Öl: USA am Limit?
Der Ölpreis ist mit viel Schwung auf ein neues Zweijahreshoch gestiegen. Wie nachhaltig ist der steile Aufwärtstrend?
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Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Nebenwerte-Spezialist ist Chefanalyst des Anlegerbriefs. Seit 1999 erzielte der Analyst mit seinem Musterdepot eine Rendite von mehr als 17% pro Jahr. Steffen ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 103% verzeichnet (Stand: 30.09.2017).
Der Ölmarkt erlebt aktuell ein Tauziehen zwischen der OPEC und den USA. Lange Zeit hatten die Amerikaner Oberwasser, da die Frackingkosten stark gesenkt werden konnten und die Anbieter so auch auf einem niedrigeren Preisniveau konkurrenzfähig waren. Dementsprechend verpufften zwischenzeitlich die Bemühungen des Ölkartells, zusammen mit Partnern durch eine Beschränkung der Förderung eine deutliche Erholung der Notierung zu erzwingen. Doch nun scheint sich das Blatt wieder zu wenden.
OPEC langfristig optimistisch
Die OPEC bleibt langfristig sehr optimistisch für den Ölmarkt. Nach einer aktuellen Projektion wird die Ölnachfrage bis zum Jahr 2040 von derzeit 95,4 Mio. Barrel pro Tag (mb/d) auf dann rund 111 mb/d steigen. Hauptgrund ist der steigende Mobilitätsbedarf in stark wachsenden Schwellenländern, der trotz aller Fortschritte beim Elektroantrieb vor allem mit Fahrzeugen gedeckt werden dürfte, die einen klassischen Verbrennungsmotor nutzen. Kurzfristig ist die Lage am Ölmarkt allerdings diffiziler, der Anstieg der Produktion in den USA hat das Ölkartell zu einer Vereinbarung über eine Begrenzung der Förderung getrieben, die zumindest bis März 2018 fortgesetzt werden soll.
Zahl der US-Bohrlöcher fällt weiter
Der OPEC könnte nun allerdings eine Trendwende in den USA zu Hilfe kommen. In 2016 hatte die erste deutliche Erholung des Ölpreises nach dem Absturz zu einem kräftigen Anstieg der Zahl der aktiven Bohrlöcher in den Vereinigten Staaten geführt. In diesem Jahr ist die Notierung seit Ende Juni erneut durchgestartet. Erstaunlicherweise hat sich der Anstieg der genutzten Bohrlöcher seit Mitte August aber nicht mehr fortgesetzt - im Gegenteil. Seit dem Zwischenhoch reduzierte sich die Zahl in wenigen Wochen um 5 %. Das könnte ein erstes Indiz dafür sein, dass der Fracking-Boom in den USA seinen Zenit, zumindest im aktuellen Preisumfeld, vorerst erreicht hat.
Fazit zu Öl
Diese Trendwende war im September in der Tendenz schon absehbar, wir hatten daher in der Analyse im Anlegerbrief 36/2017 ein Anstieg des Ölpreises auf ein neues Jahreshoch in Aussicht gestellt. Das ist nun eingetreten, womit Öl eine untere Umkehrformation vollendet hat und sich wieder im Haussemodus befindet.
Über den Autor Holger Steffen
Holger Steffen ist Chefanalyst des Anlegerbriefs. Im Musterdepot des Anlegerbriefs erwirtschaftete Holger Steffen seit Auflage im Jahr 1999 eine Rendite von im Schnitt mehr als 17% pro Jahr. Der Analyst berät auch den Value-Stars-Deutschland-Index, der sich seit Auflage im Dezember 2013 schon mehr als verdoppelt hat (Stand: 30.09.2017).
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