Schwedische Zentralbank bald mit eigener Digitalwährung?
Die Schwedische Zentralbank scheint die Einführung einer eigenen Digitalwährung in Betracht zu ziehen. Eine logische Konsequenz aus dem stetigen Rückgang von Bargeldgeschäften.
"Bargeldloses Geschäft"
Vor 350 Jahren wurden in Stockholm das Geld, wie wir es in Europa kennen, und die Zentralbank ins Leben gerufen. Diese Innovation hat das Finanzwesen einschneidend verändert. Doch gerade das Erfinderland des Bargeldes könnte sich bald gänzlich von diesem trennen. Grund dafür liefert das Bezahlverhalten der knapp 4,8 Millionen Schweden. Aktuell werden etwa 85 Prozent aller Zahlungen mittels Kreditkarten oder Online-Angeboten getätigt - nur noch jeder vierte Schwede benutzt einmal die Woche Bargeld als Zahlungsmittel. Kleinere Geschäfte mit dem Schriftzug "Bargeldloses Geschäft" sind keine Seltenheit bei den Skandinaviern. Einen Grund für den Rückzug des Bargeldes könnten die Filialschließungen der Geschäftsbanken liefern. Diese haben sich, wie aktuell die Sparkassen in Deutschland, aus ländlichen Regionen zurückgezogen und sind somit schwerer für die meisten Menschen zu erreichen. Gleichzeitig haben Privatbanken eine Infrastruktur für das bargeldlose Bezahlen aufgebaut. Die Schwedische Reichsbank hat jedoch nicht vor, ihre Vormachtstellung aufzugeben und arbeitet derzeit an einer eigenen digitalen Währung.
"E-Krone"
Seit Frühling 2017 arbeitet die schwedische Zentralbank nach eigenen Angaben am Projekt "e-krona" - einer eigenen Digitalwährung. Es sei das Ziel der Zentralbank, auch in punkto Digitalwährungen den Menschen eine Zahlmethode anzubieten, welches vom Staat garantiert und von Privatbanken unabhängig ist. Eine solche "E-Krone" würde vor allem zwei Folgen nach sich ziehen. Erstens hätte womöglich jeder Schwede ein Konto bei der Zentralbank und zweitens würde dies zum Nachteil der Privatbanken geschehen. "Wir könnten die Kontrolle über das Geld verlieren", bekräftigt Zentralbankchef Stefan Ingves. In Schweden hält die Zentralbank seit ihrer Gründung die Zügel fest in der Hand wenn es um das Thema Geld geht. In zwei Varianten könnte die Digitalwährung der Schwedischen Reichsbank schon im nächsten Jahr in einen Praxistest gehen. Zwei Jahre lang würde die Behörde ihre Digitalwährung einmal als konten- und einmal als wertbasierte Lösung auf Basis von Prepaid-Kreditkarten testen. Nach Angaben der "Tagesschau" soll jedoch nicht gänzlich auf Bargeld verzichtet werden. Diese dürften im Falle eines Notfalls oder technischen Defekts zum Einsatz kommen. Noch habe die Sveriges Riksbank nach eigenen Angaben keine endgültige Entscheidung über die Notwendigkeit einer "E-Krone" getroffen - ein ersichtlicher Bedarf müsse jedoch gegeben sein.
Redaktion finanzen.net
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