Türkische Lira und weitere Schwellenland-Währungen unter Druck
Die Türkische Lira konnte in den vergangenen Monaten, trotz Entlassung des Notenbankpräsidenten, lockerer Geldpolitik und Zinssenkung, stetig an Wert gewinnen. Zum Anfang der letzten Woche fiel die Lira allerdings wieder zurück.
Werte in diesem Artikel
• Globale Unsicherheit belastet die Lira
• Geldpolitik wird von der türkischen Politik beeinflusst
• Auch für andere Schwellenland-Währungen ging es abwärts
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Obwohl am vergangenen Montag Feiertag in der Türkei war und somit keine Konjunkturdaten auf dem Plan standen und auch keine Hiobsbotschaften von Präsident Erdogan den Markt erschütterten, fiel die Türkische Lira zum Wochenstart zurück, der US-Dollar wertete von 5,49 auf 5,56 gegen die Lira auf. Bis Mittwoch kostete ein Dollar dann sogar 5,61 Lira. Dabei konnte sich die Lira, im Gegensatz zu anderen Schwellenland-Währungen, zuvor noch von ihren starken Verlusten in den Frühlingsmonaten erholen.
"Risk-Off-Stimmung"
Doch Anleger schienen umzuschichten: Sie verkauften scheinbar schwache Währungen und kauften vermeintlich sichere Häfen, wie zum Beispiel Gold oder den Schweizer Franken. Grund hierfür dürfte die negative Marktstimmung wegen der globalen Unsicherheit sein. Da das Risiko für stärkere Kursverluste in schwachen Volkswirtschaften gewöhnlich höher ist als in starken Industriestaaten, ziehen sich Anleger in Zeiten wie diesen oftmals schnell aus den sogenannten Emerging Markets zurück.
Auch beim Betrachten der Charts anderer Schwellenland-Währungen war eine klare Aufwertung des US-Dollar bzw. eine Abwertung zum Beispiel des Brasilianischen Reals oder des Mexikanischen Pesos zu erkennen. In Argentinien geriet der argentinische Peso zu Beginn der vergangenen Woche, durch die Aussicht auf einen neuen Präsidenten, ebenfalls unter Druck.
Entwicklung der Lira
Die türkische Geldpolitik steht unter dem Einfluss der Regierung, was sich in diesem Jahr deutlich zeigte, als Präsident Erdogan im Juli den Notenbankpräsidenten Murat Cetinkaya entließ, nachdem dieser nicht auf Erdogans Forderung einer Zinssenkung einging. Seinem Nachfolger Murat Uysal wird dagegen nachgesagt, eine lockere Fiskalpolitik zu befürworten. Die Notenbank senkte die Zinsen anschließend Ende Juli um 425 Basispunkte auf 19,75 Prozent, erwartet wurde ein Schritt von 250 Basispunkten. Die Türkische Lira stieg nichtsdestotrotz, denn laut Bloomberg kauften die Türken seit Ende Mai nahezu keine Dollar mehr, die sie zuvor noch aufgrund der schlechten Entwicklung des Lira-Kurses und der steigenden Inflation panisch bunkerten.
Doch nun leidet auch die Lira unter der wachsenden Unsicherheit weltweit durch Handelsstreit, Proteste in Hongkong, Brexit in Europa und vielen weiteren Sorgen, die die Anleger dazu bringen, ihr Geld in vermeintlich sichere Häfen zu retten. Es bleibt nun abzuwarten, wie sich die Themen, die die Märkte bewegen, weiterentwickeln und ob die Risikobereitschaft der Anleger wieder zunimmt. Dann könnten die Türkische Lira und Währungen anderer Schwellenländer auch wieder profitieren.
Wichtig dürften aber auch die Entwicklungen in der Türkei sein. Kallum Pickering, Ökonom bei Berenberg, erklärte, wie Ahval berichtet, gegenüber Blommberg: "Die Türkische Währung könnte das Ziel eines Ausverkaufs werden, sollte sich die Geld- und Fiskalpolitik weiter verschlechtern".
Redaktion finanzen.net
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