CFDs: Das Corona-Comeback bei den CFD-Anbietern
Trotz Regulierung geht es mit den CFD-Anbietern aufwärts. In der Krise wurden nun zwei von ihnen sogar zu Börsenstars. Wie es zu dieser Entwicklung kam.
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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
Die Totenglocken schienen für die CFD-Branche im August 2018 zu läuten. Damals wurden der Branche von der Europäischen Wertpapier-Aufsichtsbehörde ESMA harte Auflagen aufgebürdet. CFDs sind Contracts for Difference, also Differenzgeschäfte. Diese werden außerbörslich direkt über den Anbieter (Broker) gehandelt. Basiswerte sind Indizes, Aktien, Rohstoffe oder Devisen, auf die long oder short gesetzt werden kann. Da dabei hohe Hebel eingesetzt werden, sind die Produkte spekulativ.
Gerade diese hohen Hebel waren der ESMA ein Dorn im Auge. Einige Broker offerierten Hebel bis zu 400. Dies limitierte die ESMA wegen des enormen Risikos strikt. Je nach Basiswert sind nun nur noch Hebel von fünf bis 30 möglich.
Zudem schaffte die ESMA die Nachschusspflicht ab. Denn wenn das Handelskonto ins Minus rutschte, mussten die Anleger Geld nachschießen. Das konnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass Investoren Haus und Hof verloren. Den CFD-Brokern wurde damals ein kräftiger Rückgang ihres Geschäfts prognostiziert. Die Börsianer sahen das genauso. Die Aktien der beiden europäischen Marktführer CMC Markets und IG begannen schon vor Inkrafttreten der Regeln abzutauchen. So verlor das Papier von CMC Markets zwischen Juni 2018 und Mai 2019 gut 60 Prozent an Wert, das von IG rund 50 Prozent.
Umsatz- und Gewinneinbrüche
Das hatte seine Gründe: Bei CMC Markets brach der Gewinn von 60 Millionen Pfund im Geschäftsjahr 2018 (endete im März 2018) auf 6,3 Millionen Pfund im Geschäftsjahr 2019 ein. Bei IG sank der Umsatz des Bereichs Europa, Mittlerer Osten und Afrika von 2018 auf 2019 von 162 Millionen auf 112 Millionen Pfund (Geschäftsjahresende ist im Mai). Europa stellt hier den Löwenanteil.
Doch dann gab es ein unerwartetes Comeback. Sowohl die Gewinne als auch die Zahl der Kunden erholten sich deutlich. Durch die Begrenzung des Risikos wurden Differenzkontrakte auch für Anleger interessant, die vorher vor den unkalkulierbaren Verlusten zurückgeschreckt waren. Auch das Image der Branche verbesserte sich, da sich einige kleinere Anbieter, die durch aggressives Marketing auffielen, zurückzogen. Bei in Deutschland und Großbritannien regulierten Anbietern gelten auch großzügige Entschädigungsvorschriften im Falle der Insolvenz eines Brokers. Zudem verbesserten die Anbieter ihren Service und die Stabilität ihrer Handelsplattformen und erweiterten die Anzahl der handelbaren Basiswerte.
So kam die Branche zurück in die Erfolgsspur. Die Zahl der Kunden und somit auch die Umsätze und Gewinne der CFD-Broker zogen wieder stark an - und in der Folge die Aktienkurse von CMC Markets und IG, die zwischen Mai 2019 und Ende Februar 2020 um 100 beziehungsweise 50 Prozent kletterten.
Zu Beginn der Corona-Krise gaben dann die Kurse beim Crash wieder nach, um sich ab Mitte März fulminant zu erholen. Inzwischen stehen diese sogar höher als vor dem Crash, da CFD-Anbieter zu den Corona-Profiteuren zählen. Sie gewannen viele Neukunden.
So verzeichnete IG allein von Anfang März bis 21. April 22.500 neue Trader weltweit. In den neun Monaten vor dem Corona-Crash waren es verglichen dazu insgesamt 36.000 Neukunden. "Das ist eine Rekordzahl an neuen Kunden. In diesen Zeiten von lang anhaltender Volatilität erleben wir ein außergewöhnliches Interesse auf Kundenseite", freut sich Nazli Visne, stellvertretende Geschäftsführerin Deutschland bei IG, über den Zuwachs.
Bedeuten doch hohe Schwankungen Anlagechancen für Kunden. Das wirkte sich auch auf die Umsätze aus. Von Anfang März bis 21. April lag der globale Umsatz von IG bei 173 Millionen britischen Pfund, deutlich mehr als im längeren Zeitraum von Anfang Dezember 2019 bis Ende Februar 2020 mit 140 Millionen Pfund.
Starker Zulauf von Kunden
Auch von anderen CFD-Brokern ist zu vernehmen, dass es in der Krise einen kräftigen Kundenzuwachs und wachsende Umsätze gab. Dazu zählt CMC Markets: "In den turbulenten Börsenmonaten März und April haben wir in Deutschland fast viermal so viele Kontoeröffnungen verzeichnet wie im Schnitt der drei Monate zuvor", sagt Markus Kegler, Geschäftsführer von CMC Markets Deutschland.
Neben der Volatilität sieht er noch andere Ursachen für den Kundenzuspruch. "Vor allem die Flexibilität, mit CFDs Positionen schnell öffnen und schließen und damit auch rasch long oder short gehen zu können, hat in dieser Marktphase Trader zu CFDs greifen lassen", erklärt Kegler das Phänomen. Ein weiterer Vorteil sei, dass Anleger alle Produkte auf einer Handelsplattform fänden und rund um die Uhr handeln könnten.
Ein wichtiger Grund war die hohe Kundenzufriedenheit mit dem Service und den Handelsplattformen der Broker. Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat ab dem 26. März CFD-Kunden von mehr als 30 Brokern nach der Zufriedenheit mit ihrem Anbieter in der Krise befragt. Die Ergebnisse für fünf Broker konnten schon ausgewertet werden.
Zwischenergebnis: Prinzipiell sind die Trader mit ihren Brokern sehr zufrieden. Die bislang ausgewerteten Anbieter FXFlat, Admiral Markets, CMC Markets, FXCM und WHSelfinvest werden mit "sehr gut" benotet. Bewertet wurden Kategorien wie Erreichbarkeit in der Krise, Betreuung, Zufriedenheit mit der Handelsplattform, aktuelle Infos und Kundenservice. Die Befragung ist noch offen, sodass auch Ergebnisse für weitere Broker zu erwarten sind.
Die Branche ist innovativ
Auch künftig sieht es für innovative CFD-Anbieter gut aus. So versucht IG mit Optionen und Turbozertifikaten auf zahlreiche Basiswerte, die 24 Stunden lang handelbar sind, neue Umsatzanteile zu gewinnen. CMC Markets offeriert seit Kurzem 17 neue Aktienbaskets auf spezielle Trendthemen wie etwa Videospiele oder autonomes Fahren. Und eToro eröffnet bereits ab 2.000 US-Dollar die Möglichkeit, in ein Portfolio aus 30 Techfirmen aus China zu investieren. Totgesagte leben manchmal eben doch länger.
INVESTOR-INFO
CMC Markets
Chancenreich, aber volatil
Das britische Unternehmen hat ein stark wachsendes Geschäft sowohl bei institutionellen Investoren als auch bei Privatanlegern. Der Fokus auf Premiumkunden dürfte sich auszahlen. Die Aktie ist volatil und eignet sich daher nur für risikobereite Anleger. Es ist ratsam, an der Börse in London zu kaufen, da die Spreads an deutschen Börsen hoch sind.
IG Group
Gut aufgestellt
Die in Großbritannien ansässige Handelsfirma wächst stark im Neugeschäft und ist außer im CFD- auch im Aktienhandel gut aufgestellt. Wie bei CMC Markets ist die Dividendenrendite ein Plus. Die Aktie ist weniger volatil als die des Konkurrenten. Der Kauf an der Londoner Börse ist wegen der dort höheren Liquidität empfehlenswert, dies ist über viele Banken möglich, dabei aber die Gebühren beachten.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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