Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Südafrikanischer Rand: Abwertung nach überraschender Zinssenkung

23.07.12 09:48 Uhr

Südafrikanischer Rand: Abwertung nach überraschender Zinssenkung | finanzen.net

Die Notenbank von Südafrika überraschte in dieser Woche mit einer Senkung des Leitzinses von 5,50 auf 5,00 Prozent.

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Es war die erste Lockerung der Geldpolitik seit Ende 2010. Kaum ein Experte hatte das erwartet, denn die Inflation im Land am Kap ist immer noch hoch. Doch die Notenbanker in Pretoria schätzen inzwischen offenbar die Gefahr einer Konjunkturabschwungs größer ein als das Inflationsrisiko. Damit dürften sie richtig liegen. Und sie befinden sich in der guten Gesellschaft anderer großer Schwellenländer, wie China, Indien und Brasilien, die ebenfalls die Zinsen in den letzten Monaten gesenkt haben.

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Gefahr durch Nahrungsmittelpreise

Trotzdem ist das gerade für Südafrika ein Ritt auf der Rasierklinge. Die Inflationsrate ist traditionell hoch und sie beträgt auch derzeit noch 5,5 Prozent. Und die Nahrungsmittelpreise stellen eine große Gefahr dar: Ausgehend von den schlechten Witterungsbedingungen in den USA sind zuerst die Weltmarktpreise für Mais und in der Folge dann auch die für Weizen und Sojabohnen nach oben geschossen. Die Entwicklungs- und Schwellenländer bekommen das traditionell besonders stark zu spüren, da Nahrungsmittel einen viel größeren Anteil an den Ausgaben der privaten Haushalte ausmachen als in den Industrieländern.

Übertriebene Spekulationen

Die Märkte reagierten auf die Zinssenkung mit Verkaufsdruck auf den Rand – das ist logisch, wird der Rand als Anlagewährung dadurch doch unattraktiver. Allerdings zogen auch die Kurse am Anleihemarkt an und die Rendite für Anleihen mit einem Zinskupon von 13,5 Prozent fiel auf ein Rekordtief von 5,5 Prozent. Das zeigt: Die Anleger folgen offenbar der Ansicht der Notenbank und schätzen das Inflationsrisiko als vergleichsweise gering ein. Und möglicherweise spekulieren manche Anleger auch auf eine weitere Zinssenkung. Doch damit rechne ich nicht und diese Spekulationen werden über kurz oder lang wieder geringer werden. Das hätte vermutlich wieder fallende Anleihekurse zur Folge. Und auch der derzeit festzustellende Verkaufsdruck auf den Rand wird nur für begrenzte Zeit anhalten.

EUR/ZAR bestätigt wichtige Unterstützung

USD/ZAR wird höchstens bis zum Widerstand bei 8,60 ZAR steigen und dann wieder unter Druck kommen. EUR/ZAR dagegen hat die wichtige Unterstützung bei 10,00 ZAR und damit auch die dort verlaufende Aufwärtstrendlinie bestätigt. Der Wechselkurs kann bis 10,40/10,60 ZAR zulegen, wird aber voraussichtlich mittelfristig unter hoher Volatilität seitwärts tendieren. Sollten sich die Lage der Weltkonjunktur wieder aufhellen und die Rohstoffpreise anziehen, dann wird das jedenfalls den Rand stärken, Zinssenkung hin oder her.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.