Vermutung bestätigt: Tether manipuliert den Bitcoin-Preis
Spekulationen, dass sich die Kryptowährung Tether auf den Kurs des Bitcoins auswirkt, gibt es schon eine Weile. Nun hat jedoch eine Studie den Zusammenhang zwischen Tether und Bitcoin, den schon "Dr. Doom" anprangerte, bewiesen.
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Schon Anfang des Jahres machte "Dr. Doom" Nouriel Roubini Stimmung gegen die Kryptowährung Tether: "Tether ist Betrug und wird zur Manipulierung des Bitcoin-Preises benutzt", so der Ökonom im Januar auf Twitter. Eine Studie der Universität Texas zeigt nun, dass sich seine negative Meinung zu bestätigen scheint.
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Die Vorwürfe
Die Gründer von Tether garantieren, dass die digitale Devise mit dem US-Dollar besichert ist, der Tether-Preis also direkt an den Dollar gekoppelt ist. Somit ist er nicht - wie andere Kryptowährungen - von Fiatgeld unabhängig. Die Stärke von Tether zeigt sich, sobald Anleger Fiatgeld in Cybertoken anlegen wollen, denn die Währung dient in diesem Prozess als Bindeglied. Da die Kryptowährung an den US-Dollar gekoppelt ist, verläuft der Tausch von Dollar in Tether unkompliziert. Tether kann dann wiederum in andere Kryptowährungen angelegt werden - Investoren sparen auf diesem Weg Steuern und Gebühren.
Doch genau in diesem Zusammenhang liegt die Krux, die schon vor geraumer Zeit zu Diskussionen geführt hat. Denn für jeden Tether-Token muss die Besicherung 1:1 mit einem realen US-Dollar existieren, und das konnte bisher nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Sollte das Fiatgeld nicht existent sein, wären Tether-Token daher Falschgeld. Durch die Sonderstellung von Tether als sogenannter "Stablecoin" wurden in der Vergangenheit überdies Beschuldigungen laut, dass Tether andere digitalen Währungen manipulieren könnte.
Ein Blogger behauptete vor einiger Zeit, dass der Krypto-Handelsplatz Bitfinex künstlich gedruckte Tether in Bitcoin investiere, um den Kurs weiter nach oben zu treiben und so Anleger weiter zu Investitionen animiere, schreibt Coinhero. Das würde wiederum gesteigerte Transaktionsvolumen bedeuten, und für den Handelsplatz schlussendlich höhere Umsätze.
Finanzprofessoren gehen den Gerüchten auf den Grund
Die Finanzprofessoren John Griffin und Amin Shams von der Universität Texas haben sich dem Thema angenommen und in einem 66-seitigen Exposé Stellung bezogen. Die am vergangenen Mittwoch veröffentlichte Studie geht der Frage nach, inwiefern sich Tether auf den Kurs anderer Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Co. auswirken kann. Dabei zogen die Experten Daten von verschiedenen Kryptobörsen und -portalen zu Rate, darunter auch Coinmarketcap und CoinDesk.
Die von Griffin und Shams gefundenen Korrelationen zwischen Tether und Bitcoin (aber auch anderen Kryptowährungen) scheinen die Befürchtungen von Roubini zu bestätigen. Die Experten erklären Auf- und Abschwungmuster beim Bitcoin-Kurs nicht nur mit dem Angebot-Nachfrage-Prinzip. "Wir stellen fest, dass Käufe mit Tether nach Marktabschwüngen auftreten und zu einem beträchtlichen Anstieg des Bitcoin-Kurs führen", so die Studie. Also bestünde zwischen Tether-Käufen und dem Bitcoin-Kurs eine zeitliche Korrelation. In bedeutenden Momenten für den Bitcoin seien neue Tether ausgegeben worden, zeigt die Analyse. Auch die historische Höchstmarke von 20.000 US-Dollar soll Bitcoin nur mit Hilfe von Tether erreicht haben, behaupten Griffin und Shams.
Doch nicht nur zu Rekordhochs soll der Stablecoin dem Bitcoin verholfen haben, auch zur Stabilisierung soll Tether genutzt worden sein. Denn die Experten konnten im untersuchten Zeitraum (1. März 2017 bis 31. März 2018) keinen Zeitpunkt ausmachen, in dem Tether-Token ausgegeben wurden, während der Bitcoin-Kurs bereits in einer Aufwärtsbewegung befand. Hinzu kommt, dass Tether zumeist in riesigen Mengen ausgegeben werden (200 Millionen bspw.) und die Token größtenteils an den Handelsplatz Bitfinex gehen.
Bitcoin-Kurs eigentlich viel niedriger
Durch diese Möglichkeiten der Manipulation durch Tether gehen Griffin und Shams nicht nur davon aus, dass Tether und Bitcoin korrelieren, sondern dass die Kurse künstlich hochgetrieben wurden. Diesen Vorgang vergleicht die Studie mit einer Liquiditätsspritze durch eine Zentralbank. Sobald die Banken neue Noten ausgeben (in diesem Fall Tether), besteht auch die Möglichkeit dieses "Mehrgeld" auszugeben (für Bitcoin, Ethereum und Co.). Auch andere Kryptowährungen sollen so künstlich gepushed worden sein, allerdings nicht im gleichen Ausmaß wie der Platzhirsch Bitcoin.
Ob sich die Vorwürfe als wahr erweisen, wird sich zeigen müssen. Die US-amerikanische Regulierungsbehörde CFTC hat bereits Krypto-Handelsplätze vorgeladen und auch schon Tether Ltd. zur Besicherung ihrer Token befragt. Ergebnisse davon wurden jedoch nicht in der Öffentlichkeit bekannt.
Redaktion finanzen.net
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