EZB testet offenbar anonyme Offline-Zahlungen mit digitalem Euro
Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft im Rahmen ihrer Vorbereitungen eines digitalen Euro die Möglichkeit von Offline-Zahlungen mit weitgehender Anonymität.
Der im EZB-Direktorium für dieses Projekt zuständige Fabio Panetta sagte in einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments, denkbar seien Zahlungen von bis zu 200 Euro via Chip bei biometrischer Authentifizierung - wenn der Gesetzgeber diese Option wolle. Die EZB hat noch nicht abschließend entschieden, ob sie die Schaffung eines digitalen Euro befürwortet. In das Projekt ist außerdem die Politik eingebunden.
"Wir prüfen daher eine Offline-Funktion, bei der das Guthaben und die Transaktionsbeträge niemandem außer dem Nutzer bekannt wären", sagte Panetta laut veröffentlichtem Redetext. Zur Risikobegrenzung würde für das Guthaben und solche privaten Offline-Zahlungen eine Obergrenze gelten.
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Wenn sich Zahlungspflichtige und der Zahlungsempfänger etwa in einem Geschäft in direkter Nähe befänden, wäre das einer Barzahlung sehr ähnlich, weshalb dafür auch gleiche Maßstäbe angelegt werden könnten. Panetta sagte: "Betrachten wir das Beispiel eines Chips, auf dem bis zu 200 Euro in digitalen Euro gespeichert werden können. Das Risiko, dass er zur Geldwäsche verwendet wird, dürfte nicht höher sein als bei einer 200-Euro-Banknote. Das gilt insbesondere, wenn der Chip erst nach einer biometrischen Authentifizierung verwendet werden kann."
In einer weniger liberalen Variante, die Panetta als das "Basisszenario" bezeichnete, würde ein digitaler Euro den Menschen ein Maß an Privatsphäre bieten, das dem privater digitaler Lösungen gleichkommt oder dieses übertrifft. "Unter diesen Gegebenheiten hätten lediglich die Intermediäre (also wahrscheinlich Banken) Zugriff auf personenbezogene Daten und Transaktionsdaten, um die Einhaltung der Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sowie einschlägiger Bestimmungen des EU-Rechts zu gewährleisten.
Vollständige Anonymität ist laut Panetta aus Sicht des Gemeinwohls keine tragfähige Option. "Dies würde Anlass zur Besorgnis geben, dass der digitale Euro für illegale Zwecke verwendet werden könnte", sagte er. Außerdem wäre es so praktisch unmöglich, die Nutzung des digitalen Euro als Anlageform zu beschränken. "Eine solche Beschränkung ist jedoch aus Sicht der Finanzstabilität unerlässlich", sagte der EZB-Direktor in Anspielung auf einen "digitalen Bank Run".
Laut Panetta bedeutet das, dass sich Kunden bei der erstmaligen Nutzung des digitalen Euro identifizieren müssten. "Beaufsichtigte Intermediäre - die sich für die Verteilung eines digitalen Euro anbieten - sind am besten für die Verwaltung dieses Aufnahmeprozesses geeignet", sagte Panetta. EZB-Analysen legten nahe, dass die Daten für Transaktionen in digitalen Euro über den Aufnahmeprozess hinaus für das Eurosystem - oder jede andere zentrale Stelle - nur so weit sichtbar sein sollten, wie es für die Erfüllung ihrer Funktionen unbedingt erforderlich ist
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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