Vermögensverwalter-Kolumne

Italienische Wende: Zurück in die Zukunft mit neuer Währung

18.07.11 12:39 Uhr

Italienische Wende: Zurück in die Zukunft mit neuer Währung | finanzen.net

Die Wende kam im Juli 2011...

... werden vielleicht einmal die Wirtschafts-Historiker aufschreiben. Denn plötzlich werden von den EU-Politikern Positionen geräumt, die zuvor „um jeden Preis“ gehalten werden sollten.

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Von Dr. Alexander Seibold, Dr. Seibold Capital, Gmund am Tegernsee

Erst deutete Finanzminister Wolfgang Schäuble an, dass es gemeinsame Euro-Anleihen geben könnte. Das hieße, dass deutsche Steuerzahler für die Schulden anderer Länder zahlen. Dann melden Nachrichtenagenturen, dass Käufer griechischer Anleihen nur noch 50 Prozent des Nominalwertes zurückbekommen. Damit würden Milliardenverluste bei Banken und Privatanlegern anfallen.

Verzweiflungstaten als letzter Akt des Dramas

Diese Aktionen können als Verzweiflungstaten im letzten Akt des Euro-Dramas gedeutet werden. Denn weder die Emission von Euro-Anleihen noch der flächendeckende Zahlungsausfall Griechenlands ist den Wählern zu vermitteln. Der Auslöser der Hektik ist, dass Italien, die drittgrößte Wirtschaft der Euro-Zone, Gründungsmitglied der EU und des G-8-Clubs, unter Druck gerät. Damit nimmt die Krise ein Ausmaß an, die nicht mehr beherrschbar sein wird. Sicher ist Italien in einer finanziell besseren Verfassung als Griechenland oder Portugal. Aber Investoren wissen, dass weder die zerstrittene italienische Regierung noch die zaudernden EU-Politiker in absehbarer Zeit etwas Konkretes unternehmen werden. In dieser Zeit mit steigenden Risikoprämien in Italien Geld zu verdienen, ist völlig rational.

Märkte zwingen Politiker, endlich den Euro neu aufzustellen

Denn auf diese Weise treiben die Investoren endlich die Politiker zum Handeln. Ich plädiere dafür, von der rückwärtsgewandten Krisen-Betrachtung zu einer nach vorne schauenden Lösungssuche überzugehen. Dazu gehört eben, dass der Euro in der jetzigen Form nicht bestehen bleiben kann, wie wir bei Dr. Seibold Capital schon länger betonen. Doch dies sollte endlich als positive Nachricht begriffen werden, die Chancen mit sich bringt. Um eine weit verbreitete Befürchtung zu nehmen: Der neue Kern-Euro, den Deutschland, mit strukturell ähnlichen Ländern wie Österreich oder den Benelux-Staaten einführen könnte, hat erst einmal keine Auswirkungen auf vorhandene Vermögenswerte. Ähnlich wie bei der Euro-Einführung sind dann Zeitpunkt und Umtauschverhältnis vorher bekannt, keiner würde benachteiligt.

Befreiungsschlag für Deutschland, Konjunkturpaket für Südeuropa

Danach jedoch überwiegen meines Erachtens die Vorteile, nach dem Motto: Zurück in die Zukunft. Sicher würde der Kern-Euro im Verhältnis zu anderen Währungen aufwerten. Allerdings ist die deutsche Industrie auch schon mit sehr hohen Bewertungen der alten D-Mark fertig geworden und seitdem noch viel flexibler geworden. Ein hoher Außenwert des Kern-Euro bringt auch Vorteile, etwa beim Kauf von Rohstoffen.

Auf der anderen Seite haben die südeuropäischen Länder die Möglichkeit, mit einem kolossalen Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt – über eine niedrig bewertete Währung – durchzustarten. Die Reform der Eurozone könnte zu einem riesigen Konjunkturpaket werden, mit unterm Strich positiven Auswirkungen auf unterschiedliche Anlageklassen. Bis es dazu kommen könnte, sind allerdings noch viele Unwägbarkeiten aus dem Weg zu räumen. So lange sollten Anleger keine großen Risiken in der Geldanlage eingehen und sich auf flexible, leicht handelbare Investmentziele konzentrieren.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.