Euro am Sonntag-CFD-Spezial

CFDs: Mit großen Hebeln durch den Flash-Crash

25.03.18 12:00 Uhr

CFDs: Mit großen Hebeln durch den Flash-Crash | finanzen.net

Noch immer sind mit Differenzkontrakten riskante Spekulationen möglich. Wie der jüngste Börseneinbruch bei den Brokern hierzulande verlaufen ist.

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von Gian Hessami, Euro am Sonntag

Da war er wieder, der Schwarze Schwan. Er kommt nicht oft. Aber wenn, dann lässt er es an der Börse so richtig krachen. Der Flash-Crash am 5. Februar an der Wall Street ließ den Dow Jones vo­rübergehend um acht Prozent in die Tiefe stürzen. Am Ende des Tages stand immer noch ein Minus von 4,6 Prozent auf der Anzeigetafel. Rund 1.175 Punkte ging es abwärts - so viel wie noch nie an einem Han­delstag. Der freie Fall griff auch auf ­andere Leitindizes über. Positive Wirtschaftsdaten hatten in den USA Spekulationen ausgelöst, die Notenbank könnte den Leitzins schneller und deutlicher erhöhen als erwartet. Schwarze Schwäne sind an den Finanzmärkten ein Synonym für höchst unwahrscheinliche Ereignisse. Was sie für spekulative Anleger bedeuten können, die auf Differenz­kontrakte (Contracts for Difference, kurz: CFDs) setzen, ist bestens bekannt.

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Gut in Erinnerung ist der Franken-Crash vor drei Jahren. Damals gab die Schweizer Nationalbank (SNB) den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro überraschend auf. Binnen Minuten stürzte der Euro in der Spitze um fast 30 Prozent ab.

Traderkonten rutschten ins Minus - zum Teil in den sechsstelligen Bereich. Durch die Nachschusspflicht waren einige Anleger plötzlich hoch verschuldet. Zu den Betroffenen gehörten vor allem diejenigen, die mit großen Hebeln von 100, 200 oder gar 400 agiert hatten und auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Aber auch CFD-Anbieter kamen unter die Räder. So schlitterte der britische Broker Alpari in die Insolvenz. Sein Risiko­management war aufgrund der fehlenden Liquidität zusammengebrochen.
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Solche Katastrophen soll es in Deutschland nicht mehr geben. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat im vorigen Jahr die Nachschusspflicht bei Konten von Privatanlegern verboten. Damit will die Behörde das Risiko der Kunden verringern. Anders als von vielen Marktbeobachtern erwartet, können Privatanleger aber immer noch Hebel bis zu 400 nutzen. Das Risiko der Nachschusspflicht liegt hierbei jedoch allein bei den Brokern.

Stabile Handelsplattformen

Der nach Kunden größte CFD-Anbieter hierzulande, CMC Markets, hat seit dem Verbot der Nachschusspflicht die Margins, also die Sicherheitsleistung, für alle Differenzkontrakte erhöht und somit die Hebel verkleinert. Auf liquide Basiswerte wie DAX, Dow Jones, S & P 500 und auf Gold sowie bestimmte Währungspaare wie Euro oder britisches Pfund gegenüber dem US-Dollar sind trotzdem noch Hebel von 200 möglich.

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Bei Aktienindexpositionen wie Dow Jones und DAX sichert der Broker seine Zahlungsverpflichtungen über den Kauf von Futures ab. "Unsere Handelsplattformen liefen am 5. Februar stabil", sagt Craig Inglis, verantwortlich für das Deutschland-­Geschäft von CMC Markets.

In solchen volatilen Marktphasen müssten mehr Positionen automatisch glattgestellt werden als sonst, berichtet der CFD-Experte. Allerdings könne man die jüngsten Turbulenzen kaum mit dem Franken-Crash aus dem Januar 2015 vergleichen. "Der Einbruch kam dieses Mal nicht so heftig und überraschend", meint Inglis.

Über das Hedging von CMC Markets sagt er: "Angesichts der hohen Zahl an aktiven Kunden gleichen sich Käufe und Verkäufe in den wichtigsten Instrumenten zum Großteil aus. Den Rest, der außerhalb unserer Risikobereitschaft liegt, sichern wir im zugrunde liegenden Markt ab. In der Vergangenheit haben des Öfteren - zumeist kleinere - Anbieter Gegenpositionen aufgebaut, um als Broker höhere Gewinne zu erzielen. Dies kann beim Hedging für den Broker gefährlich werden."

Beim CFD-Broker IG ist es möglich, den DAX mit einem ­Hebel von 200 zu handeln. Bei den US-Indizes Dow Jones und Nasdaq beträgt der maximale Hebel 100, ebenso bei Devisen. Dies ist etwa bei Währungspaaren wie Euro, australischer Dollar und britisches Pfund gegenüber dem US-Dollar möglich.

"Während des Flash-Crashs waren die CFD-Trader bei IG mit ihren garantierten Stopps gut aufgehoben", sagt Michael Lippa, Deutschland-Chef von IG. Dabei wird die Order immer genau zu jenem Kurs ausgeführt, den ein Anleger als Stop-Loss-Marke eingibt.

IG sichert seine Zahlungsverpflichtungen über den Future-­Markt und den Interbankenhandel ab. In bestimmten Markt­situationen kündigt der Broker Margin-Erhöhungen an, um den Hebel der Differenzkontrakte zu verringern. "IG orientiert sich an bevorstehenden Ereignissen, die die Märkte stark bewegen können, zum Beispiel wichtige Wahlen oder ein Referendum wie das für den Brexit", erläutert Lippa. Allerdings sei stän­diges Verändern der Margins nicht im Interesse der Kunden. So etwas kündige man in der Regel 14 Tage vorher an.

Hebel von 400

Auch bei ActivTrades können die Margin-Beträge vor Ereignissen wie Wahlen heraufgesetzt werden, um das Investment­risiko zu reduzieren. Der Broker hat bereits vor fünf Jahren freiwillig die Nachschusspflicht abgeschafft. "Durch den Schutz unserer Kunden schützen wir letztlich auch uns selbst", sagt Alex Pusco, Gründer und Geschäftsführer von ActivTrades.

Bei Euro/US-Dollar als einem der meistgehandelten Währungspaare könne ActivTrades grundsätzlich einen Hebel von bis zu 400 anbieten, ebenso für die gängigen Indizes wie S & P 500, DAX oder CAC 40. Für Indizes aus der Schweiz, Spanien und Italien sinke dieser Hebel auf 200, bei Rohöl auf 100.

Regulierung in Sicht

Nach Aussage von Pusco funktionierte bei ActivTrades das Risikomanagement während des Flash-Crashs tadellos. "Das kann man sich als eine Kette von Maßnahmen vorstellen. Zunächst geht es um die Analyse des Hebels für verschiedene Produkte. Diesen können wir je nach Marktlage anpassen. Darüber hinaus stehen die Kapitalisierung der Kundenkonten, deren Tradingprofile und -volumina sowie deren individuelle Risikobereitschaft im Fokus", erklärt er.

Wie lange Anleger noch über CFDs mit kleinen Geldbeträgen große Summen bewegen können, ist indes bis dato unklar. Die europäische Aufsichtsbehörde ESMA (European Securities and Markets Authority) plant, die Hebelstärken künftig drastisch zu begrenzen. Dies soll nur Privatanleger betreffen. Branchenexperten befürchten, dass die Differenzkontrakte für viele damit jedoch ihren Reiz verlieren könnten.

Dem Vernehmen nach sind zwei prominente Broker bereits dazu übergegangen, einigen ihrer Privatkunden den Status als professionelle Anleger anzubieten. Denn Profis dürfen hohe Hebel einsetzen. Im Gegenzug gilt für diese jedoch die Nachschusspflicht, die hierzulande lediglich für Privatanleger abgeschafft wurde.

Und genau das könnte sich ­rächen. Beispielsweise dann, wenn irgendwann wieder der Schwarze Schwan aus dem Nichts auftauchen sollte.

Investor-Info

Glossar:

Margin: Anleger müssen bei CFDs nur einen kleinen Teil des Basiswerts als Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegen. Je kleiner die Margin, desto größer der Hebel.

Hebel: Eine Margin von einem Prozent entspricht einem Hebel von 100, der in beide Richtungen wirkt. Dadurch sind hohe Gewinne, aber auch große Verluste möglich.

Extreme Hebel
Nur für sehr Mutige

CFDs eignen sich vor allem für risikobereite Trader. Auch nach dem Verbot der Nachschusspflicht sind hohe Hebel möglich. ­Welcher Broker auf beliebte Basiswerte den höchsten Hebel ermöglicht, zeigt die Tabelle.

Broker Basiswert Hebel
ActivTrades DAX 400
ActivTrades EUR/USD 400
CMC Markets Dow Jones 200
CMC Markets Gold 200
IG Nasdaq 100
Stand: 13.03.2018 Quelle: Anbieter








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Bildquellen: svilen_mitkov / Shutterstock.com, Imilian / Shutterstock.com

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