Boom bei ETFs - worauf Anleger achten sollten
Nachvollziehbare, verständliche Finanzprodukte sind klare Gewinner der vergangenen Jahre.
Eine Entwicklung, die dem Investmentvehikel Exchange Traded Funds -ETFs- Rückenwind verleiht. ETFs sind passiv gemanagte Indexfonds, die ganze Branchen oder Märkte exakt abbilden. Wegen ihrer günstigen Kostenstruktur, Transparenz und börsentäglichen Verfügbarkeit werden sie auch als Königsklasse der Anlagen angesehen. ETFs punkten im Vergleich zu manchmal komplizierten Anlagestrategien und Portfoliozusammensetzungen aktiv gemanagter Fonds. Das Ziel aktiv gemanagter Fonds den Markt zu schlagen, gelingt nur bedingt und schon gar nicht dauerhaft. Die Erfahrung lehrt, dass vielmehr der Markt besser abschneidet als die Mehrzahl der Investmentfonds.
Die Vorzüge von ETFs sind immer noch größten Teils institutionellen Anlegern vorbehalten. Private Anleger sind in diesem Fall auf sich selbst gestellt. Die meisten Banken in Deutschland bieten ETFs bisher kaum an, sondern vertreiben stattdessen aktiv verwaltete Fonds, wahrscheinlich aufgrund der ungünstigen Provisionsstruktur. Entscheidet sich ein privater Anleger nun doch für das Investment ETF, findet er sich wieder im Dschungel der Indexfonds.
Wie gelingt eine optimale Anlage mit ETFs? Neben den Entscheidungskriterien, wie der Total Expense Ratio, dem Tracking Error und der Replikationsmethode steht der Anleger vor weitaus mehr Fragen, die sich bei einer Anlage mit ETFs ergeben. Denn eine Auskunft über die bereits erwähnten, gängigen Kennzahlen erhält der Privatanleger zur Not noch über diverse Börsenportale oder Explorer der jeweiligen ETF-Emittenten. Schwieriger wird es bei der Auswahl des zugrundeliegenden Index. Ist bei einem Investment in den europäischen Markt der DJ EuroStoxx 50 oder der DJ EuroStoxx 600 zu bevorzugen? Obwohl der DJ EuroStoxx 50 der bekannteste Index der EWU ist, beinhaltet der DJ EuroStoxx 600 eine weitaus größere Grundgesamtheit und bietet somit ein attraktiveres Diversifikationsspektrum.
Im Bereich der Anleihenindices wird die Auswahl noch komplizierter, hier hängt die Zusammensetzung meist von der Summe der im Umlauf befindlichen Anleihen eines Emittenten ab. Das bedeutet, je mehr Schulden beispielsweise ein Land aufnimmt, desto größer ist seine Indexgewichtung - ein Klumpenrisiko entsteht - und von Diversifikation kann demnach nicht mehr die Rede sein. Doch gerade diese Minimierung des Portfoliorisikos ist der entscheidende Punkt bei der Anlageentscheidung.
Investoren neigen immer noch zur Übergewichtung von Heimattiteln, der so genannte "Home Bias" wird bei der Betrachtung zahlreicher Wertpapierdepots augenscheinlich. Dabei bietet das Spektrum der Assetklassen doch so viel Spielraum: Emerging Markets, etablierte Aktienmärkte, Rohstoffe, Renten etc. Mit einem einzelnen ETF ist eine angemessen diversifizierte Asset Allokation nicht möglich, vielmehr ist die Aufteilung des Portfolios in verschiedene ETFs nötig. Die Auswahl der richtigen Assets stellt den Anleger vor eine weitere Herausforderung. Es sollten vor allem Assetklassen kombiniert werden, die nicht positiv miteinander korrelieren.
Diesen Ansatz verfolgen beispielsweise die Optimum Portfolio ETF-Indices, die das dips Deutsches Institut für Portfolio-Strategien an der FOM für verschiedene Anlagezwecke entwickelt hat. Auf diese Weise kann in der Gesamtanlage ein optimales Rendite-Risiko-Profil erreicht werden, welche schon 1952 in der nobelpreisgekrönten Modernen Portfolio Theorie von Harry M. Markowitz beschrieben wurde. Zudem berücksichtigen die Optimum Portfolio ETF-Indices unterschiedliche Risikoklassen - sie sind in DEFENSIV, BALANCE, CHANCE und OFFENSIV unterteilt. Dem privaten Anleger wird entsprechend seiner Risikoneigung die Qual der Wahl bei der Gestaltung der Asset Allokation abgenommen, dennoch kommt er mittels diversifizierter Portfolios in den Genuss der Königsklasse ETF.
Prof. Dr. Eric Frère
Andreas Schyra
Das dips Deutsches Institut für Portfolio-Strategien ist die finanzwirtschaftliche Forschungseinrichtung der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Essen. Im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit stehen praxisrelevante Problemstellungen des Portfolio-Managements sowie optimierte Index-Konzepte.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.