Schlüsselperson in FTX-Pleite: Das ist über die ehemalige Alameda-Research-CEO Caroline Ellison bekannt
Krypto-Enthusiasten versuchen noch immer zu verstehen, wie die Pleite rund um die Krypto-Börse FTX passieren konnte. Eng verwoben mit dem Binance-Rivalen ist die Schwesterfirma Alameda Research, die mittlerweile ebenfalls insolvent ist. Deren ehemalige Chefin Caroline Ellison hielt sich gegenüber Ex-FTX-Chef Sam Bankman-Fried stets im Hintergrund. Das ist über die Ex-Alameda-Managerin bekannt.
Werte in diesem Artikel
• FTX-Pleite offenbart tiefe Verstrickung mit Alameda Research
• Ellison 2021 erst Co-CEO, 2022 dann alleinige Alameda-Chefin
• Überzeugung zu Effektivem Altruismus verbindet Bankman-Fried und Ellison
Die überraschende Pleite der Krypto-Börse FTX hat nicht nur Anleger kalt erwischt, sondern die ganze Krypto-Branche mit in den Abwärtssog gerissen. Hatte sich das Unternehmen rund um den Krypto-Enthusiasten Sam Bankman-Fried noch während des Terra/LUNA-Debakels früher in diesem Jahr als vermeintlicher Retter des Kryptoversums inszeniert, geriet der Binance-Rivale wenige Monate später selbst in finanzielle Schieflage, die nun zahlreiche Anleger geprellt zurücklässt.
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FTX und Alameda Research engmaschig verstrickt
Noch immer sind Behörden und Anwälte dabei, die finanziellen und geschäftlichen Verstrickungen von FTX aufzudröseln, wobei teilweise desaströse Zustände zum Vorschein kommen. Eng verknüpft mit der Börse ist die von Bankman-Fried gegründete Investment-Schwester Alameda Research, die mittlerweile auch Insolvenz anmelden musste. Hier hatte Bankman-Fried jedoch schon 2021 die Leitung an die beiden Co-CEOs Sam Trabucco sowie Caroline Ellison übertragen. Nachdem Trabucco jedoch im August dieses Jahres - nur kurz vor dem Zusammenbruch des FTX/Alameda-Universums - via Twitter von seinem Posten zurücktrat, übernahm Ellison die alleinige Verantwortung. Sie gilt als enge Vertraute von Bankman-Fried und mitverantwortlich für den Untergang der beiden Unternehmen. Im Gegensatz zu ihrem Counterpart bei FTX, hat die Stanford-Absolventin jedoch das Licht der Öffentlichkeit stets gemieden. Diese Details sind über die ehemalige Alameda-Chefin dennoch bekannt.
Frühes Mathematik-Genie
Geboren wurde Caroline Ellison im Jahr 1994, sie wuchs in den Vororten Bostons auf. Ihre Eltern sind MIT-Dozentin für VWL Sara Fisher Ellison sowie MIT-Head of Economics Glenn Ellison. Schon als Kind wurde ihr eine Hochbegabung für Mathematik bescheinigt, auch mit den Wirtschaftswissenschaften kam sie schon früh in Kontakt. Ihr Studium an der Eliteuniversität Stanford schloss sie 2016 mit einem Bachelor in Mathematik ab. Wie das Magazin Forbes schreibt, habe eine ehemalige Dozentin sie als "schlaue, fokussierte, sehr mathematische Person" beschrieben.
Bekanntschaft mit Bankman-Fried bei Jane Street
Gleich nach dem Studium begann Ellison für die Wall Street-Firma Jane Street zu arbeiten, wo sie auch Bankman-Fried kennenlernte, der damals als Trader bei dem Investment-Unternehmen arbeitete. Neben einem ähnlichen Werdegang - auch Bankman-Fried ist das Kind zweier Elite-Universitäts-Professoren - verband die beiden laut dem Wall Street Journal die Zuneigung zu dem philosophischen Modell des sogenannten "Effektiven Altruismus". Laut dem Webauftritt von effektiveraltruismus.org wird beim effektiven Altruismus stets die Frage gestellt: "Wie können wir unsere begrenzten Ressourcen nutzen, um anderen am meisten zu helfen?" Anschließend sollen den Überlegungen und Analysen auch Taten folgen: "Es geht darum, die eigene Zeit und das eigene Geld großzügig einzusetzen, um damit so viel Gutes zu tun wie möglich." Schon während ihres Studiums war Ellison Mitglied in Stanfords Effective Altruism Club.
Gründung von Alameda-Research
Als Bankman-Fried Jane Street schließlich verließ, um Ende 2017 Alameda Research zu gründen, folgte ihm Ellison bald darauf zu der Investment-Firma, was für sie "ein blinder Sprung ins Ungewisse" darstellte, wie das WSJ sie zitiert. Auch wenn sie damals erst anderthalb Jahre Berufserfahrung hatte, so sei sie bei Alameda eine der erfahreneren Trader gewesen, wie sie in einem Podcast von FTX im Jahr 2020 ausplauderte.
Wie die Mathematikerin in dem Podcast ebenfalls erzählte, sei sie sehr überrascht gewesen, wie schnell verschiedenste Ideen bei Alameda im Vergleich zu Jane Street umgesetzt würden: "Der Prozess für die Umsetzung von Dingen war einfach: Jemand schlägt etwas vor und dann schreibt jemand den zugehörigen Code und veröffentlicht das Ganze. Und eine Stunde später ist es bereits passiert."
Die Wetten werden riskanter
Der oberste Zweck von Alameda Research war viel Geld zu verdienen. Um diesem Ziel gerecht zu werden, wurden immer riskantere Wetten eingegangen - zunächst mit Erfolg. So übte sich das Unternehmen im Arbitrage-Handel, bei dem die Preisunterschiede zwischen verschiedenen Kryptowährungen ausgenutzt werden. 2020 tauchte die Investment-Firmen in das risikoreiche sogenannte Yield-Farming ein, bei dem in solche Token investiert wird, die zinsartige Renditen abwerfen sollen. Interessanterweise habe Ellison laut dem WSJ in einem Podcast Ende 2021 erzählt, sie hätte sich im Unternehmen gegen diese Investment-Strategie ausgesprochen, unter Verweis auf das hohe Risiko. Letztlich hätte sie jedoch mit ihren Argumenten nicht überzeugen können.
Neben Ellison stießen noch weitere enge Freunde von Sam Bankman-Fried zu Alameda Research, wie beispielsweise Nishad Singh, Gary Wang und Sam Trabucco. Ende Oktober erfolgte der Umzug des Unternehmens von Kalifornien nach Hongkong, um sich in der Nähe von anderen Krypto-Firmen zu positionieren.
FTX-Gründung
2019 gründete Sam Bankman-Fried die Krypto-Börse FTX, die zumindest auf dem Papier unabhängig von Alameda Research zu sein schien. Im Zuge des Kryptobooms stieg FTX innerhalb weniger Jahre zu einer der marktführenden Börsen auf und schaffte es stellenweise auf eine Bewertung von 32 Milliarden US-Dollar. 2021 übergab Bankman-Fried das Zepter bei Alameda schließlich an die beiden Co-CEOs Trabucca und Ellison, womit Ellisons Aufstieg an die Spitze von Alameda perfekt war. Zu Hochzeiten erreichte Alameda ein tägliches Trading-Volumen von fünf Milliarden US-Dollar, wie Forbes berichtet.
Dennoch blieb die Firma im Hintergrund fest in der Hand von Bankman-Fried. Wie aus den Insolvenz-Dokumenten von FTX hervorgeht, besaß der Krypto-Enthusiast zu diesem Zeitpunkt 90 Prozent an Alameda, die restlichen zehn Prozent befanden sich im Besitz von Gary Wang, einem Vertrauten des Visionärs.
Alameda nutzte FTX-Kundengelder, um Verpflichtungen nachzukommen
Mit dem starken Einbruch von Kryptowährungen Anfang 2022 ging es auch bei FTX und, wie heute bekannt ist, Alameda Research sehr turbulent zu. So waren die beiden vermeintlich voneinander getrennten Unternehmen in Wahrheit viel enger miteinander verbunden als bekannt. Noch immer sind alle Verstrickungen nicht vollständig ans Licht der Öffentlichkeit gedrungen. Wie das Wall Street Journal berichtet, hätte FTX Kundengelder genutzt, um die riskanten Milliarden-Wetten Alamedas zu finanzieren. So hätte Ellison im Zuge des FTX- und Alameda-Zusammenbruchs Anfang November im Rahmen eines Mitarbeiter-Meetings in Hongkong zugegeben, dass FTX Alameda mit Kundengeldern geholfen habe, ausstehenden Verpflichtungen nachzukommen. Dies sei laut der ehemaligen Alameda-Chefin mit ihrem Wissen sowie dem von Bankman-Fried, Wang und Singh geschehen.
Mittlerweile ist Bankman-Fried als FTX-CEO zurückgetreten, Ellison, Wang und Singh wurden allesamt gefeuert.
Um die Ex-Alameda Research-Chefin ist es seither sehr still geworden. Wie Business Insider berichtet, seien unterschiedliche öffentlich zugängliche Informationen wie ihr LinkedIn-Profil mittlerweile gelöscht worden. Auch der aktuelle Aufenthaltsort der Mathematikerin ist nicht bekannt.
Redaktion finanzen.net
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