Horrende Gebührensätze

Neuer FTX-CEO stellt insolventer Krypto-Börse 690.000 US-Dollar in Rechnung - für zwei Monate

23.02.23 22:01 Uhr

Neuer FTX-CEO stellt insolventer Krypto-Börse 690.000 US-Dollar in Rechnung - für zwei Monate | finanzen.net

Der bestellte Konkursverwalter und derzeitige CEO der insolventen Kryptobörse FTX, John J. Ray III, hat für seine Tätigkeit im November und Dezember dem Konkursgericht eine Rechnung in Höhe von 690.000 US-Dollar vorgelegt.

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• Suche nach den verschwunden Milliarden
• Stundenlohn von Konkursverwalter Ray ist längts nicht der höchste
• Gebührenprüfer könnte bestellt werden

Bei einem Stundenlohn von 1.300 US-Dollar entspricht dies einer 75 Stunden-Woche oder einer täglichen Arbeitszeit von 13-16 Stunden (Sechs- oder Fünf-Tage-Woche) - auch an den Weihnachtsfeiertagen.

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Der für die Sanierung von Enron und Konkursfällen prominenter Unternehmen bekannte Anwalt leitet den Konkurs der insolventen Kryptobörse FTX. John J. Rays Hauptaufgabe ist die Nachverfolgung von Transaktionen und die Suche nach den verschwundenen Milliarden an Vermögenswerten der Gläubiger. Bereits kurz nachdem der neue FTX-CEO die Arbeit aufgenommen hatte, kam es zu wortgewaltigen Auseinandersetzungen mit dem FTX-Gründer und ehemaligen CEO Sam Bankman-Fried. John J. Ray erhob schwere Vorwürfe und betonte in einem Schreiben an das zuständige US-Insolvenzgericht, er habe noch nie ein solches Ausmaß an Inkompetenz bei der Unternehmenskontrolle erlebt, vertrauenswürdige Finanzinformationen fehlten komplett.

Beraterkosten für die Konkursabwicklung in dreistelliger Millionenhöhe

Die Rechtsprofessorin Nancy Rapoport von der University of Nevada Las Vegas vermutet, dass die Anwaltskosten für die Konkursabwicklung von FTX auf mehrere Hundert Millionen US-Dollar ansteigen werden. "Um die Finanzen zu entwirren und dann herauszufinden, was im eigentlichen Chapter 11 zu tun ist, werden eine Menge Menschen arbeiten", äußerte sie gegenüber Bloomberg Law.

Auch die Wall Street-Anwälte Sullivan & Cromwell arbeiten mit 150 Mitarbeitern an der Entwirrung der FTX-Finanzen. Konkursverwalter Ray hatte den Ausschluss der Anwaltskanzlei vom Konkursverfahren wegen möglicher persönlicher Verbindungen zur insolventen Kryptobörse vor Gericht beantragt. Diese wurde jedoch vom Konkursrichter John Dorsey abgelehnt, da "keine Beweise für einen tatsächlichen Konflikt" vorlägen.

Aus der Gerichtsakte geht laut Bloomberg Law hervor, dass 30 Partner Stundensätze von über 2.000 US-Dollar in Rechnung stellen, während die der beteiligten Associates zwischen 810 und 1.475 US-Dollar pro Stunde liegen. Vor Gericht sagte die Kanzlei, dass es sich um marktübliche Stundensätze handle und diese geringer seien als die Stundensätze, welche die Kanzlei in anderen Tätigkeitsfeldern berechnete.

Sind gestiegene Anwaltsgebühren verdächtig?

Die Gebühren in der Rechtsberatung seien nach Angaben von Thomson Reuters zwischen 2007 und 2020 um rund 40 Prozent gestiegen, während die Inflation im Vergleichszeitraum um 28 Prozent gestiegen ist. "Wir sehen einen schnelleren Anstieg der Stundensätze als in der Vergangenheit und die Zahl der Fachleute, die an den Fällen arbeiten, steigt", sagte auch Rechtsprofessorin Lynn LoPucki von der University of Florida gegenüber Bloomberg Law. Hohe Honorare seien nur dann verdächtig, wenn die Konkursverwaltung schlecht geführt würde, sagte ein Honorarprüfer gegenüber dem Fachmagazin.

US-Konkursrichter Dorsey hat angekündigt, wahrscheinlich einen Gebührenprüfer für den Fall zu bestellen, was in den US-Konkursrichtlinien als Möglichkeit vorgesehen ist und ein nicht unübliches Verfahren darstellen würde. Es sei nicht entscheidend, wie viel die Anwälte verlangten, gibt Jonathan Lipson, Rechtsprofessor an der Temple University zu bedenken, sondern ob es sich lohne. "Wenn sie viel Geld eintreiben können, dann ist es das wahrscheinlich wert."

In den FTX-Trümmern haben die am Konkursverfahren beteiligten Berater bislang mehr als fünf Milliarden US-Dollar an Krypto-Assets und Barmitteln gefunden, wie die Firma Anfang Januar dem Gericht mitteilte.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: T. Schneider / Shutterstock.com