Hier stimmt was nicht!

Renminbi: Denken Sie das Undenkbare!

03.03.15 03:00 Uhr

Renminbi: Denken Sie das Undenkbare! | finanzen.net

Die vergangenen Monate haben gezeigt: Das scheinbar Undenkbare kann eben doch passieren. Skepsis ist ein guter Ratgeber. Beispiel gefällig?

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

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von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Der Preis von Öl wird nicht deutlich unter 100 Dollar das Barrel fallen, war noch Mitte vergangenen Jahres das durchgängige Credo. Heute steht der Ölpreis bei 60 Dollar. Oder: Die Schweizer Nationalbank (SNB) werde den Wechselkurs verteidigen, der Franken würde eher abwerten. Doch die SNB stellte ihre Käufe ein, der Franken verteuerte sich gegenüber dem Euro um 20 Prozent.

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Bei Anlegern sollte die Skepsis deshalb gerade dann besonders hoch sein, wenn ein starker Konsens besteht, dass eine Währung, eine Aktie oder ein Rohstoff einen bestimmten Wert nicht übertreffen oder unterschreiten wird. Ein Kandidat für die nächste Überraschung ist der Renminbi. Die herrschende Meinung lautet: Die chinesische Währung wird gegenüber einem vom US-Dollar dominierten Währungskorb aufwerten. Doch es könnte durchaus anders kommen.

Kein Land hat in den vergangenen Jahren so schnell Schulden aufgebaut wie China. Innerhalb von acht Jahren ist die Gesamtverschuldung von 100 auf 250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Das macht angreifbar. Umso mehr, als ein Teil dieser Schulden über so­genannte Carry-Trades finanziert wurde. Dabei verschuldet sich ein Investor in einer Währung mit niedrigen Zinsen und legt das Geld in einer Währung mit höheren Zinsen an. Bleibt der Wechselkurs unverändert, ist die Zinsdifferenz der Gewinn. Insbesondere zwischen USA und China hat das funktioniert. Anleger konnten wegen der Aufwertung sogar an beiden Fronten verdienen. Die Mittel flossen vor allem in Trusts und Zweckgesellschaften, die Anlegern hohe Renditen versprachen. Diese auch als Schattenbanken bezeichneten Anbieter finanzieren alles von Rohstoffen bis hin zu Immobilien. Weil viele Kreditnehmer nun wegen fallender Rohstoff- und Immobilienpreise unter Wasser sind, muss rückabgewickelt werden. Am Ende werden Renminbi gegen Dollar verkauft.

Auch die chinesische Regierung hat Handlungsbedarf. Weil der Renminbi an den Dollar ge­koppelt ist, hat sie die Aufwertung des Dollar fast komplett mitgemacht. Das heißt: Gegenüber dem japanischen Yen hat der Renminbi seit zwei Jahren um 50 Prozent aufgewertet. Das schwächt den von Überkapazitäten gekennzeichneten Produktionsstandort China. Es ist deshalb eigentlich überraschend, dass an den Finanzmärkten keine aktive Abwertungspolitik Chinas erwartet wird.

Wer darauf wetten will, dass die Regierung ihre Wechselkurspolitik der aktuellen Lage auf den Devisenmärkten anpasst und den Rahmen für Schwankungen deutlich ausweitet, setzt auf einen lang laufenden Dollar-Renminbi-Call (ISIN: DE 000 GT7 WNU 0). Allerdings ist das Aufgeld dieser "Spekulation auf das Undenkbare" hoch. Das heißt: Totalverlust, sollte der Renminbi nicht abwerten.

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