MAKE EUROPE: Ethereum wird heute über Nacht grün
Die Ethereum Blockchain verschlingt jeden Tag so viel Energie wie ganz Irland, gibt die Ethereum Foundation zu. Doch in der heutigen Nacht zum Donnerstag findet der sogenannte Merge statt: Wenn alles läuft, wie geplant, verringert das den Energieverbrauch der größten programmierbaren dezentralen Datenbank der Menschheit um satte 99,5%.
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Ethereum tauscht sein Banksystem aus, um grüner zu werden. Es geht um die technische Migration eines Tokens mit einer Marktkapitalisierung von rund 200 Milliarden Euro, die Ethereum vor dem Merge aufweist. Heute Nacht trennen sich die Wege der Miner und der Ethereum Nutzer, die für ihre digitale Währung eine mobile Zukunft auf weltweit bis zu 15 Milliarden Endgeräten sehen, ohne dem Klima zu schaden.
Wenn es klappt, so die Auguren, wird Ethereum endlich auch für große institutionelle Anleger investierbar. Wenn es nicht klappt, kann sich jeder denken, was mit dem Ethereum Kurs am Freitag passiert. In jedem Falle wird heute Nacht Web3-Geschichte auf unveränderbare Datenbanken geschrieben.
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Das Kernteam der Ethereum-Entwickler, darunter viele deutsche Programmierer, steht unter hohem Druck und will die etwas ruhigeren Nachtstunden der Wochenmitte für den Merge nutzen. Technisch sind aber alle Ethereum-Investoren auf der sicheren Seite. Entweder haben sie ihre Ether auf der sogenannten Beacon Chain bereits mittels Staking für längere Zeit gegen Zins festgelegt oder ihre Ether liegen noch auf der aktuellen Kette, dem Mainnet. Auf der Beacon Chain läuft Ethereum 2 schon eine ganze Weile erfolgreich. Jetzt werden die beiden verwandten Kryptoketten verschmelzen. Der Prozess wurde mehrfach geprobt, unter anderem mit dem Görli Testnet, das nach dem Görlitzer Park in Berlin benannt ist.
Das Ziel des Merge ist es, das energieintensive Mining unattraktiv und unverhältnismäßig teuer zu machen. Das als Proof-of-Work bezeichnete Mining benötigt viel mehr Rechenkraft, ist aber letztlich auch sicherer vor Zensur. Das ist vor allem die Kritik aus dem Bitcoin-Lager, wo die Bitcoin Maximalisten weiterhin mit Proof-of-Work planen. Das macht den Bitcoin zwar politisch angreifbar, die Bitcoin-Kette bleibt jedoch unantastbar.
Mit dem Merge verschwindet nun auch der größte Wettbewerber des Bitcoin vom Mining-Markt. Das kann ein Vorteil sein. Schließlich glänzt das digitale Gold dann uneingeschränkt von anderen Blendern.
Aus der Sicht von Bitcoin Maximalisten ist der Merge selbst eine Form der Zensur. Bitcoin und Ethereum unterscheiden unter anderem sich darin, dass Viktalik Buterin bei Ethereum eine Schwierigkeitsbombe seiner Blockchain platziert hat. Diese im Code als "Terminal Total Difficulty" bezeichnete Variable stellt selbst Computer vor nahezu unlösbare Rechenaufgaben. Mining wird damit unattraktiv. Nach dem Merge gilt das als Proof-of-Stake bezeichnete Besitzrecht auf Ethereum 2, nicht mehr nur das Recht des Stärkeren Rechners wie bei Bitcoin.
Die Zusammenführung mit dem Merge unterscheidet sich in zwei weiteren Bereichen von früheren Netz-Upgrades. Zunächst müssen die Validatoren sowohl ihre Rechner in zwei Bereichen anpassen, der Konsensebene und Ausführungsschicht. Außerdem wird das Upgrade in zwei Phasen aktiviert: die erste, Bellatrix genannt, ist bereits erfolgreich abgeschlossen, die zweite, Paris genannt, beginnt heute Nacht. Am Ende platzt auf dem bisherigen Mainnet die schon beim Start eingeplante Schwierigkeitsbombe. Sie führt dazu, dass das Mininge exponentiell schwieriger und damit teurer wird. Das ist das Ende vom teuren Mainnet, das die wenigsten Ethereum-Nutzer vermissen dürften.
Nach dem Merge ist ein Ethereum Full Node eine Kombination aus der Konsens-Ebene, die Ethereum 2 ausführt, und einer Ausführungsschicht, die die Besitzverhältnisse managt und die mit den Transaktionen verbundenen Berechnungen ausführt.
Die Umstellung ist durch die Schwierigkeitsbombe in Vitalik Buterins Code unumkehrbar. Miner wissen das und konnten sich in einem jahrelangen Prozess darauf vorbereiten.
Ganz am Ende ist Proof-of-Work mit Ethereum dann aber immer noch nicht. Einige Abtrünnige im Ethereum-Lager rund um den Cardanon-Gründer Charles Hoskinson wollen weiterhin Ethereum klassich mininen. Schon vor einigen Jahren haben sie deswegen die Ethereum Classic Kette, aktuell auf Platz 19 der Kryptowährungen mit der höchsten Marktkapitalisierung, als kleine Mitbewerberin aufbauen können. Wie bei Cardano können Hoskinson und Freunde bislang keine nachhaltigen Erfolge zeigen. Vielleicht ändert sich das, wenn die Ethereum-Schürfer nach dem Merge auf dem Ethereum-Mainnet ihre Bestandsgeräte auf ETC-Mining umstellen.
von Roman Keßler, MAKE Europe GmbH
Roman Kessler ist Web3-Entwickler bei der MAKE Europe GmbH in Frankfurt. Im Herzen Europas baut der FinTech-Profi international prämierte Internetanwendungen rund um Bitcoin, Ethereum und den Digitalen Euro.
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Bildquellen: MAKE Europe GmbH