Mittelstandsanleihen: Flaute für die Anleger
Der Windparkentwickler Windreich ist pleite. Die Insolvenz macht erneut die Risiken der beliebten Minibonds deutlich.
von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Wer Anleihen des Windparkentwicklers Windreich im Depot hat, muss sich auf herbe Verluste einstellen. Das Unternehmen ist zahlungsunfähig, mit einem Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung soll noch versucht werden, die Firma zu retten. Gründer Willi Balz hat den Chefsessel geräumt, Geschäftsführer ist nun Werner Heer, der zuvor bereits als Berater für Windreich tätig war.
Beobachter sehen das Unternehmen seit Längerem als Pleitekandidaten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit März, die Liste der Vorwürfe ist lang: Kapitalanlagebetrug, Marktpreismanipulation, Insolvenzverschleppung, Bilanzmanipulation. Balz hat das stets zurückgewiesen.
Windreich hat zwei Anleihen mit einem Volumen von 125 Millionen Euro emittiert. Sie wurden von der Börse Stuttgart zunächst vom Handel ausgesetzt, können aber inzwischen wieder gehandelt werden. Die 2015 fällige Anleihe wechselt derzeit für 14 Prozent des Nennwerts den Besitzer. Für den Bond mit vorgesehener Laufzeit bis 2016 werden 13 Prozent gezahlt. Das wären Renditen von gut 300 beziehungsweise 135 Prozent jährlich — wenn die Anleihen ordnungsgemäß bedient würden. Damit ist freilich kaum zu rechnen. Die Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) geht wie die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) davon aus, dass keine Zinsen mehr überwiesen und die Anleihen nicht voll zurückgezahlt werden.
Auf wie viel die Anleihegläubiger hoffen können, lässt sich noch nicht abschätzen. Ende 2012 lagen die Schulden von Windreich bei rund 400 Millionen Euro. Und vor den Anleihegläubigern werden sich die Banken ihren Teil sichern wollen.
Die Pleite wirft ein neuerliches Schlaglicht auf die Risiken von Mittelstandsanleihen. Die Windreich-Bonds wurden im Mittelstandssegment Bond M emittiert, haben dieses aber Anfang 2013 verlassen und notieren seither im Freiverkehr.
Anleger, die investiert sind, sollten zunächst abwarten und nicht überstürzt zu den aktuellen Kursen verkaufen. Für einen spekulativen Einstieg ist die Lage wiederum noch viel zu unübersichtlich.