrise stark an Beliebtheit eingebüßt, obwohl sie steuerliche Vorteile bieten. Denn bei ihnen besteht grundsätzlich die Gefahr, dass der Vertragspartner - in der Regel eine große Bank - ausfällt und die Indexperformance nicht liefern kann. Mittlerweile wird dieses Risiko aber durch die Hinterlegung von Sicherheiten massiv reduziert. Auch holen sich ETF-Anbieter mehrere Vertragspartner ins Boot, um das Kontrahentenrisiko zu vermindern. Für weniger liquide Märkte wie Schwellenländer bieten Swap-ETFs nach wie vor Vorteile.

Zum Weiterlesen:
» ETF kaufen - Worauf Anleger beim ETF-Kauf achten sollten

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