Keine Grenzen mehr

Russische Zentralbank lässt angeschlagenen Rubel frei handeln

10.11.14 14:24 Uhr

Russische Zentralbank lässt angeschlagenen Rubel frei handeln | finanzen.net

Die russische Zentralbank hat ihre täglichen Kontrollen des Rubelkurses aufgehoben und lässt die schwer angeschlagene Währung künftig auf dem Finanzmarkt frei handeln.

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Die bisherige Wechselkurspolitik werde aufgegeben, heißt es in einer Mitteilung der Zentralbank vom Montag. Stattdessen soll sich der Kurs des Rubels am Markt bilden. Dieser Schritt war zwar geplant, allerdings erst für das kommende Jahr. Der Rubel reagierte mit starken Aufschlägen zu Dollar und Euro, nachdem er in den vergangenen Wochen massiv unter Druck gestanden hatte.

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Einer Erklärung der Notenbank zufolge wird die langjährige Politik aufgegeben, den Rubel durch Marktinterventionen gegenüber einem Währungskorb aus Dollar und Euro in einer festen Bandbreite zu halten. Allerdings schließe das neue Vorgehen Eingriffe am Devisenmarkt nicht aus, schränkte die Zentralbank ein. Sollte die Finanzstabilität bedroht sein, könne auch weiterhin interveniert werden, heißt es in der Erklärung.

Die russische Währung legte in Reaktion auf den Schritt zum amerikanischen Dollar und zum Euro stark zu. Zeitweise beliefen sich die Gewinne verglichen mit Freitag auf mehr als drei Prozent. Für einen Dollar mussten zuletzt etwas mehr als 45 Rubel gezahlt werden, nachdem es am Freitag noch bis zu 48,5 Rubel gewesen waren. Als Grund für die Erholung nannten Händler auch Äußerungen von Präsident Wladimir Putin und Notenbankchefin Elvira Nabiullina.

Putin hatte zu Beginn des asiatisch-pazifischen Wirtschaftsgipfels Apec in Peking gesagt, dass die Zentralbank gegen starke Wechselkursschwankungen vorgehen werde. Kapitalverkehrskontrollen schloss er aber aus. Notenbankchefin Nabiullina kündigte wenig später im russischen Fernsehen an, die Zentralbank werde Spekulationen gegen den Rubel zu verhindern wissen.

Die Freigabe des Rubels ist angesichts des wirtschaftlichen Umfelds nicht ohne Risiko. Die russische Wirtschaft taumelt: Wegen der Ukraine-Krise und Sanktionen des Westens hat sie stark an Fahrt verloren. Die Zentralbank rechnet für kommendes Jahr nur noch mit einer Stagnation der Wirtschaft, wie sie am Montag bekanntgab. Unterdessen liegt die Inflation mit 6,5 Prozent klar über dem Vier-Prozent-Ziel der Notenbank. Ein wichtiger Grund sind Einfuhrbeschränkungen von Lebensmitteln, die Russland in Reaktion auf die Sanktionen des Westens ergriffen hatte.

Bereits in der vergangenen Woche hatte sich die Zentralbank mit einer Zinserhöhung gegen den Verfall des Rubels und die hohe Teuerung gestemmt. Zugleich lockerte sie ihre Interventionspolitik am Devisenmarkt, indem sie eine Obergrenze für ihre täglichen Eingriffe am Devisenmarkt festlegte. Dass sie die regelmäßigen Interventionen nun aufgibt, kann Vor- und Nachteile mit sich bringen: Eine frei schwankende Währung erleichtert einer Notenbank zwar die Geldpolitik, weil sie weniger auf den Wechselkurs achten muss. Allerdings schlagen wirtschaftliche Entwicklung dann voll auf die Währung durch - soweit die Zentralbank nicht doch interveniert.

Der Rubel steht seit vielen Wochen unter erheblichem Druck. Sowohl zum US-Dollar als auch zum Euro war er auf immer neue Tiefstände gefallen. Sollte der Rubel weiter nachgeben, könnte dies die rohstofflastige Wirtschaft Russlands etwas entlasten, weil russisches Öl für ausländische Abnehmer billiger würde. Zugleich aber würden nach Russland importierte Waren teurer, was die hohe Inflation zusätzlich anheizen würde. Um gegenzusteuern, könnte die Notenbank die Zinsen weiter anheben. Das würde den Rubel stützen, die Wirtschaft würde durch höhere Zinsen aber weiter belastet.

Um sich gegen den Verfall des Rubels zu stützen, könnte die Zentralbank auch weiterhin am Devisenmarkt eingreifen. Ausreichende Währungsreserven dazu hat sie jedenfalls: Mit deutlich mehr als 400 Milliarden Dollar zählt sie zu den reichsten Devisenbesitzern der Welt. Allerdings sind die Reserven in den vergangenen Wochen infolge der Notenbankeingriffe schon geschrumpft. Experten weisen zudem darauf hin, dass die Zentralbank bei unregelmäßigen Eingriffen tiefer als bei stetigen Interventionen in die Tasche greifen muss. Commerzbank-Analyst Simon Quijano-Evans spricht von 5 bis 10 Milliarden Dollar, damit überhaupt ein spürbarer Effekt erzielt wird.

MOSKAU (dpa-AFX)

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