Chinas Expansionspolitik bringt neue Risiken für den Devisenmarkt
Es ist schon erstaunlich: Viele Ungleichgewichte, die durch die Finanzkrise überdeckt wurden, sind überraschend schnell wieder in den Blickpunkt gerückt.
China z.B. hat die sukzessive Aufwertung seiner Währung gegenüber dem US-Dollar, was von Mitte 2005 bis Mitte 2008 erklärte Politik war, gestoppt. Seitdem ist der Wechselkurs USD/CNY relativ konstant. Da der Dollar gleichzeitig gegenüber den meisten anderen Währungen deutlich abwertete, verlor auch der Renminbi z.B. gegenüber dem Euro und dem Yen an Wert. EUR/CNY stieg seit März um etwa 17 Prozent. China erhofft sich durch diese Wechselkurspolitik eine Belebung des immer noch schwächelnden Exports. Der starke Anstieg des BIP um 8,9 Prozent im dritten Quartal war ausschließlich auf die Infrastrukturinvestitionen, die Stimulierung der Konsumnachfrage und den explosionsartigen Anstieg der Bankkredite zurückzuführen, nicht auf den Außenhandel.
Chinas Währung ist unterbewertet
Trotz der Exportschwäche ist der Renminbi deutlich unterbewertet und das beschleunigt den ohnehin starken Kapitalzufluss nach China noch. Gemeinsam mit dem hohen Kreditwachstum führt dies zu einer Blasenbildung am Immobilien- und am Aktienmarkt. China steht damit wie vor der Krise vor dem Dilemma, dass eigentlich ein Zurückführen der Stimulierungsmaßnahmen geboten wäre, doch das würde die Konjunktur vermutlich abwürgen. Dennoch mehren sich die Stimmen in China, die ein Abbremsen des Kreditwachstums fordern. Doch dabei wird die Regierung in Peking nur sehr zögerlich vorgehen, denn nichts fürchtet sie mehr als eine stagnierende Wirtschaft.
Der Euro und der Yen zahlen die Zeche
Die Last eines unterbewerteten Renminbi und eines schwachen US-Dollar tragen vor allem die Eurozone und Japan. Der Euro und der Yen befinden sich unter starkem Aufwertungsdruck und der dürfte anhalten. Das bremst die Konjunkturerholung in diesen Wirtschaftszonen erheblich und gefährdet die Rückkehr der Weltwirtschaft in ein stabileres Gleichgewicht.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.