Bewunderung & Skepsis

Nach GameStop-Hype: ETF zeichnet auf Social Media beliebte Aktien nach und begeistert Jim Cramer

09.03.21 22:56 Uhr

Nach GameStop-Hype: ETF zeichnet auf Social Media beliebte Aktien nach und begeistert Jim Cramer | finanzen.net

Mit der WallStreetBets-Bewegung wurde mit voller Wucht klar, wie stark Aktien im Internet besprochen werden und welche Wirkung das haben kann. Ein neuer ETF will dieser Entwicklung gerecht werden und genau solche Aktien abbilden.

• David Portnoy initiiert ETF, der Social-Media-Stimmung wiedergeben soll
• Wall-Street-Experte Jim Cramer ist "fasziniert"
• Marktmanipulation? Skeptiker im Zwiespalt



BUZZ NextGen AI US Sentiment Leaders Index wird der frisch gestartete ETF heißen, welcher von Van Eck Vectors Social Sentiment aufgelegt werden soll, berichtet "Fortune". Ins Leben gerufen wurde der BUZZ ETF von Dave (David) Portnoy. Der 43-Jährige ist ein Daytrader und Blogger, der sich jüngst öffentlichkeitswirksam in die Debatte rund um Robinhood im Rahmen des GameStop-Hypes einmischte und dadurch Aufmerksamkeit auf sich zog.

BUZZ ETF soll Stimmung der Anleger widerspiegeln

Der neue börsengehandelte Fonds soll 75 Aktien beinhalten, die gerade in sozialen Netzwerken oder generell im Internet viel besprochen werden und in den Blickpunkt der Anleger gerückt sind - ein Schlagwort dabei: Hype. Damit springt Portnoy auf eines der überraschenden Börsenphänomene im noch jungen Jahr 2021 an - als Reddit-User auf stark geshortete Aktien stürmten und für Kurskapriolen sorgten.

Genauer soll BUZZ Aktien abbilden, die im vergangenen Jahr anhaltend und diversifiziert auf sozialen Medien erwähnt wurden. Ein Algorithmus entscheide dann, ob diese Erwähnung als positiv, negativ oder neutral zu kategorisieren sind. Eine Einstufung einer Aktie erfolge dann anhand dessen, wie breit die Diskussion und wie stark die positive Stimmung war. Während anfänglich 250 Aktien in Frage gekommen sein sollen, haben es letztendlich 75 Titel mit hoher Social-Media-Resonanz in den Index geschafft. In einem Gespräch mit CNBC sagte Jamie Wise, CEO von Buzz Holdings: "Wir bündeln die kollektive Stimmung der Community." Außerdem erklärte er, es gehe um die breitere "Konversation über Aktien, die auf Social-Media-Plattformen erwähnt werden." Wichtige Quellen für die Auswahl seien dabei die Plattformen Twitter und StockTwits, berichtet der US-Sender.

Modernes, Hype-gerechtes ETF-Konzept?

Aktienhypes sind keine Neuheit, erfuhren in den vergangenen Monaten oder sogar Jahren aber einen rasanten Schub, weshalb entsprechende Fälle gehäuft auftreten. Neu an dem ETF sei auch nicht, Aktien aufgrund ihres Momentums zu zeichnen, berichtet Fortune. Aber die Messung auf Basis von Social-Media-Daten mache den BUZZ ETF zu einem modernen Konzept. Der Buzz NextGen AI U.S. Sentiment Leaders Index soll bereits im Dezember 2015 aufgelegt worden sein. Wie Wise offenbarte, habe sich der Index in vier der letzten Jahre besser geschlagen als der S&P 500.

Bedenken bringen Stichwort Marktmanipulation auf den Tisch

Allerdings wird der ETF aufgrund Portnoys Rolle in dessen Entstehung auch als kritisch betrachtet, verlautet Fortune. Schließlich teile er seine Meinung stark auf sozialen Plattformen und ist mit Videos für sein Format "Davey Day Trader" täglich aktiv, das eine große Zahl Follower vereint. Gegenüber CNBC sagte Dave Nadig, Forschungsdirektor bei ETF Trends: "Wir haben den Besitzer eines Indexunternehmens, der einen Index hypt, der selbst Gegenstand des Index ist". Erschwerend komme seiner Äußerung nach hinzu, dass Portnoy derjenige sei, "der die Aktien hyped."

Eine weitere skeptische Stimme, bringt sogar ein ganz anderes Thema auf den Tisch. Denn gegenüber MarketWatch sagte Tyler Gellasch, Executive Director von Healthy Markets, dass der ETF "aus dem Kapital zu schlagen scheint, was von SEC und FINRA sehr wohl als Marktmanipulation eingestuft werden könnte." Er gab ähnlich wie Nadig zu bedenken, dass in dem ETF Personen involviert sind, "die möglicherweise direkten Einfluss auf den Wert der einzelnen Wertpapiere haben."

Hype-ETF findet auch Bewunderer

Ein ebenso bekannter Wall-Street-Kenner zeigt sich aber begeistert von dem neuen börsengehandelten Fonds. Mad Money-Moderator Jim Cramer zögerte nicht lange mit einem Kommentar und erklärte via Twitter, er sei "fasziniert."

Doch auch Vorzüge bringe der 75 Aktien umfassende Stimmungs-ETF laut Todd Rosenbluth, Leiter der ETF- und Investmentfonds-Forschung bei CFRA, mit: "Ich denke, der ETF wird nicht nur wegen Portnoys Namen Aufmerksamkeit erregen, sondern auch, weil dies für alle, die an der Seitenlinie saßen und den GameStop-Wahn beobachteten, eine sicherere Möglichkeit ist, daran teilzuhaben. Er wird diversifiziert sein, einschließlich einiger Aktien, die unterbewertet sind und sich drehen könnten, und einiger, die fundamentale Geschäftsfälle haben," zitiert MarketWatch den Experten. Doch auch Rosenbluth gibt zu bedenken, dass die Konstituenten nicht sonderlich transparent seien.

Redaktion finanzen.net

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