Euro am Sonntag-Meinung

Greenback-Investments: Anleger im Dollar-Blues

11.03.18 15:00 Uhr

Greenback-Investments: Anleger im Dollar-Blues | finanzen.net

Wer Kapitalanlagen hält, die in US-Dollar notieren, hat es derzeit nicht leicht: Wechselkurseffekte fressen oft die Rendite auf. Warum der Dollar schwächelt.

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von Didier Saint-Georges, Gastautor von Euro am Sonntag

Selbst die angesehensten Ökonomen der Welt haben bei ihren Versuchen, Wechselkurse vorherzusagen, fast nur schlechte Erfahrungen gemacht. Es müssen zig Parameter in Betracht gezogen werden, die alle unbeständig, miteinander verknüpft und von unterschiedlicher Bedeutung sind. Das macht Vorhersagen im Währungsbereich sehr anspruchsvoll. Trotz dieser Schwierigkeiten bei der Vorhersage muss man versuchen zu verstehen, was vor sich geht. Vor allem heute, da die Trends von 2017 sich fortzusetzen scheinen.

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Zunächst sollte eine grundlegende Trendumkehr aus dem Jahr 2017 näher betrachtet werden. In jenem Jahr wertete der Dollar gegenüber sämtlichen Währungen stark ab. Spiegelbildlich zu dieser Entwicklung wertete der Euro stark auf, und dies auf aufsehenerregende Weise gegenüber dem Dollar (plus 14 Prozent), aber auch gegenüber den wichtigsten Währungen der Welt (plus zehn Prozent). Relevant sind insofern beide Seiten des Atlantiks.

Erste Spur: der Bumerangeffekt. Das Jahr 2016 war ein Fingerzeig mit Bezug auf alle Gefahren für die Eurozone. Waren der Brexit und die Wahl Donald Trumps ein Vorgeschmack auf eine Woge des Populismus, die für die Einheitswährung fatal wäre? Dem war nicht so, und der Abgesang auf den Euro erwies sich als stark übertrieben.

Zweite Spur: das Wirtschaftswachstum. Nicht nur ist das politische Risiko in der Eurozone verschwunden, sondern die Aufhellung der Konjunktur in Europa hat selbst die größten Optimisten überrascht. Gleichzeitig ließen die wiederholten Misserfolge der Trump-­Regierung bei der Umsetzung ihres Wirtschaftsprogramms Zweifel aufkommen, ob das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher und Unternehmen sich in einem deutlichen Anstieg der wirtschaftlichen Aktivität niederschlagen würde. Tatsächlich übertraf das Wachstum der Eurozone 2017 erstmals seit 2008 leicht das US-Wachstum.

Dritte Spur: der Außenhandel. Der Wert einer Währung wird logischerweise durch die Außenhandelsbilanzen eines Landes beeinflusst. Ein Land oder eine Zone mit Überschüssen in der Handelsbilanz (genauer gesagt, der Leistungsbilanz) löst automatisch Käufe seiner Währung durch die Kundenländer aus, um die Einfuhren zu bezahlen. In der Folge entsteht für diese Währung ein Aufwärtsdruck. So weist die Eurozone, hauptsächlich dank Deutschland, einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als drei Prozent gegenüber einem Defizit von über zwei Prozent für die USA auf. Diese Situation ist jedoch nicht neu und hinderte den Euro nicht daran, von 2014 bis 2016 abzuwerten. Sie stellt lediglich einen stützenden Faktor für die Einheitswährung dar. Denn die wesentlichen Gründe liegen vermutlich woanders: im "Status" der Währung selbst.

Diese vierte Spur lässt sich nur schwer beziffern, ist jedoch entscheidend. In den Jahren nach seiner Einführung gewann der Euro an Akzeptanz und Glaubwürdigkeit als neue internationale Reservewährung. Dies wurde jedoch 2008 im Zuge der großen Finanzkrise jäh zunichtegemacht. Infolgedessen konnte die noch wackelige Konstruktion der Eurozone und ihrer Währung nicht mit der US-Währung mithalten.

Während dieser langen, schwierigen Phase wurde der Anteil des Euro an den Währungsreserven der großen Zentralbanken der Welt unaufhaltsam auf ein Niveau zurückgefahren, das dem Ausgangsniveau seit der Einführung 1999 entsprach.

Heute eröffnet sich dem Euro aber wieder zunehmend eine Perspektive. Und er hat umso mehr Potenzial, als die US-Alternative derzeit fragwürdig erscheint. Die bewusste Verringerung des wirtschaftlichen und geopolitischen Engagements der USA schwächt den globalen Status des Dollar. Diese Schwäche deckt sich gleichwohl mit den wirtschaftlichen Prioritäten der Trump-­Regierung, die bekanntlich auf eine schwächere Währung setzt, um das "Problem" einer sehr negativen Außenhandelsbilanz zu lösen.

Insgesamt dürfte der Dollar eher einem Abwertungstrend folgen, auch wenn er sich nicht so leicht geschlagen gibt. Der Euro wird in diesem Fall als eine der ersten Währungen profitieren können, falls die politische und wirtschaftliche Dynamik seinen Aufschwung bestätigen kann.

Kurzvita

Didier Saint-Georges,
Managing Director bei Carmignac

Didier Saint-Georges ist Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac und hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im Investmentgeschäft.
Der Fonds Carmignac Patrimoine zählt zu den bekanntesten und ­volumenstärksten ­Mischfonds überhaupt. Mehr als 25 Milliarden Euro sind derzeit in dem ausgewogenen Mixportfolio angelegt. Bis zu 50 Prozent des Vermögens dürfen in ­Aktien investiert sein.









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Bildquellen: maradonna 8888 / Shutterstock.com, Carmignac