Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Tschechische Krone: Weiter unter Aufwertungsdruck!

05.07.17 10:18 Uhr

Tschechische Krone: Weiter unter Aufwertungsdruck! | finanzen.net

Die Notenbanken der kleineren Länder um die Eurozone herum haben in den letzten Jahren verschiedene Mittel gewählt, um sich gegen die Folgen der Politik der EZB zu schützen, sprich eine Aufwertung ihrer Währungen zu verhindern.

Die Schweiz, Schweden und Dänemark haben wie die EZB selbst zu negativen Einlagezinsen gegriffen, Prag dagegen hat den Wechselkurs Mitte 2015 direkt fixiert, genauer gesagt, es wurde eine Untergrenze für EUR/CZK bei 27,00 CZK eingezogen. Im April hat Tschechiens Notenbank diese Untergrenze aufgegeben, etwas früher als erwartet. Die Krone hat daraufhin aufgewertet.

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Aufwertung als Mittel der Geldpolitik

Genau diese Aufwertung ist jetzt auch gewünscht, denn eine stärkere Krone ist ein eleganter Weg, um die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Importgüter werden im Inland günstiger und das dämpft die Inflationsrate. Die ist nämlich zuletzt über das Ziel der Notenbank von 2 Prozent gestiegen, vor allem weil die Wirtschaft so gut läuft wie lange nicht mehr. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt und die Löhne steigen kräftig. Beides zusammen sorgt für eine starke Inlandsnachfrage.
Dazu kommt ein Boom bei den Exporten, denn Tschechien profitiert als offene Volkswirtschaft stark von der Konjunkturerholung in der Eurozone und in anderen Teilen der Welt. Die Exportwirtschaft kann daher eine etwas stärkere Krone verkraften. Gleichzeitig kann die Notenbank dadurch deutliche Zinserhöhungen vermeiden, bzw. hinausschieben. Die Zinsdifferenz zur Eurozone soll nicht zu groß werden, um nicht unkontrollierbare Zuflüsse von spekulativem Anlagekapital aus der Eurozone auszulösen. Wahrscheinlich ist derzeit eine erste kleine Anhebung des bei 0,05 Prozent liegenden Leitzinses im vierten Quartal. Das hängt aber auch von der Entwicklung von EUR/CZK bis dahin ab.

EUR/CZK: Massive Short-Positionen

Die Aufgabe der Wechselkursuntergrenze im April führte bislang zu überraschend wenig Volatilität und entgegen mancher Erwartungen auch zu einer relativ geringen Aufwertung. Analysten führen dafür als Grund an, dass schon vor der Maßnahme der Notenbank massiv Short-Positionen auf den Wechselkurs (Long-Positionen auf CZK) aufgebaut worden waren. Es fehlt daher derzeit das Interesse professioneller Anleger oder auch von Exportunternehmen, weitere Short-Positionen zu eröffnen. Langfristig rechnet aber auch die tschechische Notenbank selbst mit einer Aufwertung der Krone um etwa 1,5 Prozent pro Jahr.

Fazit

Tschechien verfügt über eine stabile Wirtschaft, das Wachstum wird sich 2017 auf 2,7 Prozent beschleunigen. Zudem gibt es Überschüsse im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz. EUR/CZK wird daher von der Notenbank kontrolliert langsam weiter fallen, eine ruckartige Aufwertung der Krone wird es aber nicht geben, das werden die Geldpolitiker verhindern.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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