Rand: Droht ein Absturz wie 2008?
Der Rand wurde hart von der Finanzkrise im Jahr 2008 getroffen.
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Die Wechselkurse EUR/ZAR und USD/ZAR schossen innerhalb weniger Wochen um mehr als 30 Prozent nach oben. Ähnliches könnte in den nächsten Wochen auch drohen, falls die Eurokrise weiter eskalieren und sich zu einer allgemeinen Finanzkrise ausweiten sollte. Die südafrikanische Währung kam bereits seit Anfang August unter heftigen Abwertungsdruck. Die chronischen Defizite in der Leistungsbilanz und im Staatshaushalt machen das Finanzsystem des Landes anfällig für externe Schocks, wie z.B. eine starke Zunahme der Risikoaversion an den internationalen Märkten.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Starke Abhängigkeit von der Weltkonjunktur
Geht es der Weltkonjunktur gut, dann steigt die Nachfrage nach Rohstoffen - und über Rohstoffe verfügt das Land am Kap reichlich. Die hohen Einnahmen aus dem Verkauf von Gold, Platin, Kupfer und anderen Ressourcen treiben die Wirtschaft an, sorgen für sprudelnde Staatseinnahmen und gleichen die Abflüsse durch das hohe Importvolumen bei Konsumgütern aus. Droht der Weltkonjunktur allerdings ein Einbruch - wie derzeit - dann kehrt sich die Spirale ins Gegenteil um. Das Defizit im Staatshaushalt, das 2011 bei etwa fünf Prozent liegt, steigt und auch die Leistungsbilanz rutscht weiter ins Minus. Der IWF rechnet derzeit mit einer Zunahme des aktuell bei 3,3 Prozent liegenden Leistungsbilanzdefizits auf 3,7 Prozent im Jahr 2012.
Investoren ziehen sich aus Rand-Bonds zurück
Doch diese Prognose könnte sich bald als Makulatur erweisen, wenn der Exodus speziell am Anleihemarkt im Ausmaß der letzten Wochen weitergeht. Von Januar bis August haben ausländische Investoren südafrikanische Bonds im Umfang von 52 Mrd. USD gekauft und damit das Leistungsbilanzdefizit zu einem großen Teil finanziert. Seit Mitte September ist jedoch ein massiver Abzug von Geldern zu beobachten. Sollte sich dieser fortsetzen, dann wird dies den Rand weiterhin unter heftigen Abwertungsdruck setzen und zwar solange, bis ein niedriger Wechselkurs und hohe Anleiherenditen die Anleger wieder zurück nach Südafrika locken.
Südafrikas Wirtschaft beginnt zu schwächeln
Es sind aber nicht nur die drohende internationale Finanzkrise und die Abkühlung der Weltkonjunktur, die die Risikoaversion der Anleger steigen lässt, auch die letzten Wirtschaftszahlen aus Südafrika selbst haben die Anleger beunruhigt. Im zweiten Quartal fiel die Wachstumsrate des BIPs auf 1,3 Prozent (annualisiert) und damit auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Die Konjunkturdynamik ist schwächer als erhofft, nicht nur wegen der vielen Streiks. Die Jahres-Wachstumsrate dürfte 2012 unter drei Prozent fallen und das würde das drängende Problem der mit 25,7 Prozent extrem hohen Arbeitslosenquote weiter verschärfen.
Statt Zinserhöhungen bald eine Senkung?
Zinserhöhungen, die noch im April wahrscheinlich erschienen, sind damit längst vom Tisch. Im Gegenteil: Im Falle einer weiteren Konjunkturabkühlung würde eine Zinssenkung durch die Notenbank immer wahrscheinlicher. Das wäre aber riskant, denn der schwächere Rand treibt die Inflation zusätzlich an - bis Jahresende dürfte sich die Rate der Geldentwertung auf 5,9 Prozent beschleunigen. Allerdings wird der Inflationsdruck aufgrund der schwächeren Konjunktur mittelfristig abnehmen.
Der Rand wird in die Zange genommen
Die starke Abhängigkeit von den Rohstoffexporten ist und bleibt ein Risiko - die Binnennachfrage und das verarbeitende Gewerbe spielen eine weit geringere Rolle als z.B. im ebenfalls rohstoffreichen Brasilien, dessen Wirtschaft dadurch viel robuster ist. Der Rand wird folglich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Die Rohstoffpreise fallen, die Konjunktur beim wichtigsten Handelspartner, Europa, kühlt sich ab und internationale Investoren holen ihre Gelder zurück.
Die langfristigen Aussichten bleiben trotz allem gut Doch es gibt auch Ermutigendes: Vom Schock des Jahres 2008 hat sich die Wirtschaft rasch erholt und auch der Rand startete bald wieder einen Höhenflug. Der Zug kann also schnell wieder in die andere Richtung gehen, denn Chancen bietet Südafrika genug. Vor allem der natürliche Reichtum des Landes ist beeindruckend. Bergbau und Tourismus sind zwei Wirtschaftszweige mit großen Wachstumsperspektiven. Das Land am Kap wird auch in den nächsten Jahren vom langfristig anhaltenden Rohstoffhunger der Weltwirtschaft profitieren.
Fazit
Der Rand stand in den letzten Wochen unter heftigem Abwertungsdruck. Für langfristig orientierte Anleger bietet der Kursrückgang eine gute Chance zum Einstieg in den Rand oder in südafrikanische Wertpapiere. Allerdings sollte zuvor ein Abflauen der aktuellen Marktturbulenzen abgewartet werden - und das kann noch dauern.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.