Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

EUR/CNY: Peking lässt den Yuan weiter aufwerten!

03.12.13 13:29 Uhr

EUR/CNY: Peking lässt den Yuan weiter aufwerten! | finanzen.net

Peking will offenbar einen echten Wandel hin zu mehr Marktwirtschaft und Liberalisierung.

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Das hat die politische Führung als ökonomisches Ziel für die nächsten zehn Jahre beschlossen. Teil dieser Agenda ist es, den Wechselkurs des Yuans freier floaten zu lassen und die Devisenmarktinterventionen zu reduzieren. Im Rahmen der neuen Politik hat die Zentralbank bereits eine Ausweitung des derzeit bei +/–1 Prozent liegenden Handelsbandes für USD/CNY angekündigt. (Bislang legt Peking einen Referenzkurs fest, um den der Wechselkurs dann schwanken darf.) Dazu passt es auch, dass die Zentralbank in einer noch stärkeren Ausweitung der Devisenreserven keinen Sinn sieht, denn schon jetzt sind diese dreimal so hoch wie die jedes anderen Landes. Unter dem Strich könnte das bedeuten, dass Peking eine stärkere Aufwertung des Yuans zulässt. Sollte es so kommen, dann hätte das nicht nur für China, sondern für die gesamte Weltwirtschaft weitreichende Konsequenzen. Doch um es gleich vorauszuschicken: Peking wird den Wechsel in der Wirtschaftspolitik notgedrungen nur sehr langsam vollziehen, über Nacht geht da gar nichts.

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Freigabe des Yuan-Wechselkurses wird zum Ritt auf der Rasierklinge

Das wäre auch schwierig, denn der Ausstieg aus der jahrzehntelangen „Devisenbewirtschaftung“ ist sehr problematisch. Schon jetzt nehmen die spekulativen Geldzuflüsse nach China zu, während andere große Schwellenländer wie z.B. Indien und Brasilien in diesem Jahr mit einer Kapitalflucht zu kämpfen haben. Der Grund ist klar: Angesichts der langfristigen Aufwertungstendenz des Yuans kann man anscheinend nur gewinnen. Doch sicher ist das keineswegs, Spekulanten werden unter Umständen einen langen Atem brauchen – und den besitzen sie in der Regel nicht. Anleger, die in Euro denken, spüren das schon jetzt, denn dessen Wechselkurs zum Yuan ist seit Mitte 2012 deutlich gestiegen. Aber auch der Wechselkurs USD/CNY bleibt nicht unbedingt in der Einbahnstraße nach unten, in der er seit Mitte 2010 steckt. Fazit

Der Aufwertungsdruck auf den Yuan steigt durch den Politikwechsel. Doch auch wenn Peking den Nutzen einer stärkeren Währung inzwischen erkannt hat, eine zu schnelle Aufwertung würde die Exportindustrie hart treffen – und die Konjunktur ist derzeit labil. An direkten Devisenmarktinterventionen führt daher auch in den nächsten Jahren kein Weg vorbei. Das heißt: Der Yuan wertet auf, aber nur langsam. Kurzfristig könnte USD/CNY sogar steigen, bzw. die Abwärtstendenz für längere Zeit unterbrechen, denn die Verschärfung der Geldpolitik in den USA stärkt den Dollar. Wer an eine Aufwertung des Yuans glaubt, sollte daher derzeit eher mit einem Put-Optionsschein auf Euro/Yuan setzen.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.