Analysten: Diese Faktoren werden das britische Pfund in 2020 beeinflussen
Das britische Pfund hat in den vergangenen Jahren unter dem Hin und Her beim Brexit gelitten. Doch dieses Thema dürfte in Zukunft abgehakt sein, glauben zwei Analysten.
Werte in diesem Artikel
• Britisches Pfund zuletzt unter Druck
• Wirtschaftsdaten wichtiger als Entwicklungen rund um Brexit
• Analysten sehen Aufwärtspotenzial
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Das britische Pfund war am Montag unter Druck geraten, nachdem Wirtschaftsdaten aus dem Vereinigten Königreich schlechter ausgefallen sind als erwartet. Das britische BIP war im November überraschend geschrumpft und lag laut Angaben des Statistikamtes ONS 0,3 Prozent niedriger als im Oktober. Im Jahresvergleich lag die Wachstumsrate nur bei 0,6 Prozent - der schwächste Wert seit sieben Jahren. Auch die Produktion des verarbeitenden Gewerbes und die Aktivität im Dienstleistungssektor nahmen ab und sorgten zusammen mit den übrigen Daten dafür, dass das Pfund Sterling unter die Marke von 1,30 US-Dollar rutschte und damit auf den niedrigsten Stand seit Ende Dezember fiel.
Auch wenn die enttäuschenden Wirtschaftsdaten noch unter dem Eindruck der Parlamentswahlen im Dezember und der damit verbundenen hohen Unsicherheit rund um den Brexit-Kurs gestanden haben dürften - die durch den klaren Sieg von Boris Johnson mittlerweile so niedrig sind wie schon seit Jahren nicht mehr - machen sie doch eines deutlich: Das britische Pfund wird bei seiner Entwicklung in diesem Jahr stark von der britischen Konjunktur abhängig sein - und weniger von Nachrichten rund um den Brexit. Diese Meinung vertreten auch die Analysten von Nomura und HSBC.
Analysten: Wirtschaftsdaten werden Pfund bewegen
Devisen-Experte Dominic Bunning von der britischen Großbank HSBC sagte vergangene Woche im Interview mit "CNBC", dass Anleger beim britischen Pfund auf Wirtschaftsindikatoren aus dem Vereinigten Königreich schauen sollten und nicht auf die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU rund um die Beziehungen nach dem Brexit. Denn bereits als 2017 über den Brexit verhandelt worden sei, habe das Pfund das "einfach für den größten Teil des Jahres ignoriert" und nicht wie erwartet nachgegeben, so Bunning gegenüber "CNBC".
Auch Jordan Rochester von Nomura FX legte bei seiner Prognose für die britische Währung den Fokus auf die bevorstehenden Daten - und den Kurs der Bank of England. Die in den nächsten zwei Wochen bevorstehenden Daten würden den Ausschlag für die künftige Geldpolitik der britischen Notenbank geben, schrieb Rochester laut "CNBC" in einer Mitteilung aus der vergangenen Woche. Neben den bereits am Montag veröffentlichten Daten steht in den kommenden Tagen unter anderem auch die Bekanntgabe der Verbraucherpreise, Einkaufsmanagerindizes und Einzelhandelsverkäufe auf der Agenda. Sollten die anstehenden Wirtschaftsdaten ähnlich schlecht ausfallen wie die jüngst veröffentlichten, könnte die britische Notenbank bei ihrer Sitzung Ende Januar zum ersten Mal seit 2016 an der Zinsschraube drehen - und dadurch das britische Pfund unter Druck setzen. Einzelne Mitglieder der Bank of England hatten bereits signalisiert, dass sie sich für eine Zinssenkung aussprechen würden, falls die Daten nicht auf eine Erholung der britischen Wirtschaft hinweisen.
Erstarken der britischen Währung erwartet
Während vor allem das überraschend schlechte BIP nun die Spekulationen um eine Zinssenkung der britischen Notenbank angeheizt hat, setzten die beiden Experten von HSBC und Nomura in der vergangenen Woche eher auf ein Stillhalten der Notenbank. Nomura-Analyst Rochester wies zwar laut "CNBC" auf die zuletzt düsteren Daten zum Wirtschaftswachstum hin, argumentierte jedoch, dass es Anzeichen einer Erholung bei den Industrieaufträgen und der globalen Wirtschaft gebe. "Die Beseitigung des Risikos eines harten Brexits, die allgemein erwartete expansive Finanzpolitik, die gesunkenen Handelsspannungen zwischen den USA und China und eine weltweite Erholung bei den Wirtschaftsdaten lassen vermuten, dass die Bank of England stillhalten wird", so Rochester laut dem US-Nachrichtenportal. Vor allem der Haushalt der britischen Regierung, der im März verabschiedet werden soll, könne zudem das Pfund stützen und bis auf 1,36 US-Dollar steigen lassen.
Auch HSBC-Experte Dominic Bunning gab sich optimistisch für das britische Pfund. Die Währung sei immer noch billig und könne in diesem Jahr bis auf 1,45 US-Dollar steigen - wenn alle Faktoren stimmen. Konkret nannte er dabei eine Verbesserung des Verbrauchervertrauens und des Unternehmensvertrauens sowie den britischen Haushalt und die Regierungsausgaben.
Brexit abgehakt? - Andere Experten widersprechen
Es sind allerdings nicht alle Analysten der Meinung, dass der Brexit für die britische Währung bereits abgehakt ist. Analysten von Berenberg wiesen am Montag laut "CNBC" darauf hin, dass das Pfund Sterling in Relation zu den Fundamentaldaten immer noch schwach sei und nannten anhaltende Unsicherheiten rund um die bevorstehenden Verhandlungen mit der EU über die künftigen Beziehungen als Grund. Der britische Premierminister Boris Johnson hat durchgesetzt, dass die Gespräche nur bis Ende 2020 laufen dürfen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hält es jedoch für "praktisch unmöglich", dass die Verhandlungen bis dahin abgeschlossen sein werden. Eine Verlängerung wäre zwar möglich, wird von Johnson jedoch kategorisch ausgeschlossen.
Doch trotz anhaltender Brexit-Unsicherheit sieht auch Berenberg Aufwärtspotenzial für das britische Pfund. Bedingt durch eine Schwäche des US-Dollars könne die britische Währung bis Ende 2020 auf 1,38 US-Dollar steigen, so die Analysten.
Redaktion finanzen.net
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