Rubel fällt weiter: Russlands Riesen-Zinsschritt ist verpufft
Der riesige Zinsschritt der russischen Notenbank ist verpufft: Erst sprang der Rubel zum Dollar nach oben, dann fiel er auf ein neues Rekordtief.
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Der riesige Zinsschritt der russischen Notenbank zur Stützung des Rubel ist verpufft: Zwar sprang die Währung Russlands zum amerikanischen Dollar am Dienstagmorgen zunächst um neun Prozent nach oben, bis zum Mittag lag sie aber wieder tief im roten Bereich. Ein Dollar kostete erstmals mehr als 70 Rubel und erreichte mit 73,8 Rubel ein neues Rekordhoch. Auch zum Euro geriet die russische Währung erneut massiv unter Druck. Zuletzt verlor der Rubel zum Dollar elf Prozent an Wert, zum Euro waren es zwölf Prozent.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Verluste in dieser Größenordnung - die stärksten seit der Russlandkrise Ende der 1990er Jahre - hatte es schon am Montag gegeben. Die Notenbank zögerte nicht lange und griff in der Nacht zum Dienstag ein: In einem überraschenden Schritt stemmte sie sich gegen den Rubelverfall und die hohe Inflation im Land. Die Zentralbank erhöhte ihren Leitzins um 6,5 Punkte auf 17 Prozent, um die Attraktivität der heimischen Währung zu steigern. Für die ohnehin angeschlagene Konjunktur Russlands ist der Zinssprung ein Schlag, weil höhere Zinsen den privaten Verbrauch und die Investitionen der Unternehmen zusätzlich belasten dürften.
NOTENBANK UNTER DRUCK
"Der Druck der Märkte könnte die Notenbank zu einer weiteren Leitzinserhöhung veranlassen", kommentierte Analyst Simon Quijano-Evans von der Commerzbank. Darüber hinaus könnte sich die Zentralbank gezwungen sehen, abermals am Devisenmarkt zu intervenieren. Allerdings veranschlagt Quijano-Evans das notwendige Volumen mit 5 bis 10 Milliarden Dollar deutlich höher als bei jüngsten Eingriffen der Notenbank. Nachdem die Zentralbank Mitte November den Rubelkurs freigegeben und ihre Praxis täglicher Markteingriffe aufgegeben hatte, intervenierte sie mehrmals mit kleineren Beträgen.
"Gleichzeitig erwarten wir eine Art verbaler Unterstützung seitens europäischer Notenbanken, vielleicht auch anderer falls notwendig, um weitere Kollateralschäden im europäischen Bankensektor zu verhindern", so Quijano-Evans. Vor allem österreichische und tschechische Banken seien stark in Russland engagiert. "Es ist einfach nicht möglich, dass eine verflochtene europäische Wirtschaft glauben könnte, sie sei von negativen Auswirkungen isoliert. Vor allem in einer Zeit, in der die Eurozone ihre eigenen Probleme zu bewältigen hat", warnte der Analyst.
RUBEL IM FREIEN FALL
Die Verluste des Rubel in den zurückliegenden Monaten sind gewaltig: Seit Jahresbeginn hat der Rubel mehr als die Hälfte seines Werts verloren, einen Löwenanteil davon allein in den vergangenen drei Monaten. Wichtigste Gründe sind die Wirtschaftssanktionen des Westens wegen der Ukraine-Krise und der Verfall der Rohölpreise. Seit diesem Sommer sind die Ölpreise um fast 50 Prozent eingebrochen. Die Wirtschaft und der Staatshaushalt Russlands sind auf hohe Einnahmen aus dem Ölexport angewiesen./bgf/jsl
FRANKFURT (dpa-AFX)
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