Steht die Abwertungsspirale beim Yuan erst am Anfang?
Der Chinesische Yuan setzt im Vorfeld der Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch seinen Anfang November gestarteten Abwertungstrend fort.
USD/CNY stieg auf das höchste Kursniveau seit Mitte 2011 und damit über den Stand, der noch im August weltweit Schockwellen um die Finanzmärkte geschickt hatte. Was ist jetzt anders, warum hält sich die Aufregung in Grenzen? Zum einen sieht es inzwischen so aus, als hätte Peking alles unter Kontrolle, die Yuan-Abwertung verläuft schrittweise. Zum anderen soll offenbar mit dem aktuellen Anstieg von USD/CNY im Vorfeld der erwarteten Zinserhöhung in den USA "Druck vom Kessel" genommen werden.
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Die Abwertung des Yuan ist gerechtfertigt
Im August schockte vor allem das Tempo der Abwertung die Märkte. Bis dahin galt es bei vielen als ausgemachte Sache, dass die Währung eines aufstrebenden Landes wie China nur aufwerten kann. Eine Einbahnstraße also. Doch die gibt es nicht. Die Abwertung des Yuan spiegelt die veränderten "Machtverhältnisse" in der Weltkonjunktur wider. Chinas Wirtschaft lahmt und die Notenbank senkt die Zinsen, während in den USA der Leitzins angehoben wird. Peking betreibt mit der Abwertung NICHT wie vielfach unterstellt eine Politik der Exportförderung, sondern sorgt für einen marktgerechteren Wechselkurs. Daher rechne ich auch nicht mit weiteren drastischen Abwertungsschritten, sondern mit einem moderaten, aber stetigen Kursrückgang des Yuan gegenüber dem Dollar. Dabei wird es auch zwischenzeitliche Phasen der Aufwertung geben. Schließlich will Peking verhindern, dass der an Tempo zunehmende Kapitalabfluss aus China außer Kontrolle gerät. Gut möglich, dass der Yuan kurz nach der Fed-Sitzung in einer Gegenbewegung erst einmal wieder aufwertet.
EUR/CNY ebenfalls im Aufwärtstrend
Auch gegenüber dem Euro kam der Yuan in den letzten Tagen unter Abwertungsdruck (EUR/CNY stieg an). Auf lange Sicht gesehen steht EUR/CNY wegen der allgemeinen Schwäche des Euro aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Dennoch rechne ich auch bei diesem Wechselkurs mit einem allmählichen Anstieg. Hebelzertifikate und andere Derivate werden übrigens vor allem auf den Wechselkurs EUR/CNH angeboten - CNH bezeichnet die in Hongkong gehandelte "Offshore-Variante" des Yuan. EUR/CNH bewegt sich in etwa gleichläufig mit EUR/CNY, hat aber ein etwas höheres Kursniveau.
Fazit
Peking "verkauft" die Abwertung des Yuan als Teil der Liberalisierung des Wechselkurses. Die Anerkennung des Yuan als IWF-Reservewährung soll nicht das Ende der Fahnenstange auf dem Weg zur Weltwährung sein. Wie alles derzeit in China ist aber auch das ein Drahtseilakt. Trotz aller Liberalisierung wird Peking mithilfe der bewährten Marktsteuerung sehr genau darauf achten, dass die Abwertung nicht außer Kontrolle gerät.
Der Autor erklärt, dass weder er noch eine mit ihm verbundene Person im Besitz von in der Analyse erwähnten Finanzinstrumenten ist und dass keinerlei Interessenkonflikt besteht.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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