Yen-Alternative

Nach Yen-Carry Trades werden Yuan-Carry Trades attraktiv - droht ein erneuter Crash?

29.08.24 22:54 Uhr

Yuan Carry Trades werden beliebter: Droht der nächste Crash? | finanzen.net

Der Crash, der am 5. August die internationalen Finanzmärkte erschütterte, geht zu einem bedeutenden Teil auf eine massenhafte Abwicklung von Carry Trades auf den japanischen Yen zurück. Seither werden ähnliche Trades auf den chinesischen Yuan beliebter. Droht ein erneutes Börsenbeben?

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• Carry Trades maßgeblich für Ausverkauf am 5. August verantwortlich
• Anleger suchen nach Alternative zum japanischen Yen
• Experten sehen bei zunehmenden Yuan-basierten Carry Trades wenig Gefahr

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Am 5. August 2024 kam es zu einem internationalen Börsencrash, der Anleger und Experten weltweit gleichermaßen erschütterte. Die Abverkauf hatte sich schon in den vorangegangenen Handelstagen angedeutet, am "schwarzen Montag" jedoch noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Ursachen des Ausverkaufs waren vielfältig. So gingen nach einem schwächer als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktbericht wieder vermehrte Rezessionssorgen um. Hinzu kommen die noch immer schwelenden und eskalierenden Konflikte im Nahen Osten. Gleichzeitig wurden Ängste größer, heiß gelaufene Tech-Titel, die wegen des Bezugs zum Trendthema künstliche Intelligenz an Schwung gewonnen hatten, könnten in einer platzenden Spekulationsblase enden.

Carry Trades im Fokus

Neben diesen Faktoren kam jedoch noch ein weiterer Aspekt hinzu, der ebenso maßgeblich zu dem Crash beigetragen hatte: Die sprunghaft ansteigende Abwicklung von sogenannten Carry Trades. Bei Carry Trades handelt es sich um eine Handelsstrategie, bei der Anleger die Zinsunterschiede verschiedener Länder zu ihrem Vorteil nutzen. So wird in einer Währung mit niedrigem Zinssatz wie dem japanischen Yen ein Kredit aufgenommen, der dann wiederum in einer Währung mit hohem Zinssatz wie dem US-Dollar angelegt wird, um so von der Zinsdifferenz zu profitieren. Da die Bank of Japan ihre Zinsen seit Jahren niedrig hielt, war auch der japanische Yen sehr günstig zu haben, weshalb sich insbesondere diese Währung so gut für Carry Trades eignete. Nachdem die BoJ jedoch im März diesen Jahres eine Zinswende einläutete und die Zinsen anhob, wertete auch der Yen deutlich auf. Für Carry Traders stellte dies ein großes Problem dar, da eine Aufwertung der Finanzierungswährung gegenüber der Anlagewährungen zu großen Verlusten führen kann, weshalb es weltweit zu einem rasanten Anstieg der Abwicklungen von solchen Trades kam. Um ihre Verschuldung schnell zu reduzieren, wurden also vermehrt Kredite zurückgezahlt bzw. Vermögenswerte zu Geld gemacht, um Schulden zu decken, was sich wiederum in fallenden Kursen bei allen möglichen Assetklassen äußerte.

Yuan-Carry Trades werden beliebter

Nun, da der japanische Yen für Carry Trades also unattraktiver geworden ist, sind Anleger auf der Suche nach einer neuen günstigen Finanzierungswährung, die sich für diese Handelsstrategie anbietet. Hier hat sich der chinesische Yuan als beliebte Alternative entpuppt. Dies hat sich bereits kurz nach dem Ausverkauf am 5. August herausgestellt, was einige Analysten dazu veranlasste, Warnungen vor einer ähnlichen Abwicklungswelle bei Yuan-Carry Trades auszugeben. "Die nächste Carry Trades-Liquidierung könnte der Yuan sein", schätzte beispielsweise ANZ-Asienexperte Khoon Goh gegenüber CNBC. Auch die Citigroup warnte in einem Kundenbericht, der Bloomberg vorliegt, vor einer solchen Entwicklung.

Experten geben Entwarnung

Bisher ist es jedoch zu keinem weiteren Crash gekommen und mittlerweile mehren sich Expertenstimmen, die auch nicht glauben, dass es dazu kommen wird. So verweist das Nachrichtenportal Fortune in diesem Zusammenhang auf die Royal Bank of Canada, die den chinesischen Yuan hier als widerstandsfähiger ansieht, da die chinesische Zentralbank mit ihrer Geldpolitik einen taubenhaften Kurs fahre. So hat die People’s Bank of China erst Ende Juli ihre Leitzinsen überraschend gesenkt. "Es ist nach wie vor sinnvoll, den Yuan gegenüber einem Korb von Schwellenländerwährungen zu shorten, da es widersprüchlich wäre, eine Aufwertung der Währung zuzulassen, wenn die Zentralbank versucht, ihre Politik zu lockern. Die Wirtschaft Chinas hat zu kämpfen, und es wird allgemein erwartet, dass die PBOC ihre Politik in den kommenden Monaten weiter lockern wird, und sie hat dies auch signalisiert", urteilt auch RBC-Analyst Alvin T. Tan laut Fortune.


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Darüber hinaus unterscheiden sich Carry Trades in den japanischen Yen und den chinesischen Yuan in einigen Punkten voneinander. So begrenzen die chinesischen Behörden den Zu- und Abfluss von Devisen, weshalb der Yuan nicht vollständig konvertierbar ist. Deshalb können Yuan-basierte Carry Trades auch nicht den gleichen Umfang erreichen, den Yen-basierte Carry Trades zeitweise angenommen haben. Zudem gibt es viel weniger Spekulanten im Bereich der Yuan-Carry Trades. So sind es insbesondere chinesische Exporteure und multinationale Konzerne, die solche Carry Trades für ihre Geschäfte nutzen. Wie Daten von Macquarie zeigen, auf die Fortune verweist, hätten solche Händler seit 2022 ein Vermögen von 500 Milliarden US-Dollar angehäuft.

Neben dem chinesischen Yuan sind Anleger derweil auch auf andere Niedrigzins-Währungen ausgewichen. So empfiehlt die Citigroup laut einem Bericht von Stratege Dirk Willer, der dem Nachrichtenportal vorliegt, auf den brasilianischen Real sowie den mexikanischen Peso als Carry Trade-Grundlage.

Redaktion finanzen.net

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