Value-Stars-Kolumne

Anleihen: Das bedrohliche Zinsmirakel

30.10.17 08:21 Uhr

Anleihen: Das bedrohliche Zinsmirakel | finanzen.net

Die positiven Konjunkturaussichten müssten eigentlich für steigende langfristige Zinsen sorgen. Dass das nicht passiert, sollte nicht nur der EZB Sorgen bereiten.


Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Nebenwerte-Spezialist ist Chefredakteur des Anlegerbriefs, das Musterdepot des Börsenbriefs erwirtschaftet seit 1999 im Schnitt eine Rendite von über 17% pro Jahr. Zudem berät er den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit 2013 eine Rendite von 103 % erzielt hat (Stand: 30.09.2017).
Wer­bung

Das laufende Jahr ist eigentlich ein Fest. Aktien sind stark gestiegen und verdeutlichen einen großen Optimismus, der mit weiterhin sehr robusten Konjunkturindikatoren untermauert wird. Gestört wird das Bild allerdings durch die Entwicklung der langfristigen Zinsen in Übersee und in Europa, die einfach nicht richtig steigen wollen. Für die Notenbanken ist das durchaus ein Problem, und auch Aktienanleger sollten das nicht aus dem Blick verlieren.

Kein Aufwärtstrend bei langfristigen Zinsen

Ein langer und dynamischer Konjunkturaufschwung geht eigentlich mit im Trend steigenden langfristigen Zinsen einher. Denn die Inflation nimmt in der Regel aufgrund der robusten Nachfrage und zunehmend ausgeschöpfter Kapazitätsreserven, etwa am Arbeitsmarkt, zu, was sich in den Zinsforderungen der Anleger widerspiegelt. Da Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes aktuell für ein hohes Wachstum sprechen, stellt sich die Frage, warum die langfristigen Zinsen nicht nachziehen. In den USA haben die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen seit Jahresanfang per Saldo stagniert, zehnjährige Bundesanleihen konnten in diesem Zeitraum von sehr niedrigem Niveau aus nur leicht zulegen.

Wer­bung

Zinsstruktur als Dilemma für die Notenbanken

In Verbindung mit Leitzinserhöhungen der FED und stagnierenden Leitzinsen der EZB hat das zu einer flacheren Zinsstrukturkurve geführt. Noch Anfang 2014 lag die Differenz zwischen dem Zins zehnjähriger Bundesanleihen und dem Leitsatz in den USA bei 2,87 %, inzwischen ist diese auf 1,24 % zusammengeschrumpft. Für Deutschland ergibt sich währenddessen ein Rückgang von 1,85 auf 0,43 %. Das kann zweierlei heißen: Entweder erwarten die Anleger ein inflationsfreies Wachstum, was die Zinsforderungen drückt, oder sie rechnen mit einem deutlichen Rückgang der Konjunkturdynamik. Die erste Variante ist aber nicht so wahrscheinlich, da die Inflation in den USA und in Europa vom Tief vor zwei Jahren jeweils deutlich zugelegt und einen Aufwärtstrend etabliert hat.

Wer­bung

Fazit zu Anleihen

Die Entwicklung könnte darauf hindeuten, dass die Anleger am Rentenmarkt eine abnehmende Konjunkturdynamik einpreisen. Für die Notenbanken ist das ein Dilemma, denn eine immer flachere Zinsstrukturkurve ist ein Alarmsignal. Die FED plant eigentlich, den aufgebauten Wertpapierbestand langsam abzubauen, die EZB will zumindest weniger kaufen. Das müsste eigentlich am Markt antizipiert werden und zu sinkenden Kursen und steigenden Zinsen führen. Da das nicht passiert, könnte das über kurz oder lang die Pläne durchkreuzen. Das ist auch für den Aktienmarkt von Bedeutung, denn eine inverse Zinsstruktur (kurzfristige Zinsen höher als langfristige) gilt als guter Indikator für eine anstehende Rezession. So weit ist es noch nicht, aber der Trend ist bedenklich.

Welche Aktien sind Kandidaten für eine überdurchschnittliche Rendite? Lesen Sie jetzt den kostenlosen Newsletter zum Value-Stars-Deutschland-Index mit Analysen vom Nebenwerte-Spezialisten Holger Steffen und seinem Team! Der Value-Stars-Deutschland-Index hat seit 2013 eine Rendite von 103 % erzielt (Stand: 30.09.2017) .

» Jetzt kostenlos den Newsletter zum Value-Stars-Deutschland-Index erhalten!

 


Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten bei der obigen Finanzanalyse (§34b WpHG): - Der Autor oder ein Mitautor hält direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine). - Der "Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine) - In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9), für den die Anlegerbrief Research GmbH ein entgeltliches Beratungsmandat hat, sind der folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine).

"Der Anlegerbrief" ist der Börsenbrief für chancen-orientierte Anleger. Seit dem Jahr 1999 erzielen die Analysten des Anlegerbriefs für ihre Leser eine außergewöhnliche Performance. Weitere Infos zum Anlegerbrief ...

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.