Anleihen: Risiken rücken in den Vordergrund
Sollte die Konjunktur im Jahresverlauf wieder anziehen, müssten die Renditen von Anleihen eigentlich im Vorfeld anziehen. Noch fehlt dieses positive Signal.
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 82,9% verzeichnet hat (Stand 28.02.2019).
Am Aktienmarkt grassierte zuletzt die Hoffnung, dass die Konjunktur im weiteren Jahresverlauf wieder an Schwung gewinnt. Dieses Szenario wird von gesamtwirtschaftlichen Frühindikatoren im Moment aber noch kaum gestützt, und auch der Anleihenmarkt signalisiert keine Wachstumsbeschleunigung. Stattdessen richtet sich der Fokus dort wieder stärker auf die Risiken.
EZB rudert zurück
Im zweiten Halbjahr 2016 hatten Anleihen in Deutschland eine Trendwende vollzogen, die Umlaufrendite erhöhte sich im Nachgang von -0,29 % im Tief auf mehr als 0,5 % im Februar 2018. Im Gleichklang mit rückläufigen Frühindikatoren zur konjunkturellen Entwicklung bröckelt sie seitdem aber wieder und ist zuletzt erstmals wieder in negatives Terrain gefallen. Das geht einher mit einer erneuten Trendwende der EZB. Nachdem die Notenbank im letzten Jahr ihr Anleihenkaufprogramm beendet hatte, war für diesen Sommer eine Überprüfung des Nullzinsniveaus in Aussicht gestellt worden. Dies wurde in der jüngsten EZB-Sitzung auf das Jahresende vertagt, zudem wurde eine neue Liquiditätsspritze für die Banken beschlossen. Die deutlich vorsichtigere Gangart resultiert aus kräftig abgesenkten Wachstums- und Inflationserwartungen für den Euroraum.
In den USA steigt die Skepsis
Auch in den USA hat die Stimmung gedreht und die Zuversicht abgenommen, dass sich die Wirtschaft von der globalen Wachstumsabschwächung abkoppeln kann. Die FED hat daher in den letzten Monaten den zuvor verfolgten stetigen Zinserhöhungskurs erst einmal gestoppt. Zuletzt hat das Direktoriumsmitglied Lael Brainard in einer Rede betont, dass die Notenbank angesichts gestiegener Risiken sehr vorsichtig agieren müsse. In einigen Medienberichten wurde das sogar so interpretiert, dass eine erste Zinssenkung von Seiten der FED in naher Zukunft nicht mehr ausgeschlossen ist.
Fazit zu Anleihen
Die Zeit steigender Marktzinsen ist dies- wie jenseits des Atlantiks vorerst vorbei, konjunkturelle Risiken lasten auf den Anleihenrenditen. Die immer noch moderat ansteigende Zinsstrukturkurve in den USA signalisiert allerdings noch kein Rezessionsrisiko in Übersee. Nichtsdestotrotz fehlen am Rentenmarkt im Moment auch noch Indizien für die These, dass die globale Wachstumsdynamik bald wieder anzieht.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der etwa 20 ausgewählte Aktien aus dem deutschen Nebenwerte-Segment enthält. Das Portfolio können Anleger im monatlichen Newsletter zum Value-Stars-Index einsehen.
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 1.701 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 16,4 Prozent pro Jahr (Stand: 31.12.2018).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 82,9% verzeichnet hat (Stand 28.02.19).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
Weitere Hinweise:
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus. Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).
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Bildquellen: VSI