Türkische Lira: Absturz ohne Ende?
Seit einigen Monaten brauen sich verschiedene Faktoren zu einem gefährlichen Cocktail für die Lira zusammen.
Kein Wunder, dass die türkische Währung gegenüber Euro und US-Dollar beinahe täglich neue Allzeittiefs markiert. Ein wichtiger Grund ist der wieder stärkere US-Dollar, der das Finanzsystem in der Türkei unter Druck setzt, denn viele Anleihen werden in US-Dollar begeben. Der Schuldendienst für diese Papiere wird immer teurer, je stärker die Lira fällt - und besonders die Unternehmen in der Türkei sind hoch verschuldet. Aber auch das Defizit im Staatshaushalt wächst 2018 voraussichtlich auf 2,8 Prozent des BIPs.
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Die Inflationsrate beträgt mehr als 10 Prozent
Ebenso bedenklich ist der Anstieg beim Ölpreis. Die Türkei muss Erdöl und andere Rohstoffe importieren und höhere Importpreise treiben sowohl das Leistungsbilanzdefizit als auch die Inflationsrate weiter nach oben. Diese beträgt aktuell mehr als 10 Prozent und ist damit schon jetzt einer der Hauptgründe für die Schwäche der Lira. Aber eben nur einer. Wäre die Notenbank frei in ihren Entscheidungen, dann könnte sie mit Zinserhöhungen und anderen Maßnahmen sowohl die Inflation als auch die Abwertung der Lira in den Griff bekommen. Doch das lässt der türkische Präsident nicht zu.
Recep Tayyip Erdogan bringt mit seiner Politik nicht nur die westlichen Verbündeten gegen sich auf, er verunsichert auch die ausländischen Investoren. In den letzten Tagen drohte er, bei anhaltenden wirtschaftlichen Problemen - das Wirtschaftswachstum in der Türkei nimmt ab - selbst stärker in die Geldpolitik eingreifen zu wollen. Bereits seit Monaten warnt der Präsident die Notenbanker, die Zinsen zu erhöhen. Das ist zwar auch Wahlkampfgetöse - am 24. Juni wird in der Türkei gewählt - aber es verfehlt seine Wirkung auf die Finanzmärkte nicht. Die Türkei muss inzwischen höher Zinsen für neue Schulden zahlen als der Senegal.
Fazit
Die Lira hat ein politisches Problem. Wenn eine Notenbank schon nicht unabhängig ist, dann müssen Investoren und Unternehmen zumindest Vertrauen in eine stabile Geldpolitik haben. In der Türkei ist das nicht mehr der Fall. Nach dem starken Kursanstieg der letzten Wochen ist eine Gegenbewegung möglich, im Bereich von 5,00 TRY und bei 4,75 TRY befinden sich aber starke Unterstützungen. Langfristig hält der Abwertungsdruck an, solange sich das politische Umfeld nicht verbessert.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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