Euro-Untergangs-Szenario

Nach dem Euro-Aus - Das passiert, wenn der Euro scheitert

05.04.17 14:00 Uhr

Nach dem Euro-Aus - Das passiert, wenn der Euro scheitert | finanzen.net

Die europäische Währung befindet sich in der Krise und das nicht erst seit gestern. Eventuelle Austritte europäischer Länder aus der Währungsunion drohen den Euro nun zusätzlich ins Wanken zu bringen. Was passiert, wenn der Euro tatsächlich nicht mehr zu retten ist?

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Es sind längst nicht mehr nur Krisen wie die drohende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands im Jahr 2015, die dem Euro heute zu schaffen machen. Das Lager der Parteien, die das Aus der europäischen Währung begrüßen würden, wächst stetig. Je nach Wahlausgang könnte in Frankreich der "Frexit" drohen, und auch in Griechenland bahnt sich seit Kurzem wieder ein Revival der "Grexit"-Zitterpartie an. Hinzu kommen Interessen aus Übersee: Der neue US-Präsident Donald Trump würde den Euro wohl nicht ungern scheitern sehen. Immerhin könnte dies - ganz nach Trumps Maxime "America First" - Vorteile für die US-Wirtschaft mit sich bringen. Und nun war es ausgerechnet die Bank of America, die kürzlich mit einer Studie an die Öffentlichkeit ging, die sich "The day after the Euro" nennt und der "Welt" vorliegt. Wie geht es nach dem Euro weiter?

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So erginge es Europas Währungen, wenn der Euro gescheitert ist

Der Autor der Studie, Athanasios Vamvakidis, ist vor allem der Frage nachgegangen, wie sich die europäischen Nachfolgewährungen des Euro entwickeln würden. Um hierfür möglichst stichhaltige Ergebnisse zu erhalten, wandte er die sogenannte "CGER-Methode" des Internationalen Währungsfonds an, die die Ungleichgewichte zwischen den verschiedenen europäischen Volkswirtschaften miteinbezieht. So kann es kaum überraschen, dass die neue Deutsche Mark in diesem Szenario gegenüber dem alten Euro am meisten aufwerten würde. Vamvakidis geht von satten 15 Prozent aus. Grund zum Jubeln wäre dies jedoch nicht, wie sich weiter zeigt.

Die "neue Deutsche Mark" - Übers Ziel hinaus

Mit einer Aufwertung alleine wäre es nicht getan, "die neue deutsche Währung könnte in der Praxis deutlich überschießen", so Vamvakidis weiter. Der steilen Aufwärtsbewegung der deutschen Währung auf der einen Seite würde jedoch auch eine massive Rutschpartie anderer europäischen "Post-Euro-Währungen" gegenüberstehen. Auf der Verliererseite befände sich beispielsweise der französische Franc, der in diesem Szenario fünf Prozent abwerten müsste. Noch steiler bergab ginge es für Spaniens neuen Peseta und Griechenlands neue Drachme: Satte 7,5 Prozent würden beide Währungen abwerten. Und auch hier wäre der Boden noch nicht erreicht: "Auch die Währungsentwicklung in der Peripherie dürfte sehr wahrscheinlich überschießen, so dass diese Devisen kurzfristig weit stärker abwerten", zitiert die "Welt" Vamvakidis weiter.

Deutliche Kluft zwischen den europäischen Währungen

Der Abstand, der sich in Folge der massiven Auf- und Abwertungen der verschiedenen Währungen, aufspannen würde, wäre massiv: Allein zwischen der neuen Deutschen Mark und dem neuen Peseta oder der neuen Drachme würde fast ein Viertel betragen. Durch die Überzeichnungen in beide Richtungen dürfte sich die Kluft zusätzlich vergrößern. In Zahlen: Die neue D-Mark könnte am Tag nach dem Euro direkt 40 Prozent teurer sein als die Währungen in Südeuropa. Solch teures Geld würde natürlich eklatante Folgen für die deutschen Exporte nach sich ziehen.

Akute Gefahr für den Euro?

Warum beschäftigt sich die Bank of America aber überhaupt mit diesem Szenario, könnte man nun fragen. Spekulationen, wonach dies ein Manöver sein könnte, um die Euro-Krise erneut anzufachen und Präsident Trump zu unterstützten, erteilt Vamvakidis gegenüber der "Welt" eine Absage. Einen Grund gibt der Autor der Studie dennoch an: Steigende Zinsen. Vamvakidis sieht das Ende der ultralockeren Geldpolitik in der Eurozone in greifbarer Nähe - keine Überraschung. Dies werde nach seiner Ansicht viele europäische Staaten aufgrund ihrer hohen Schulden vor große Probleme stellen. Auch eine spätere Anhebung der Zinsen könne dieses Problem kaum umgehen, so Vamvakidis: "Auch wenn es länger dauern wird, bis die EZB die Zinsen erhöht, so werden die Zinslasten in der Peripherie in den kommenden Jahren steigen." Die Gefahr besteht vor allem darin, dass sich der Schuldenstand, vor allem in den südeuropäischen Staaten, in den vergangenen Jahren in der Tat deutlich erhöht hat, während die Zinslast dank der EZB-Politik stabil geblieben ist. Das könnte sich nach dem Anheben des Zinssatzes allerdings mit aller Macht rächen. Wenn sich die Zinslast nach dem Anheben des Leitzinses in der Eurozone also wieder erhöht, könnte dies einige europäische Volkswirtschaften mehr als hart treffen - ein massives Risiko für den Euro, schlussfolgert Vamvakidis. Eine Rezession der europäischen Wirtschaft, etwa ausgelöst durch einen "Schock irgendeiner Art", wäre dann gleichsam der Todesstoß für die europäische Währung. Es sei nur "eine Frage der Zeit, bis die Märkte die Nachhaltigkeit der Euro-Zone wieder hinterfragen", stellt Vamvakidis fest.

Hängt alles von Deutschland ab?

Ist dieses düstere Szenario noch abzuwenden? Ja, meint Vamvakidis, aber nur, wenn Deutschland gewisse Maßnahmen ergreift. Dazu müsste das Land jedoch eine Inflation weit über dem von der EZB antizipierten Ziel von knapp zwei Prozent zulassen und das über mehrere Jahre. Außerdem müsse die Inlandsnachfrage angekurbelt werden. Im Klartext heißt das: Deutschland müsse seine Spar-Politik bis auf weiteres auf Eis legen. Auch die deutschen Unternehmen und der Staat selbst sollten mehr Geld in die Hand nehmen und Investitionen tätigen. Das eiserne Sparprogramm erhöhe nämlich künstlich die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, so Vamvakidis. Das wiederum gehe zu Lasten der anderen Euro-Mitgliedsländer. Von der "schwarzen Null" müsse sich Deutschland verabschieden und mehr Schulden machen. Da Vamvakidis "eine solche Politik" jedoch für "unwahrscheinlich" hält, werde dies nach seiner Ansicht die "Gefahr eines Auseinanderbrechens der Euro-Zone langfristig" steigen lassen.

Ein weiterer Grund zur Besorgnis: Die Target2-Salden

Vamvakidis hat nicht Unrecht mit seiner Vermutung, dass die Zinsdifferenz für Spannungen in der Euro-Zone sorgen könnte. Doch es gibt bereits ein anderes Alarmsignal, das zur Besorgnis anregen muss: Die Target2-Salden der Bundesbank, die die Verbindlichkeiten der einzelnen Notenbanken der Eurozone untereinander darstellen. In den letzten Monaten haben diese ein Rekordniveau erklommen.

Gewährt eine Notenbank der anderen einen Überziehungskredit, um etwa die Warenströme zwischen den jeweiligen Ländern zu finanzieren, so steigen die Target2-Salden an. Deutschland als traditionelles Exportland gewährt solche Überziehungskredite in letzter Zeit deutlich öfter. Außerdem legen Anleger in den Krisenländern ihr Geld auch deutlich lieber bei deutschen Banken an, anstatt bei den kriselnden Instituten ihrer eigenen Länder. Dies deutet alles in allem daraufhin, dass das wirtschaftliche Ungleichgewicht in der Euro-Zone aktuell sehr stark ist und weiter steigt.

Zerfällt die Euro-Zone, wird das teuer - für alle

Zerfällt die Euro-Zone, würde die Bundesbank das an andere Notenbanken geliehene Geld wohl niemals zurückerhalten. Die Überziehungskredite würden auf diesem Weg sozusagen zu Geldgeschenken werden. Hinzu kämen die finanziellen Lasten der verschiedenen Rettungsprogramme, die Deutschland zusätzlich stemmen müsste. Doch auch für die anderen Euro-Länder würde es ungemütlich werden. Bereits vor dem endgültigen Zerfall der Währungsunion würden die Zinsen kräftig anziehen. Zwar würde die schwache Währung der Krisenländer die eigenen Produkte preiswerter auf dem Weltmarkt machen, jedoch würden die Schuldenberge der Länder weiterhin auf Euro lauten und auch in Euro zurückbezahlt werden müssen - ein absoluter Kraftakt für die krisengebeutelten Staaten.

Ein düsteres Szenario beschreibt die Studie der Bank of America allemal. Ob, und wenn ja, wann die Euro-Zone tatsächlich auseinanderbricht, muss jedoch für den Moment noch abgewartet werden. Einige Alarmsignale liegen jedoch unbestreitbar vor.

Redaktion finanzen.net

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